Dekorative Kosmetik Inspiration

Makeup-History 4: Die schöne Okita aus dem alten Tokio

> Foto findet ihr auf der Homepage des Museums für Ostasiatische Kunst Köln

Die schöne Okita arbeitete um 1790 als Serviererin in einem der unzähligen Teehäuser im alten Tokio. Das hieß zu der damaligen Zeit Edo und wuchs gerade zu einer der größten Städte der Welt heran. Dort entwickelte sich ein attraktives urbanes Kulturleben, das als  “fließende Welt” bezeichnet wird. Damit ist gemeint, dass man das Leben genießt und es sich gut gehen lässt.

Auch wenn man vielleicht zuerst diese Assoziation hat, Okita war keine Geisha, sondern bediente in einem Teesalon. Zusammen mit ihrer Kollegin galt sie als eine der drei berühmten Schönheiten der damaligen Zeit. Im Gedicht oben links auf dem Holzschnitt wird geschildert, wie zahllose Wanderer extra in den Teesalon kommen, um Okita zu bewundern.

Der Künstler Kitagawa Utamaro (1753-1806), von dem das Blatt stammt, ist für seine Holzschnitte mit schönen Damen und Szenen aus den Vergnügungsvierteln in Edo bekannt. Hier hat er Okita während ihrer Tätigkeit abgebildet. Sie serviert auf einem Lacktablett eine Schale Tee.

Ich mag dieses Blatt, das auch im Kölner Museum für Ostasiatische Kunst hängt, ausgesprochen gern. Besonders toll finde ich, dass der Hintergrund im Original leicht glimmert, weil etwas Mica aufgestreut wurde.

Okita ist äußerst geschmackvoll gekleidet, sie trägt ein zartgraues Gewand mit einem Blütenmuster und wunderbar weiten Ärmeln. Eine breite schwarze Schärpe fasst das Kleid unterhalb des Busens zusammen. Darunter sind das hellrote Obi-Band und eine grünliche Schürze zu erkennen.

Das Makeup ist schlicht, aber eindrucksvoll. Der helle Teint ist absolut flawless grundiert, Akzente werden durch den kleinen knallroten Mund (bestimmt “Russian Red” von M.A.C. 😉 ) und die betonten Augenbrauen gesetzt. Die schmalen Augen sind maximal mit einem schmalen schwarzen Lidstrich geschminkt. Die Wangen sind lediglich durch die natürliche Röte ganz leicht getönt.

Okitas kunstvolle Frisur ist mit einem Kamm und mehreren Haarnadeln hochgesteckt. Der hohe Knoten wird von einem roten Band mit einer kleinen Schleife gehalten. Die Frisur betont die elegante Nackenlinie von Okita.

Sie blickt zurückhaltend und gleichzeitig etwas kokett auf die Teeschale, die sie gerade serviert. Utamaro fängt mit wenigen Strichen ihren jugendlichen Ausdruck ein. Kein Wunder, dass er als ein Meister der Holzschnitt-Kunst dieser Zeit gefeiert wird.

Okita war definitiv eines der damaligen It-Girls. Ein Phänomen, das es also nicht erst im 20. Jahrhundert oder nur in der westlichen Kultur gibt. Der Look ist unterschiedlich, ebenso die soziale Stellung. Bei Okita handelt es sich nicht um eine reiche Tochter, wie z.B. bei den It-Girls aus der italienischen Renaissance.

Eines der Original-Blätter kann man im Museum für Ostasiatische Kunst in Köln sehen, dessen Besuch ich schon aufgrund der stimmungsvollen Athmosphäre nur empfehlen kann.

Die bisherigen Folgen der Makeup-History könnt ihr hier, hier und hier finden.

Kennt ihr japanische Farbholzschnitte? Seid ihr vielleicht Manga-Liebhaber? Wie gefällt euch der Look von Okita? Ich gestehe, ich bin ein großer Fan von ihr 🙂 . Geht ihr viel aus und genießt das “fließende Leben”?

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8 Kommentare

  1. Ich liebe Mangas 😀 Der Style und eben auch Lifestyle der Japaner hat mich schon immer fasziniert. Sie wirken immer so anmutig schön, ruhig und gelassen auf (diesen) Bildern/Holzschnitten. Die Kleidung, die Frisuren, das Make up… man sieht wie viel Mühe dahinter steckt! Vielen Dank für diesen Beitrag 🙂

    • Danke 🙂 Ich hatte vor ein paar Jahren auch mal eine heftige Manga-Phase. Die hat sich aber irgendwie etwas abgeschwächt. Was ist denn ein aktueller Lieblingsmanga von Dir?

  2. keimonish sagt am 20. April 2011

    Sehr schöner Berich, ich dank Dir 🙂 Okita gefällt mir auch ausgesprochen gut mit ihrem zarten Teint und dezenten Make up.
    Ich habe auf meiner Festplatte einen Ordner, in denen ich Bilder von Manga`s oder Anime`s sammle auch eine Großmutter ist dabei 🙂 Ich mag die Mangafiguren-und Geschichten sehr.

    Tagsüber zumindest, genieße ich und wir das “fließende Leben”. Mit dem “Nachtleben” haben wir es allerdings nicht so…..vor alem nicht partymäßig 🙂

    • Ich mag schon den Ausdruck sehr, das fließende Leben. Das muss für mich auch nicht unbedingt nachts sein 🙂 .

  3. la pop sagt am 27. April 2011

    “Das fließende Leben” – das sollte man sich jeden Tag zum Leitmotiv machen! Danke für dieses schöne Motto und die neue interessante MakeUp-Historie. Ich lese die Serie sehr gern!

  4. Ich mag japanische Holzschnitte sehr gerne, der obige gefällt mir auch sehr gut. Ich hatte häufig Kalender mit japanischen Holzschnitten (Hokusai oder Hiroshige, an andere ist ja etwas schwerer zu kommen).
    Deine Analyse finde ich sehr originell! Führst Du die Serie weiter?

    • Japanische Holzschnitte sind einfach toll, ich freue mich immer, wenn noch jemand sie auch so gern mag. Ich sollte die Serie endlich weiter führen, sie wurde schon von ein paar Leserinnen angemahnt 🙂 .

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