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Stella: The Beauty Issue

Auf meiner Zugfahrt nach Hamburg hat mich ein neues Magazin begleitet, das ich am Bahnhofskiosk entdeckt habe. Unter den englischen Zeitschriften lag das Heft mit dem Namen Stella. Auf dem Cover ist eine Zeichnung eines geschminkten Gesichts abgebildet und illustriert das Thema, um das es in dieser Ausgabe gehen soll: Beauty.

Zuerst dachte ich natürlich, dass es sich um eine britische Frauenzeitschrift handeln würde. Durch eine kleine Recherche fand ich aber heraus, dass die Herausgeberin eine Dänin ist. Laura Terp Hansen lebte allerdings länger in London und arbeitete dort als Art Director bei verschiedenen Zeitschriften.

Sie liebt Magazine für Frauen, war aber äußerst unzufrieden mit dem Angebot. Das kommt mir irgendwie bekannt vor 😉 . Als sie wieder zurück nach Kopenhagen ging, beschloss sie, ein neues Frauenmagazin zu gründen. Stella erscheint zwei Mal im Jahr und „The Beauty Issue“, die mir in die Hände fiel, ist erst die zweite Ausgabe.

Werbung gibt es in diesem noch ganz jungen Magazin nicht. Dafür ist Stella zumindest in England mit einem Preis von 4,90 Pfund gar nicht so teuer. In Deutschland musste ich leider 11,50 EUR für die Ausgabe bezahlen. Warum müssen Zeitschriften aus dem Ausland eigentlich immer so teuer sein?

Stella hat das gleiche Format wie eine Glamour, passt also gut in die Handtasche. Das Papier ist fest, wirkt hochwertig und ist matt bedruckt. Hochglanz würde nicht zum Konzept passen. Optisch ist das Magazin sehr ansprechend aufgemacht, man merkt, dass die Chefin Designerin ist.

Auf der Homepage von Stella wird erklärt, was das neue Magazin möchte: “The magazine features women who are interesting because of what they do and think rather than because of how they look or how big a wardrobe they’ve got. Stella was born out of the will to put personality before glamour.”

Dieses Credo klang für mich vielversprechend.Und natürlich hat mich das Thema Beauty, dem sich diese Ausgabe widmet, besonders interessiert. Ich war gespannt darauf, wie eine übergreifende Auseinandersetzung mit dieser angeblich so oberflächlichen Materie umgesetzt wird. Die neuesten Beautyprodukte oder Schminktipps habe ich natürlich nicht erwartet.

Damit ihr euch ein bisschen vorstellen könnt, was es in diesem Heft gibt, habe ich einige der Geschichten herausgegriffen und skizziere sie kurz:

Auf den ersten Seiten werden Schönheitsideale quer durch die Geschichte und aus der ganzen Welt vorgestellt. Darunter finden sich Rubensfiguren, abgebundene chinesische Füße, Achselhaare oder schönheitsoperierte Frauen wie Heidi Montag.

Ein Thema, das mich ebenfalls angesprochen hat, ist das Projekt einer Fotografin, die Frauen mit Narben dokumentiert. Die Narben erzählen vom Leben der Frauen. Dieser Gedanke hat auch die Fotografin selbst dazu gebracht, ihren eigenen Körper mehr zu akzeptieren.

Bemerkenswert finde ich auch das Kapitel „Sound of Beauty“. Die Autorin stellt dabei Platten aus den letzten 20 Jahren zusammen, die für sie reine Schönheit bedeuten.

Für Teenager ist Aussehen extrem wichtig ist. So werden in einer weiteren Geschichte mehrere Teenagerinnen portraitiert und dazu befragt, wie sie sich in dieser Übergangsphase fühlen. Beeindruckt hat mich dabei z.B. die verschleierte Rameen, die Thai-Boxen unterrichtet, Bildung für das höchste Gut hält und sich schon sehr reflektierte Gedanken zum komplexen Thema Schönheit macht.

Ballett gilt als Inbegriff ästhetischer Bewegungskunst. Auf mehreren Seiten zeigt Stella in einer kurzen Story die zerschundenen Füße einer Tänzerin, mit denen sie tanzend Schönheit kreiert.

Interessant fand ich auch die Fotostrecke zum Thema Bodyparts, in denen detaillierte Fotos von ungeschminkten Körperteilen abgebildet werden. Pigmentstörungen finden sich ebenso darunter wie Körperhaare:

Einige Modestrecken runden das Heft ab. Ich finde sie nicht schlecht, aber auch nicht umwerfend. Vielleicht waren mir  diese Seiten letztlich doch zu konventionell gestaltet, selbst wenn die Models in einer Strecke Gefühle wie heftiges Lachen oder auch Aggression ausdrücken dürfen.

Die Rubrik “Talents”, in der interessante Frauen in einem Kurzinterview vorgestellt werden, scheint es in jeder Ausgabe zu geben. Leider befanden sich darunter nur Designerinnen und eine Musikerin. Außerhalb des Themenkomplexes Beauty steht auch das Interview mit der Schriftstellerin Siri Hustvedt, in dem sie über ihr neues Buch und das Thema Neurologie spricht.

Abgeschlossen wird das Heft mit einem Back-Rezept für eine Pavlova. Eine leicht ironische Anspielung auf übliche Frauenzeitschriften, die mich zum Lächeln gebracht hat.

Das in englischer Sprache geschriebene Magazin Stella erscheint zwei Mal im Jahr in UK und in Dänemark. In Deutschland ist Stella im Zeitschriftenhandel mit internationalem Sortiment erhältlich.

Mein Fazit: Frauenzeitschriften-Projekte, die neue Wege gehen, sind für mich grundsätzlich unterstützenswert. Das Projekt wird sicher mit der Zeit noch mehr Persönlichkeit entwickeln. Die Herangehensweise ans Thema Beauty hat mir gefallen. Leider waren für mich nicht alle Themen so gehaltvoll, wie ich es erwartet hätte. Außerdem hoffe ich, dass in den nächsten Ausgaben mehr Frauen außerhalb der Design- und Mode-Szene gezeigt werden.

Hat jemand von euch vielleicht auch Stella entdeckt? Was fehlt euch in den üblichen Frauenzeitschriften, und was würdet ihr euch wünschen? Welche Frauenzeitschriften lest ihr?

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9 Kommentare

  1. Dies ist das erste Mal, dass ich von Stella höre. Was du da schreibst, klingt interessant, erinnert mich auch ein bisschen an die Dummy-Zeitschrift, die ich immer wieder mal ganz gerne lese. Allerdings klang die “Schönheitsgeschichte der Welt” nicht wirklich spannend. Hat man schließlich alles schon einmal gehört.

    Bei Frauenzeitschriften fehlen mir oftmals kluge und etwas abseitige Themen. Beauty, Mode, Rezepte ist ja alles ok, aber ein echtes Profil zeigen die wenigsten Frauenmagazine.

    Früher habe ich öfters die Brigitte gekauft, weil ich die Berichte und Reisereportagen ganz spannend fand. Inzwischen hat sie aber auch ziemlich nachgelassen. Derzeit lese ich hin und wieder die Maxi, ist ok, aber nicht überragend.

    • Geht mir ganz ähnlich, ich finde es auch schade, dass es fast keine Frauenzeitschrift mit Charakter gibt. Die Maxi hat immerhin selbstrecherchierte Artikel und nicht nur PR-Texte. Gut, dass es mittlerweile das Internet gibt 🙂

  2. Anajana sagt am 17. Mai 2011

    Ich lese kaum Frauenzeitschriften. Bisher habe ich schon mal Brigitte beim Friseur gelesen, der hat die aber jetzt nicht mehr im Abo….also keine Brigitte und auch sonst nix. Ich kaufe alle paar Monate mal ne Instyle, besonders Instyle beauty, aber das ist glaub ich immer ne Sonderausgaben (?).

    Ich hab mir noch keine Gedanken gemacht, was ich von einer Frauenzeitschrift erwarte, ich glaub wenn dann will ich Schminktipps, Vorstellung von bezahlbarer Mode, also keine Designerware, die ich eh nicht kaufe, vernünftige Buchtipps (neue Autoren, Autoren aus allen Teilen der Welt), ggf. Reiseberichte, witzige Kolumne….vielleicht auch crossmedial die Vorstellung von besonders guten Internetseiten, ja auch gerne Rezepte, die man gut nachkochen kann, ohne nach Timbuktu zu reisen, um alle Zutaten zu bekommen, Restaurantvorstellungen, nicht 100 Seiten Anzeigen………und und und 🙂

    Und ich glaube, dass ich sie mir dann doch nicht kaufen würde, weil ich entweder gerne meine Tageszeitung lese, die ich morgens beim Frühstück nicht immer ganz “schaffe” und also für abends noch Stoff übrig habe, und ansonsten lese ich einfach lieber Bücher. Und wenn ich irgendwohin gehe (verreise, Arzt, Friseur, …..) hab ich immer ein Buch dabei. Für ne Frauenzeitschrift bleibt dann einfach keine Leselust mehr übrig.

    Ach ja, und von Stella hab ich noch nie was gehört. Gefällt mir auch von der Beschreibung nicht so wirklich.

  3. keimonish sagt am 18. Mai 2011

    Das erinnert mich ja gleich wieder an mein Rundtischgespräch über Frauenzeitschriften 🙂 Ich glaube, so wie WIR, denken die wenigsten Frauen. Kluge und abseitige Themen waren es jedenfalls nicht, was die meisten sich wünschten. Es war eher Klatsch und Tratsch, Kochrezepte mit schönen Bildern und Unterhaltung. Und Internet-“Hinweise” oder Vorstellung von guten oder besonderen Internetseiten wollte auch niemand von den Teilnehmerinnen.

    • Das glaube ich leider auch, dass die meisten sich nicht für abseitige Themen oder gar Internetlinks interessieren. Aber in paar Frauen wären wir ja, und da denke ich immer, vielleicht gibt es das ja doch mal. Aber wahrscheinlich lohnt sich das nicht mehr, weil es ja mittlerweile das Internet gibt…

  4. Anajana sagt am 18. Mai 2011

    Das Leben ist einfach zu kurz, um es mit schlechten Frauenzeitschriften (oder auch Büchern) zu verbringen. 😉
    Das Geld leg ich außerdem lieber in Kosmetik an. :-))

  5. Das habe ich ja noch gar nicht gesehen 😀
    Will mal reinschnuppern!

Kommentare sind geschlossen.