Beruf Branche Naturkosmetik

Auf dem Naturkosmetik Branchenkongress 2013

podiumsdiskussion-naturkosmetik branchenkongress

Meine Woche war vom Besuch des Naturkosmetik Branchenkongresses geprägt, nun brennt es mir unter den Nägeln, auf dem Blog darüber zu berichten. Deswegen verschiebe ich die freitäglichen Beauty-Notizen auf morgen und gebe heute stattdessen einen Einblick in das Kongressgeschehen.

Wie auch im letzten Jahr fühle ich mich nach den 2,5 Kongresstagen (inklusive der Trendtour durch Berlin) doch ziemlich geschafft: So viele interessante Gespräche, so viele neue Eindrücke und Inspirationen! Es ist nicht einfach, aus dieser Vielfalt die Highlights herauszufiltern.

Folgende Vorträge waren meine persönlichen Favoriten, die ich in kurzen Abrissen vorstelle:

♦ Wolf Lotter über Vertrauen und Authentizität

Auf den Vortrag des Mitbegründers der Zeitschrift Brand Eins hatte ich mich schon im Vorfeld gefreut und wurde nicht enttäuscht. Wolf Lotter zeigte auf, dass die Werte Vertrauen und Authentizität in der Wissensgesellschaft immer entscheidender werden. Seiner Ansicht nach ist nur das Selbst, also die eigene Person, der Garant für Authentizität. Regeln, Normen oder Siegel würden in dieser Hinsicht nicht viel weiter helfen. Außerdem sei es wenig hilfreich, andere nachzuahmen, denn der Grundstein für Authentizität ist die Unverwechselbarkeit – wofür man sich selbst gut kennen und auch mögen muss. Dies gilt nicht nur für Menschen, sondern genauso für Marken oder Firmen. Und letztlich auch für Blogs, habe ich in Gedanken angefügt. Zum Nachdenken gebracht hat mich Lotters Hinweis auf die Problematiken, die auf Pioniere zukommen, wenn eine Avantgarde zum Mainstream wird – so wie es gerade mit dem Thema Bio passiert.

♦ Jens Lönneker über den Kunden zwischen Luxus und Natürlichkeit

Welche Erkenntnisse man über die Naturkosmetik durch tiefenpsycholgische Konsumenten-Interviews erhält, schilderte Jens Lönneker, Inhaber und Geschäftsführer des Marktforschungsinstituts Rheingold Salon. Er beobachtet, dass seit Anfang des Jahrtausends die Themen Bio und Natur zunehmend wichtiger werden, die Werte Leben und Liebe in den Fokus der Menschen rücken. Die Zuwendung zu Bio ist jedoch nicht rein rationaler Natur, denn es geht den Menschen weniger um Verzichtsöko, sondern um die Freude am Leben und am Genuss. Entsprechend rät er, dass sich Naturkosmetik in dieser Hinsicht stärker positionieren sollte. Interessant fand ich, dass Bio-Produkte psychologisch gleich mehrere Funktionen erfüllen können: Sie entlasten das Gewissen, bieten einen gewissen Kontrollerhalt in einer unübersichtlichen Welt und haben sogar eine Art Ablass-Funktion inne. Insbesondere Städter stellen mit Bioprodukten und Naturkosmetik wieder einen Bezug zur Natur her.

♦ Podiumsdiskussion über informierte Kunden

Die Expertendiskussion am Dienstag war für mich ein besonderer Programmpunkt, denn ich durfte selbst aufs Podium und mit Annette Sabersky (Fachjournalistin), Michel Knittel (Berater und Fachjournalist) sowie Marianne Schnaitmann (Vertrieb von Naturkosmetik in Spas) diskutieren, wie man informierten und kritischen Kunden begegnet. Kommunikation stand hierbei im Mittelpunkt, die in den Medien und am Verkaufsort stattfinden kann. Auch die Siegel bieten den Kunden eine erste Orientierung. Ich bin grundsätzlich der Meinung, dass Naturkosmetik selbstbewusster auftreten darf und möchte deshalb auf dem Blog Freude und Spaß an Naturkosmetik vermitteln. Die Zeit auf dem Podium verging wie im Flug, mir kam es vor, als ob die Diskussion nur 20 Minuten gedauert hätte (war mehr als eine Stunde).

♦ Moritz Aebersold über die Naturkosmetik-Märkte in Asien

Naturkosmetik in Asien, dieses Thema interessiert mich gerade sehr: Im Oktober werde ich nach Japan reisen und bin schon sehr gespannt, was ich dort auf meiner Beautyjagd entdecken werde. Moritz Aebersold war zuletzt im Vorstand der Weleda tätig, Anfang des Jahres machte er sich mit seiner Beratungsagentur Contura selbständig. Er beschrieb in seinem Vortrag, dass Ostasien bisher noch kein großer Markt für Naturkosmetik sei, die Chancen für eine positive Entwicklung jedoch sehr gut stehen. In den asiatischen Märkten dominiert oft die naturnahe Kosmetik. Spannend fand ich seine Prognose, dass dieser “hellgrüne Markt” sich weiterentwickeln und dank großer Entwicklungsbudgets der Motor für die Naturkosmetik weltweit sein wird.

♦ Alban Muller über das Cosmetic Valley in Frankreich

Der Mittwoch Morgen begann mit einer Präsentation von Alban Muller, Firmeninhaber und Vorsitzender des Exzellenz-Netzwerks Cosmetic Valley für Parfüm und Kosmetik in Frankreich. Im Cosmetic Valley, das mit einem Budget von über 300 Mio EUR ausgestattet ist, kommen sowohl Big Player als auch kleine Firmen der Kosmetikindustrie zusammen, um gemeinsam die grünere Herstellung von Kosmetik in Frankreich voranzutreiben. Durch diese ungewöhnliche Zusammenarbeit entstehen interessante Projekte, die die Unternehmen alleine nicht bewerkstelligen könnten: Ein Beispiel dafür sind Forschungen zu nachhaltigeren Sterilisierungmöglichkeiten von Puder.

Besonders am Herzen liegt Alban Muller das Herboretum, ein großer Garten an der Loire, in dem die lokale Biodiversität im Fokus steht. Auch hier geht es um die Weiterbildung und Forschung, so wurden neue umweltschonendere Verfahren zur Pflanzenextraktion oder ein natürlicher Silikonölersatz aus einem Esteröl der Mariendistel entwickelt. In 12 Ländern gibt es bereits Ableger dieser “Sacred Seeds Sanctuaries”. Nun will ich selbst unbedingt mal ins Cosmetic Valley zum Herboretum an der Loire reisen, das auch für die Öffentlichkeit zugänglich ist.

♦ Univ. Prof. Dr. Dr. h.c. Friedrich Glasl über marktwirksame Unternehmensentwicklung

Wie aus kleinen Pionierunternehmen funktionierende größere Unternehmen werden, darüber referierte Prof. Friedrich Glasl. Dieses Thema ist für die Naturkosmetikbranche sehr relevant, denn die meisten Firmen wurden vor einigen Jahrzehnten von einzelnen Pionieren gegründet. Nach Glasls Theorie der Organisationsentwicklung müssen erst einige Krisen überwunden werden, um von der Organisationsart einer Großfamilie, dann eines strukturierten Apparats zu einem lebendigen Organismus und schließlich zu einem Glied eines Biotops zu werden, welches auch Verantwortung für die externen Partnerunternehmen übernimmt. Ich habe durch den Vortrag mehr Verständnis dafür bekommen, welchen internen Herausforderungen viele Naturkosmetikunternehmen gegenüberstehen.

♦ Ute Griesbach: Vom Rohstoff zum Verbraucher – Wunsch und Realität und Petra Huber: Sensorische “Traumwerte” bei Naturkosmetik

Diese beiden Vorträge bildeten das Forum B, in dem es um Forschung, Entwicklung und Beschaffung von Rohstoffen ging. Parallel dazu fand ein weiteres Forum statt, das Marken, Vertrieb und Handelskonzepte thematisierte. Da mich Rohstoffe immer mehr interessieren, verfolgte ich mit Spannung, wie Ute Griesbach von BASF über die Entwicklung von neuen Rohstoffen und die daraus entstehenden Möglichkeiten für Naturkosmetik berichtete. Sie stellte z.B. einen pflanzlichen Silikonersatz für leichte Hautcremes oder Tensidmischungen für Shampoos vor.

Petra Huber, Dozentin an der Züricher Hochschule für Angewandte Wissenschaften, zeigte in ihrem Vortrag Möglichkeiten auf, wie man sensorische Bewertungen von Texturen  strukturieren und kategorisieren kann. Als sensorische Kinderkrankheiten bezeichnete sie wachsige oder ölige Rückstände, den Weißeleffekt oder den Rubbeleffekt (Radiergummieffekt), die nach dem Auftragen einer Emulsion auf der Haut eintreten können. Die Ursachen dafür sind meist in bestimmten Zutaten innerhalb der Rezepturen zu suchen.

♦ Dr. Wilfried Petersen über das Paradoxon von nachhaltiger Naturkosmetik

Dr. Petersen ist einer der beiden Geschäftsführer der Dr. Straetmans GmbH, die Kosmetikrohstoffe vertreibt. Er ging in seinem Vortrag auf den Begriff Nachhaltigkeit ein und warf dabei polarisierende Fragen auf: Ist es nachhaltiger, Palmöl oder aber ein tierisch erstelltes Öl aus der Larve der Waffenfliege mit einer positiveren Energiebilanz zu verwenden? Ist es nachhaltiger, eine Veresterung von Ölen mit traditionellen Methoden oder aber mit gentechnisch veränderten Enzymen mit einer positiveren Energiebilanz zu bewerkstelligen? Einfache Antworten auf diese Fragen gibt es nicht – und sie machen klar, dass das Thema Nachhaltigkeit noch lange nicht erledigt ist.

Neben dem vollgepackten Vortragsprogramm gab es in den Pausen und bei der abendlichen Veranstaltung die Gelegenheit, sich miteinander auszutauschen (es waren in diesem Jahr über 150 Teilnehmer beim Kongress), Fragen an die Referenten zu stellen und zu netzwerken. Ich habe es sehr genossen, Menschen aus der Branche kennenzulernen und plane in den nächsten Monaten spannende Interviews für den Blog. Ihr dürft euch schon mal freuen!

Welcher Vortrag hätte euch am meisten interessiert? Geht ihr in eurer Branche auch regelmäßig zu Kongressen? Und falls ihr auch auf dem Naturkosmetik Branchenkongress wart: Welcher Vortrag war für euch am inspirierendsten?

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23 Kommentare

  1. Interessante Themen, die ich mir auch gern angehört hätte! Gerade die ersten zwei passen sehr gut zu dem, was ich studiert habe. Bei Vertrauen und Authentizität musste ich an den Artikel aus der Brigitte (Ausg. 19) denken, den ich gestern in einem Wartezimmer gelesen habe und dass sich “vegan” zum neuen “bio” entwickelt.
    Mit dem Paradoxum von Nachhaltigkeit und Biokosmetik werde ich mich definitiv näher beschäftigen, denn gerade Nachhaltigkeit hat mich überhaupt erst zur NK gebracht.

    • beautyjagd sagt am 27. September 2013

      Mit dem Thema Nachhaltigkeit werde ich mich auch noch mehr auseinandersetzen, denn bei Kosmetik geht es ja nicht nur um die Inhaltsstoffe und Verpackung, sondern auch darum, wie engerieschonend wie das Produkt hergestellt wird.

  2. Wow, danke für diese sehr interessante Zusammenfassung!
    Wäre ich vor Ort gewesen, hätte mich der Vortrag von Jens Lönneker am meisten interessiert, weil er zu einem nicht unerheblichen Teil das Thema meiner Abschlussarbeit aufgreift. Weißt du, ob er Literatur oder Essays zum Thema veröffentlicht hat?

  3. Da kann ich mal wieder nur sagen: Wow! 🙂 Das klingt wirklich nach jeder Menge gehaltvollem geistigen Futter, das du vom Kongress mitnehmen konntest! Mich hätten wahrscheinlich besonders die ersten beiden Vorträge interessiert, für Einblicke in psychologische Methoden bin ich immer zu haben und der erste Vortrag klingt inhaltlich sehr, sehr spannend. Überrascht hat mich nur das Ambiente der Podiumsdiskussion etwas (den Bildern nach zu urteilen). Zum Thema NK hatte ich in meinem Kopf eine viel freundlichere, frischere Umgebung (Farben, Licht, Deko, …) vor Augen.

    Ich war dieses Jahr beruflich auch auf einigen Kongressen, die mal mehr, mal weniger Neues zutage gebracht haben. Grundsätzlich mag ich fachspezifische Kongresse, vor allem wenn sie die Raum für Networking, Diskussionen und Co. bieten.

    Eine Sache OT: gestern habe ich einen Werbespot von Weleda gesehen! Die TV-Präsenz von Weleda ist doch neu, oder? Da scheint Lavera ja ein Zeichen gesetzt zu haben.

    Freue mich schnon auf die Beauty-Notizen zum Samstag! 🙂

    Liebe Grüße,
    Ida

    • beautyjagd sagt am 27. September 2013

      Geistiges Futter, da hast Du recht, das gabs reichlich!
      Und das Bild täuscht vielleicht etwas, denn der geräumige Tagungsraum hatte Tageslicht und war freundlich gestaltet, nur die Bühne war in Schwarz gehalten.
      Ja, die TV-Spots von Lavera und Weleda waren beide Thema, ich bin gespannt, welche Firmen da noch folgen werden!
      Liebe Grüße und bis morgen bei den Beauty-Notizen 🙂

  4. Liebe Julie, das ist wirklich nett wie intensiv du uns an den Kongressthemen teilhaben lässt, tolle Zusammenfassung, Chapeau.
    Mich hätten am meisten die Vorträge über Rohstoffe und über Nachhaltigkeit, aber auch der übers Cosmetic Valley in Frankreich interessiert. Den großen Garten würde ich mir auch mal gerne ansehen, wäre eine Reise wert, zumal ich die Loire Gegend auch noch nicht kenne.

    • beautyjagd sagt am 27. September 2013

      Danke für Dein Kompliment! Ich dachte mir schon, dass Dich die Rohstoffe auch interessiert hätten, auch wenn es dieses Mal nicht um ätherische Öle ging. An der (westlichen) Loire war ich einmal, und es hat mir sehr gefallen – da würde ich gleich wieder hin!

  5. Die ersten beiden Themen finde ich persönlich am interessantesten, insgesamt hört sich aber das gesamte Angebot sehr gut an. Es war bestimmt spannend so viele Menschen aus der Branche zu treffen und verschiedenste Sichtweisen zu bestimmten Themengebieten zu hören.

    • beautyjagd sagt am 27. September 2013

      Oh ja, die Sichtweisen unterscheiden sich bei einigen Themen durchaus! Und ich kann mir gut vorstellen, dass einige Teilnehmer andere Themen als ich spannend gefunden und andere Aspekte mit nach Hause genommen haben!

  6. Das sind alles sehr spannende Themen. Danke, dass du so einen Einblick in den Kongress gewährst!

    Ich hätte sämtliche Vorträge sehr gern gehört. Am meisten sprechen mich aber gerade die Inhalte von Jens Lönneker und Dr. Wilfried Petersen an.

    Naturkosmetik, aber auch Bio-Lebensmittel und Eco Fashion haben für mich persönlich inzwischen viel mit Hedonismus zu tun. Verzichtsöko bzw. Konsumverzicht waren vermutlich eher die Schlagworte der 70er/80er. Wobei auch ich bei jeder meiner Umstellung (von konventionellen auf Bio-Lebensmitteln, von konventioneller auf Naturkosmetik und von Fashion auf Eco Fashion) erst mal das Wort Verzicht benutzt habe….zumindest bis ich die Vielfalt der Alternativen entdeckt habe.

    Und das Paradoxon der Nachhaltigkeit…jaja…besonders bei Palmöl stellt sich mir diese Frage auch immer wieder. Wir haben das Thema ja schon mal face to face besprochen. Letztlich achte ich nach wie vor darauf, dass ein Produkt nicht nur aus Palmölderivaten besteht, aber ob ich dadurch wirklich nachhaltiger agiere ist auch nicht geklärt. Letztenendes ist das Thema medial aktuell stark bespielt und sicher werden auch für andere Rohstoffe Wälder gerodet. Damit will ich das Thema nicht herunterspielen, aber man sollte/müsste eigentlich bei allen Rohstoffen darauf achten woher sie stammen. Schwierig! Manchmal frage ich mich auch was passieren würde, wenn die Biobranche plötzlich ein ungesundes Wachstum erleben würde. Könnte der Bedarf dann noch bei gleicher Qualität gedeckt werden bzw. würde die Branche dann weniger nachhaltig werden?

    Auf jeden Fall hast du jetzt wieder viel Stoff zum Nachdenken! Danke fürs Teilen. 🙂

    • beautyjagd sagt am 27. September 2013

      Ich musste beim Paradoxon mit dem Palmöl an ein Chart denken, das ich neulich gesehen habe: Darauf wurde dargestellt, dass Palmöl einen wesentlich niedrigeren CO2 Print hat als zB Kokosöl hat. Ob die Quelle verlässlich war, kann ich nicht prüfen, aber ich musste beim Vortrag von Dr. Petersen daran denken.
      Und ich mache mir auch viele Gedanken, wie es ist, wenn Bio Mainstream wird – eigentlich war das ja das Ziel der Pioniere, aber welche neuen Ziele gibt es dann noch? Und sieht Bio dann so aus, wie man sich das früher vorgestellt hat…? Es gibt defintiv viel Stoff zum Nachdenken!

  7. Superspannend, vielen Dank für deinen Abriss.
    Besonders hätte mich der Vortrag von Jens Lönneker interessiert, mich nervt immer diese Gutmenschen-Eso-Schiene im Zusammenhang mit Naturkosmetik und Bioprodukten generell. Wenn ich schon die Werbesprüche zu “belebtem Wasser” lese, da rollt’s mir die Fußnägel zu den Ohrläppchen hoch! Beil “belebtem” Wasser habe ich nur Assoziationen an den Bio-Unterricht und Amöben im Wasser – brrrr.
    Genauso interessant aber auch der Vortrag von Dr. Petersen, denn ich diskutiere oft über das Spannungsverhältnis regionaler, überregionaler, ökologischer und konventioneller Produktionsmethoden.
    “Bio” ist längst aus der Spinner-Ecke raus und besonders etabliert bei “Besserverdienenden”, also eine echte Cash-Cow geworden. Das spiegelt sich in den Kongressthemen genauso wie hier in den Diskussionsbeiträgen immer mal wider, wenn diskutiert wird, ob eher mittelmäßige INCIs das Preisgefüge rechtfertigen. Ecology ist längst Economy geworden, und wir bezahlen – ähnlich wie bei KK – nicht zuletzt auch den Namen und das Image mit. Auch bei NK setzen die Firmen auf Exklusivität (s. Firmenmotto von MG) und Abgrenzung von Mitbewerbern. Das war vor 30 Jahren noch ganz anders, da waren die Firmen eher solidarisch, allerdings eben auch durch den Exotenstatus.
    Vor dem Hintergrund ist mir das CD von MG schon wieder sympathisch, noch so “wie früher”…
    Vielen Dank, da hast du mich mal wieder aus der Konsumschiene gehoben 😉

    • beautyjagd sagt am 27. September 2013

      Die Naturkosmetik-Szene ist durchaus divers, das konnte man deutlich feststellen – aber das macht die Szene natürlich auch lebendig! Heute müssen sich Naturkosmetik-Firmen anders als vor 30 Jahren aufstellen, was Image und Marke angeht, denn sonst können sie allzu leicht von den Big Playern, die den Bereich NK auch finanziell interessant finden, weggefegt werden.
      An Martina Gebhardt musste ich während des Vortrags zur Authentizität von Wolf Lotter denken. Ich denke, sie machte dann von Anfang vieles intuitiv richtig – und wahrscheinlich passen die Verpackungen ihrer Produkte auch genau dazu und unterstreichen nur noch ihre Authentizität.

  8. Das hört sich wirklich nach einer aufregenden Woche an. Mich hätte sehr der Vortag von Wolf Lotter interessiert. Sein Thema finde ich spannend und da ich auch zwischendurch gerne mal Brand eins lese, hätte ich ihn gerne mal live erlebt. Zu dem Gedanken was passiert wenn Avantgarde Maintream wird, hätte ich gerne mehr gehört.
    Beim Thema Authentizität ist für mich MG auch weit vorn, das sehe ich genauso wie du und Petra. Für mich hat sie immer eine gesonderte Stellung neben den anderen Herstellern. Die Produkte sind sehr mit ihrer eigenen Person verknüpft. Die Verpackungen gefallen mir auch nicht so, aber es entspricht ihrem Produkt und ihrer Einstellung und das macht es für mich als Verbraucherin auch überzeugend. (Und das als Liebhaberin schöner Verpackungen, dass will schon was heißen…)

    Aber auch den Vortrag von Jens Lönneker hätte ich mir angehört. Den psychologischen Hintergrund und die Motivation warum Menschen welche Produkte kaufen und die gesellschaftliche Entwicklung die dahintersteht und in welcher Weise sich Lebensthemen
    gesellschaftlich verändern finde ich immer superspannend. Der Hinweis, dass Städter durch den Kauf von Bioprodukten für sich wieder einen Bezug zur Natur herstellen hat mich nachdenklich gemacht. Auf der einen Seite gut, aber auch ein bischen verrückt, wenn man überlegt, wie sehr der Bezug zur Natur in der Gesellschaft verloren gegangen ist.
    Nach dem anstrengenden Kongress wünsche ich dir erst mal ein entspanntes Wochenende 🙂

    • beautyjagd sagt am 28. September 2013

      Danke! Ich lese die Brand eins oft, und die Leitartikel von Wolf Lotter fast immer – deswegen fand ich es toll, dass er als Inspiration zum Kongress geladen war. Zur Authentizität von Martina Gebhardt passt für mich auch, dass sie sich für das Demeter-Label entschieden hat, dessen Glaubwürdigkeit ja als besonders hoch gilt.

  9. Vielen Dank für diese tolle Zusammenfassung. Der Beitrag von Jens Jönneker interessiert mich – wie viele deiner Leser – auch sehr! Mir macht Kosmetik und vor allem Schminke wirklich erst spass seit ich auf Nk umgestiegen bin. Ja ich fühle mich besser beim Kauf aber vor allem machen die Produkte einfach mehr Spass, weil sie wie ich finde grade einen viel höheren Tragekomfort haben. Liefs, liv

    • beautyjagd sagt am 30. September 2013

      Für mich hat Naturkosmetik auch sehr viel mit dem Kopf zu tun! Früher war ich viel anfälliger für dekorative limitierte Produkte aus dem konventionellen Bereich, zu meiner eigenen Überraschung reizen sie mich nun fast gar nicht mehr. Hätte ich früher nicht für möglich gehalten.
      Liebe Grüße

  10. Noemi B. sagt am 1. Oktober 2013

    Ah, ein sehr “intelektueller” Post – aber auch sehr interessant.
    Mich würden auch die ersten zwei Themen interessieren, plus das Cosmetic Valley und die Nachhaltigkeit.

    Ausserdem wüsste ich gerne, was du da gesagt hast 😉 gibts da nirgends ein video dazu??

    • beautyjagd sagt am 1. Oktober 2013

      Nein, leider gibts davon keine Aufnahme, wahrscheinlich weil es eine geschlossene Veranstaltung war.
      Und das Cosmetic Valley hat mich auch sehr fasziniert, das spukt mir weiter im Kopf herum.

  11. Interessant, welche Weisheiten Herr Aebersold da von sich gegeben hat.
    Als mein Chef (ich war Exportleiter “unter” ihm bei WELEDA Schweiz) hat er alle meine Bemühungen, den Markt in Asien aufzubauen, behindert wo er nur konnte.
    Mal wurden wichtige Personen einfach nicht empfangen, obwohl sie vor Ort waren, mal wurde eine Anfrage nach einer Kooperation von einer der größten Kosmetikhersteller in Indien noch nicht einmal beachtet bzw. beantwortet … und vieles mehr.
    Hat den niemand ihn gefragt, warum WELEDA denn in Asien nicht überall präsent ist? Außer in Japan ist die Marke doch völlig unbekannt. Und Herr Aebersold war über 20 Jahre hindurch verantwortlich dafür.

    • beautyjagd sagt am 5. Oktober 2013

      Ich weiß, dass es in den letzten Jahren bei der Weleda durchaus Kontroversen zu verschiedenen Themen gab. Allerdings ging es bei dem Kongress und auch im Vortrag von Moritz Aebersold nicht um Weleda, in privaten Diskussionen mag das aber durchaus angesprochen worden sein.
      Viele Grüße 🙂

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