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Arcancil: Mascara Compact – wie funktioniert Cake-Mascara?

Heute tauchen wir mal tief in die Geschichte der Mascara ein. Bevor es Wimperntusche in tubenförmigen Flakons gab, wurde mit sogenannten “Spuck-Mascaras” gearbeitet. Diese Kompakt-Mascaras existieren seit dem frühen 20. Jahrhundert und wurden von verschiedenen Firmen entwickelt. Max Factor war ebenso dabei wie Maybelline.

Und 1950 folgte dann auch Arcancil Paris, eine französische Firma, deren Ruhm sich sogar auf dieser “Mascara Compact” gründet. In Frankreich konnte ich immer noch einige feste Mascaras zur Auswahl finden, sowohl im etwas angestaubten Kaufhaussortiment als auch ganz neu und schick bei Fred Farrugia.

Meine Cake-Mascara von Arcancil hat keine besonders schmucke Verpackung. Eine blaue Dose aus Plastik mit goldenem Schriftzug und einem Spiegel auf der Innenseite des Deckels. Im Döschen befinden sich dann der schwarze Farbstein und ein Bürstchen mit sehr festen, starren Borsten.

Auf der Rückseite der Dose sind die Gebrauchsanweisungen aufgedruckt: Man soll das Bürstchen und/oder den Farbstein befeuchten, um dann mit dem Bürstchen Farbe aufnehmen zu können und damit über die Wimpern zu streichen, von unten nach oben, wie bei einer gewöhnlichen Mascara auch.

Zuerst habe ich das Bürstchen nur zaghaft befeuchtet und bin genauso scheu damit über den Farbstein gestrichen. Der Effekt war gleich null, es löste sich keine Farbe.

Ich habe das Bürstchen dann ordentlich mit Wasser nass gemacht, den Stein damit befeuchtet und kräftig mit dem Bürstchen über den Farbstein gerieben (und ich meine reiben!):

Mit dieser Methode brachte ich dann richtig Farbe auf das Bürstchen:

Damit ihr euch die Farbkraft vorstellen könnt, habe ich mal eine Ladung der Farbe auf dem Handrücken geswatcht:

So, und jetzt auf die Wimpern damit. Zuerst meine Wimpern in Natur, wie ihr sie schon kennt:


Ich pinselte mit dem Bürstchen 2-3 Schichten auf, zwischen denen ich immer etwas Zeit zum Trocknen ließ. Zuerst war ich skeptisch, aber es funktioniert ganz einfach und problemlos. Hier also das Zwischenergebnis:

Und dann nach fünf Schichten das finale Ergebnis:

Nicht schlecht, oder? Für so eine altmodische Auftragsweise war ich echt sehr erstaunt, ein solches Volumen und diese Verlängerung erreicht zu haben.

Der einzige Nachteil ist, dass es etwas gedauert hat, bis es so aussah. Das geht nicht mit einer schnellen Schicht, sondern erfordert ein mehrmaliges Layern der Farbschichten.

Jetzt noch zu den Inhaltsstoffen. Die Basis bildet Bienenwachs, als Konservierungsstoffe sind allerdings z.B. Methylparaben, Triethanolamine und BHT enthalten:

Im Grunde besteht heutige Mascara eigentlich aus nichts anderem. Natürlich ist das Wasser schon darin enthalten, aber Wachs und schwarze Farbe sind immer noch die Basisstoffe. Dazu werden einige Zusatzstoffe, Konservierungsmittel und manchmal auch Wimpern verlängernde Fasern beigemischt.

Enthalten sind in der Compact Mascara von Arcancil 4,9 gr. Ich habe für die Dose 12,80 EUR bezahlt.

Erhältlich ist der Compact-Mascara von Arcancil in Frankreich bei Monoprix oder den Galeries Lafayette. Es gibt aber auch von anderen Firmen Cake-Mascaras, z.B. von Longcils Boncza (über kultkosmetik.de), Kryolan oder Tana, die problemlos in  Deutschland erhältlich sind.

Mein Fazit: Ich bin erstaunt, wie gut es funktioniert, wenn man den Dreh raus hat und ordentlich Farbe auf das Bürstchen reibt. Positiv hat mich auch das Ergebnis überrascht: Sehen meine Wimpern so viel anders aus als mit der “Eyes to Kill”-Mascara von Armani?
Praktisch ist auch, dass man vom ganz natürlichen bis zum dramatischen Look alles hinbekommt, weil die Layertechnik sowieso das Mittel der Wahl ist. Der einzige Nachteil ist für mich, dass es etwas dauert, bis man ungefähr fünf Schichten aufgetragen hat. An der Haltbarkeit konnte ich nichts bemängeln, die Mascara hielt genauso wie andere Wimperntuschen. Ich hatte auch nach einem ganzen Tag keine Pandaaugen.

Kennt ihr Cake-Mascaras? Welche Erfahrungen habt ihr damit gemacht? Mögt ihr solche nostalgischen Produkte? Es heißt, dass schon Marylin Monroe ihren Augenaufschlag mit Cake-Mascara intensiviert hat…

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33 Kommentare

  1. la pop sagt am 8. Januar 2011

    Wow, das ist nun wirklich mal interessant, da mir diese Geschichte völlig neu war. Auch wenn der Cake-Mascara erstmal eher an ein Stück Kohle erinnert. 🙂
    Toller Eintrag. Vielen Dank!

  2. keimonish sagt am 9. Januar 2011

    Ich stamme noch aus einer Zeit und außerdem aus der DDR, da hatte ich bis zur Wende diese Art cake-Mascara (allerdings nicht in so einem schicken Döschen) und kam auch damit gut zurecht. (mit Speichel besser als mit Wasser 🙂 Ist für mich aber auch interessant, Geschichtliches dazu zu lesen 🙂

    • Hihi, ich glaube “aus einer Zeit” stamme ich auch… Ich finde es total spannend, dass es in der DDR dieses Produkt auch gab. Würde mich eigentlich sowieso mal interessieren, welche Marken/Produkte es da so gab. Ich liebe solche Forschungen ja sehr 🙂
      Und wenn du meinst, dass die Cake-Mascara mit Speichel besser funktioniert, werde ich das unbedingt mal ausprobieren 🙂

      • keimonish sagt am 9. Januar 2011

        *schmunzel* ich hatte den ersten Satz nicht ganz ausformuliert :-), ich wollte sagen, aus einer Zeit als es das eben noch gab 🙂
        In der Hauptsache gab es in der DDR Florena von VEB Berlin-Kosmetik 🙂 aber ich weiß gar nicht, ob es da noch andere Firmen gab.Manches hab ich auch vergessen und müsste selbst nochmal nachfragen, um einen Aha-effekt zu haben. Ich habe mir immer die Kosmetik aus Tschechien mitgebracht: Marke: “Dermacol” (gibt es auch heute noch)
        In dem Zusammenhang fällt mir aber auch ein, dass ich immer so ein kleines Döschen hatte (aus der DDR…. ich hatte es bis vor Kurzem noch,weiß gar nicht, ob ich es noch irgendwo habe oder nun schon entsorgt…muss mal schauen), in dem kleine schwarze Fusseln sind/waren, die man mit diesem Cake-bürstchen aufnahm und damit die Wimpern verlängern konnte 🙂

      • Ich hatte Dich schon verstanden, fand nur die Formulierung sehr cool 🙂 , weil ich ja im Gegensatz zu vielen Beauties im Netz auch deutlich älter bin.
        Die Fusseldose finde ich ja als Ergänzung zur Cake-Mascara großartig, denn diese Härchen finden sich ja heute auch in vielen Flakon-Mascaras, um die Wimpern zu verlängern.
        Florena ist mir vorhin auch eingefallen, die gehören ja jetzt zu Beiersdorf. Und ihr Beauties habt euch damals Kosmetik aus Tschechien mitgebracht, weil es da bessere /interessantere Produkte gab? Naja, wahrscheinlich das gleiche wie heute: An was man nicht so leicht rankommt, ist umso spannender 😉

      • keimonish sagt am 10. Januar 2011

        Mein Mann weiß das noch besser als ich :-%……wo ich mein Zeug`s damals her hatte, hab mich gestern noch mit ihm darüber unterhalten 🙂 Also: Dermacol gab es gelegentlich auch in der DDR zu kaufen. Nur war die Auswahl nicht so groß wie in Tschechien, deshalb hab in Karlsbad mir Dermacolprodukte gekauft. Grundierung hatte ich IMMER von Dermacol und Lidschatten und flüssigen Eyeliner auch. Lippi von Action (Florena) und Rouge kam vom Lippenstift 😉
        Und die cake-maskara hab ich auch manchmal als Eyeliner verwendet.
        Verwende übrigens heute Cake-eyliner von Kryolan. Der geht dann vllt. auch als Mascara ?….. muss ich mal probieren 🙂

      • Klappt bestimmt auch als Mascara! Guck doch mal auf die Inhaltsstoffe, wenn da Wachse und Farbe drin sind, müsste das doch klappen!
        Und cool, dass sich dein Mann besser daran erinnern kann als Du 🙂

      • keimonish sagt am 1. April 2011

        Ich hab meine “Fusseln” wiedergefunden *freu*. Die Dose ist zwar nun schon mehr als 20 Jahre alt aber vom Aussehen und Geruch her, hat sich nix verändert. Da ist auch noch mehr als die Hälfte drin. Also wird sie nochmal 20 Jahre reichen :-))) Nein, ich hab sie ja in den letzten 20 Jahren, gar nicht mehr benutzt. Aber JETZT werd ich nochmal sehen, wie ich sie einsetzen kann. Wenn Du schreibst, dass die Fusseln auch in Mascaras stecken, die verlängern ?, kann ich es vllt. mal mit einer meiner zahlreichen Mascara`s versuchen, sie da “reinzustopfen” :-)Aber, ob sie da nicht die Farbmasse “verklumpt” ? Versuch macht kluch :-)…ich werd es mal mit einer probieren, die mir nicht so wichtig ist.
        lG

      • Da bin ich ja echt gespannt, ob das funktioniert. Diese Verlängerungs/Verdichtungsfusseln sind in vielen Mascaras beigemischt und haben dann immer irgendwelche hochtrabenden Namen. Ob die sich von deinen unterscheiden? Auf jeden Fall sind sie für Kontaktlinsenträger nicht ganz so gut geeignet. Erzähl mal was bei dem Experiment rauskam 🙂 !

  3. Ich muss auch sagen, dass ich davon noch nie zuvor etwas gehört habe! *schäm* Das Ergebnis ist echt nicht so schlecht, was ich nicht mit so einer witzigen Miniversion einer Schuhbürste gedacht hätte! ;)) Liebe Grüße und vielen Dank für’s Vorstellen!

    • Ich kam mir vor, als würde ich mit einer Zahnbürste schrubben. Aber Schuhbürste passt wegen der Farbe noch besser. Es ist echt ein Erlebnis 🙂

  4. sawei87 sagt am 11. Januar 2011

    Wow, wie interessant!!
    Hab davon auch noch nie etwas gehört .. aber das Ergebnis ist wirklich sehr überzeugend!
    Find ich gut, dass du dich “getraut” hast, das auszuprobieren =)

    • Ich fand es auch total spannend das auszuprobieren, ich experimentiere ja gern rum 🙂 Und das Ergebnis hat mich auch echt erstaunt, wenn ich bedenke, wieviel Wind immer um eine neue Mascara-“Innovation” gemacht wird 😉

    • keimonish sagt am 11. Januar 2011

      *lach* :-D)))…Du tust ja gerade so, als wäre “SO ETWAS” eine gefahrvolle Aktion, bei der man besonders mutig sein muss 🙂
      aber rumexperimentieren, das mach ich auch gern.
      lG

  5. sawei87 sagt am 14. Januar 2011

    xD Deswegen die Anführungszeichen .. =)

    Wollte damit ausdrücken “für etwas Geld ausgeben, das man nicht kennt und nicht unbedingt braucht, um es aus Neugier zu testen” xD

    Ganz Beautyjunkie eben ..

    • Mit dem Brauchen ist das ja sowieso so eine Sache 😉 Ich bin ein Beautyjunkie, du hast absolut recht 🙂 .

  6. keimonish sagt am 14. Januar 2011

    ….und DAS dann auch noch für 12,80 Euro :-)…:-)
    war ja auch nicht bös gemeint 🙂
    Ich habe es übrigens mit dem Cake-Eyeliner probiert. Und es funktioniert auch. Ich hab zwar nur ein Augenbrauenbürstchen und hab es damit gemacht aber es ging auch. Vllt. wäre es mit einem 2-reihigen Bürstchen noch kräftiger geworden. Eigentlich war aber genug sichtbare Farbe drauf:-)
    Für unterwegs, wäre das für mich eine Alternative. Farbe für die obere Wasserlinie, Eyeliner und Mascara……alles in Einem 🙂

    • So ein Gesamtprodukt wie Cake-Eyeliner inkl. Mascara finde ich ja super, ich liebe ja nicht nur praktische Verpackungen, sondern auch praktische Produkte für unterwegs 🙂 Ich reise ja nicht so gern mit großem Gepäck. Vielleicht kaufe ich mir den Eyeliner auch mal. Oder ich versuche am Wochenende mal einen Lidstrich mit der Cake-Mascara zu ziehen. Müsste ja so rum auch gehen…

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  8. cobaltblue sagt am 9. Januar 2012

    …bin Jahrgang 1952 und in den 60igern habe ich mit dem Schminken angefangen. Damals gab’s nur die Kompakt-Mascara (also Spucktusche) mit dem Bürstchen, ich hatte eine billige (Marke?), die aber gut funktioniert hat.
    Zum Tuschen der unteren Wimpern habe ich mir eine Schablone angefertigt (dünne Pappe mir Tesafilm verstärkt), unter den unteren Wimpernrand gehalten und dann ordentlich die schwarze Pampe ‘drauf…klappte sehr gut. Habe das Teil ab und zu gereinigt oder mir dann mal ein Neues zurechtgeschnitten.

    • Ah interessant 🙂 ! Danke dass du dich gemeldet hast! In Frankreich gibt es solche Cake-Mascaras noch häufiger, gerade habe ich wieder eine gesehen in der aktuellen limitierten Kollektion von T.Leclerc.

    • Als es die Vampire-LE mit den Fusseln im Dm gab, habe ich auch an diesen Post und die Fusseln von Keimonish gedacht 🙂

  9. Hallo, vielen Dank für diesen interessanten Bericht, auf den ich eben gestoßen bin. Diese nostalgische Art des Mascara-Autragens fand ich schon immer faszinierend und ich werde mir so ein Kompakt-Döschen demnächst mal besorgen, wenn ich wieder in Paris bin. Weiter so und liebe Grüße aus Berlin, Tanja

    • beautyjagd sagt am 24. Februar 2014

      Und ich hätte mittlerweile gern so eine Mascara in zertifizierter Naturkosmetik 🙂

  10. Freya sagt am 8. Mai 2015

    Eigentlich müsste es doch recht einfach sein so etwas selbst herzustellen, oder?

    Einfach mit Calendulawachs als Grundlage? Oder einem anderen Wachs, ich könnte mir nur vorstellen, weil das so fest ist, dass es sogar eine Mascara wird, die Tränen ganz gut aushalten könnte…

    Muss ich unbedingt ausprobieren!

    • beautyjagd sagt am 11. Mai 2015

      Ich könnte mir auch gut vorstellen, dass man so eine Mascara selbst nachbauen können müsste 🙂

  11. Kaiser sagt am 20. Juni 2015

    Ich habe eine Frage ; wo kann ich die Wimperntusche vom Arcancil(mit der Bürste) kaufen????????????

    • beautyjagd sagt am 20. Juni 2015

      Ich kenne leider keinen Online-Store, der die Cake Mascara von Arcancil verkauft – hilft also nur, nach Frankreich oder Belgien zu fahren und dort in ein Kaufhaus wie Galerie Lafayette, Monoprix oder Galerie Inno in Belgien zu gehen. Auf der Homepage von Arcancil habe ich gelesen, dass die Mascara gerade reformuliert wird, vielleicht ist sie auch deswegen nirgends online erhältlich. Auf der Homepage sind auch alle Verkaufsstellen von Arcancil gelistet: http://www.arcancil.com/fr/magasins

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