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Sonntagskolumne: Immer wenn es mir zu eng wird

… bekomme ich Fluchtreflexe. Ich mag mich nicht gern freiwillig einsperren lassen, selbst wenn es manchmal bequemer ist. Aber nicht für lange Zeit! Denn das hat mir meine Erfahrung gezeigt: Lang geht es mir damit nicht gut.

Aus diesem Grund ist es für mich vollkommen ok, wenn andere Menschen keine Naturkosmetik verwenden, Filler oder Schönheits-OPs in Erwägung ziehen, eine bestimmte für mich nicht in Frage kommende Pflege-Variation besonders gut finden oder Deodorants mit Aluminiumsalzen verwenden.

Aber ich merke immer dann auf, wenn mir dieser eine Aspekt (mehr ist es ja meist nicht) als die einzige Wahrheit (wissenschaftlich untermauert natürlich) untergejubelt werden soll. Dann muss es unbedingt Kosmetik ohne Inhaltsstoff xyz sein; es kann nur zertifizierte Naturkosmetik sein, oder aber es darf keinesfalls Naturkosmetik sein. Frau muss sich schminken, Mann darf sich nicht schminken. Man sollte nichts besitzen oder aber besonders viel konsumieren; Frauen müssen sich die Beine rasieren usw. Die Liste ist endlos: Es muss dieses und jenes sein.

Ich mache da nicht mit. Es ist schön, seine persönlichen Eindrücke weiter zu geben – ich z.B. halte viel von Naturkosmetik und freue mich natürlich, wenn jemand durch meinen Blog  Lust bekommt, sich damit zu beschäftigen – aber ich mache mit Sicherheit kein Dogma daraus. Selbst wenn meine inneren Leitlinien in mancher Hinsicht für mich fest stehen, bedeutet das nicht, dass mich andere Leitlinien nicht auch interesssieren können. Ja, ich lese auch Blogs außerhalb der Naturkosmetikwelt. Ja, ich teste manchmal in Parfümerien konventionelle Kosmetik, um mich auf dem Laufenden zu halten, was da gerade angesagt ist. Ja, ich habe keine Lust, mich nur in einer Öko-Blase im Internet aufzuhalten. Ich mag frei herumgucken und mir selbst ein Bild von der Welt machen – wie langweilig wäre mir sonst, und wie sonst könnte man sich weiter entwickeln und spannende Neuentdeckungen machen!

(Und nur damit es hier nun nicht missverständlich wird: Es gibt nur wenige Themen, in denen ich kompromisslos bin. Und das ist der Bereich Humanismus und Menschenrechte, oder wie auch immer man das zusammenfassen möchte.)

Dass ich so einen Blogpost schreibe, heißt wahrscheinlich schon, dass ich zu viel in meiner „Blase“ unterwegs bin und mich entsprechend eingeengt fühle. Wenn ich über das Frauenbild, die diversen Ernährungsformen, den „healthy“ Lifestyle oder ähnliches nachdenke, die täglich auf Instagram und auf Blogs um mich herumgespült und propagiert werden, dann bekomme ich mittlerweile starke Fluchtreflexe und möchte da nicht mehr mit dabei sein.

Schon deswegen unterstütze ich Projekte wie Food’n’Love von Jenny, die sich darüber aufregt, welche Diktate es so beim Thema Ernährung gibt (natürlich alles im Namen der Gesundheit, was sonst 😉 ). Oder Erbse, die in ihrem Podcast das Thema Minimalismus hinterfragt, wenn es den Status einer Religion annimmt.

Leider lässt sich offensichtlich mit Enge ganz gut Geld verdienen – weshalb sehnen sich viele Menschen so sehr nach kleinteiligen Vorschriften im privaten Bereich? Lasst uns lieber innere Leitlinien der Menschlichkeit finden und verfolgen.

Mein spontanes Wort zum Sonntag!

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