Manchmal kann die Beautyjagd auch schief gehen. Vor allem dann, wenn die Jägerin der Sprache des Landes nicht mächtig ist, mit gefährlichem Halbwissen operiert und zudem beratungsresistent ist 😉 .
In Istanbul sind mir die vielen kleinen Läden aufgefallen, die “Doğal Ürünler” führen. Übersetzt heißt das “Natur-Produkte”. Außen an den Geschäften baumeln häufig getrocknete Pilze, Luffa-Schwämme oder Ketten von getrockneten Peperoni. In den Schaufenstern liegen Tees, Olivenöl-Seifen und Gewürze. Es sind traditionelle Läden, wie man sie übrigens auch im berühmten “Ägyptischen Bazar” finden kann. Meistens wird dort ein kleines Sortiment an Kosmetik angeboten. Ätherische Öle und Naturheilmittel gibt es auch.
Als ich im Stadtviertel Cihangir unterwegs war, dachte ich mir, warum nicht mal in einen solchen Laden gehen. Wer weiß, was es da an Beauty-Produkten zu entdecken gibt? Eine Olivenöl-Seife geht ja schließlich immer und kostet nicht die Welt.
Der Laden heißt “Safran Aktar” und liegt in der Katip Mustafa Çelebi Mah. Sıraselviler Nr. 40/A, nicht weit vom Deutschen Krankenhaus entfernt.
Also, auf die Beautyjagd und hinein! Erst durfte ich mich ein wenig im Geschäft umsehen, dann fragte mich ein netter Verkäufer im weißen Kittel, ob er mir helfen könne. Ja, eigentlich gern, nur mein Türkisch… Aber er sprach sogar ein bisschen Englisch, vor allem was die Fachbegriffe anging. Sehr schön! Er empfahl mir eine Softcream, die “organic” sei. Ich schielte auf die Inhaltsstoffe, weil ich wusste, dass mit einem türkischen “doğal” meistens nicht das gleiche wie mit “bio” gemeint ist.
Außerdem hatte ich ja schon eine Softcream (die von Hobby). Ich fragte ihn, was das für andere Cremes im Regal seien. Es waren altmodisch verpackte kleine Tiegelchen, auf denen “Bitkisel Krem” (=pflanzliche Creme) stand. Ich fand die Bezeichnungen sehr interessant. Eine davon hieß “Yasemine Özlü”. Der nette Herr erklärte mir, dass die Creme zur Bekämpfung von Ekzemen geeignet sei. Leider verstand ich wohl einen ganzen Teil seiner türkisch-englischen Beratung nicht.
Er blickte mich skeptisch an, als ich ihm mitteilte, dass dies die Creme meiner Wahl sei. Ob ich nicht doch lieber die Softcream …, fragte er mich. Aber ich war wild entschlossen, die pflanzliche Creme mit Jasmin-Duft zu nehmen.
Das kleine Töpfchen enthält 50 gr und kostet 12 TL (= 5,70 EUR).
Zu Hause musste ich die Jasmin-Creme natürlich sofort genauer untersuchen. In der Umverpackung befand sich ein kleiner Tiegel, der wie ein Salbentopf aus der Apotheke aussieht:
Als ich den Deckel des Töpfchens öffnete, war ich ziemlich verblüfft. Was hatte ich mir denn da gekauft? Es handelt sich nicht um eine weiße Emulsion, sondern um eine bräunlich-transparente Fettphase. Sie riecht krautig-blütig, leicht medizinisch, aber nicht grundsätzlich unangenehm:
Jetzt verstand ich, warum ich mir der Verkäufer eher zu einer Soft-Cream (=Emulsion) geraten hatte. Mit einer duftigen Jasmin-Creme, so wie ich mir es vorgestellt habe, hat das Ganze nichts zu tun. Es ist tatsächlich eine Art medizinische Creme.
Mühevoll übersetzte ich mir die Gebrauchsanweisung. Auf der Verpackung steht, dass man die betroffenen, gereinigten Hautregionen 2-3 täglich dünn eincremen soll, um die Hautprobleme zu bekämpfen.
Ein Blick auf die Inhaltsstoffe genügte leider, um zu wissen, auf welcher Basis diese “pflanzliche Creme” hergestellt wurde:
Klar sind auch ätherische Öle von Jasmin, Minze, Orange oder Zitrone enthalten, aber der Hauptbestandteil sind Vaseline und flüssiges Paraffin.
Tja, da ist meine Neugierde auf der Beautyjagd wohl etwas zu weit gegegangen! Ich habe zwar unreine Hautstellen, aber keine Lust, Paraffin darauf zu schmieren. Pflanzliche Öle hin oder her. Als ich ein bißchen über die Creme nachdachte, fiel mir ein, dass auch in Deutschland die medizinischen Salben auf Erdöl-Basis angerührt werden.
Schade, dass die traditionellen Heilmethoden, die in diesen Natur-Produkt-Geschäften propagiert werden, nicht konsequenter umgesetzt werden. In diesem Fall hätte ich mir eine pflanzliche Basis der Creme gewünscht.
Dass ich eine medizinische Creme erwischt habe, daran bin ich natürlich schon selbst schuld 😉 . Insgesamt ist mir das Konzept dieser Läden sympathisch, auch weil dort zur Abwechslung mal fast nur türkische Produkte angeboten werden.
Mir gelingen auf meiner Beautyjagd also nicht immer nur interessante Funde… Obwohl, interessant ist die Creme ja auch 😉 .
Habt ihr auch schon richtig tolle Fehlkäufe getätigt? Oder seid ihr vorsichtiger? Was habt ihr damit gemacht?
Ja, so kann man reinfallen 🙂 aber SO schlimm fänd ich das nun auch nicht, wenn es MICH betroffen hätte. Da Paraffin nicht die Hautbarriere durchdringt, schützt es ja auch die Haut vor schädlichen Einflüssen.( bei Baby`s soll ja die Haut vor Urin und Stuhl geschützt werden, was ja die Haut auch “angreifen” kann, wenn die Haut schon wund ist. In medizinischen- und Pflegecremes wird ja stark gereinigtes Paraffin verwendet. Deshalb hab ich persönlich da nicht solche “Berührungsängste” :-)ich benutze auch weiße gereinigte Augenvaseline gelegentlich für alles mögliche…… es heißt je neuerdings auch, dass Paraffin die Haut selbst nicht durchdringt aber die Haut durchlässiger macht, für andere Stoffe. Das würde doch bedeuten, dass die noch aufgeführten pflanzlichen Stoffe dann ihre Hautwirkung entfalten können ?!
Ich habe auch mal ein Paraffin-Handbad gemacht. Das war sehr schön pflegend und das haben schon die alten Römer gemacht 🙂 (gut für Füße, Ellenbogen und Hände)
Was für Ekzeme gut ist, kann für Deine Ellenbogen doch nicht schlecht sein, oder ? :-))) Also entweder ich vertrage die Salbe, dann würde ich sie auch verwenden (nach Test) und wenn nicht, verschenken oder entsorgen 🙂
Ich habe mir in Tunesien mal eine Zahncreme gekauft (dachte ich, zumindest 🙂 ) und dann, beim Zähneputzen, hat sie sich als Hautcreme rausgestellt :-/….DAS war vllt. ekelig, sag ich Dir :-D:-D
lG und nicht ärgern :-(:-)
Soviel ich weiss wird Paraffin benutzt weil es die meisten Leute vertragen und am wenigsten darauf reagieren, im Gegensatz zu pflanzlichen Ölen. Deswegen werdem hier in D auch medizinische Cremes damit hergestellt…einfach unter dem Aspekt, dass es am wenigsten Allergien hervorruft. Und den Aspekt finde ich prinzipiell nicht zu verachten. Natur hin oder her 😉
Das stimmt, der Aspekt ist nicht zu verachten! Du und keimonish, ihr habt mich jetzt überzeugt, dass ich nicht so engstirnig sein sollte 😉 . Ich werde die Creme auf jeden Fall mal testen 🙂 !
Das mit der Zahncreme ist natürlich noch besser 😉 ! Ich kann mir vorstellen, dass das eklig war….
Und ich ärgere mich nicht, sondern amüsiere mich eher. Aber du hast absolut recht, ich werde die Creme nicht gleich entsorgen, sondern doch mal testen. Wer weiß, ob sie ihre Wirkung nicht noch besser entfaltet als auf anderer Basis! Danke für den Tipp!! LG
paraffin ist super für medizinische salben, weil es chemisch inert ist. die creme ist also bestimmt super für richtig wunde stellen etc. in der normalen hautpflege hat es aber mNn nichts zu suchen, weil es der hautchemie völlig fremd ist und eben nicht pflegt sondern nur abdeckt. die fettsäuren aus pflanzlichen ölen kommen ja auch in der haut vor und werden sozusagen von der creme in die haut integriert. bei olionatura ist das sehr schön erklärt. die hohe rate an unverträglichkeiten kommt meines erachtens daher, dass wir durch unsere moderne lebensweise mit soviel chemie in kontakt sind (essen, waschmittel, luft…), dass der organismus auf natürliche stoffe auf einmal allergisch reagiert. habe selbst die erfahrung gemacht, dass ich durch meine veränderte lebensweise (fast nur nk, selbstgekochtes essen etc) im umkehrschluss mittlerweile sehr empfindlich auf chemische substanzen reagiere – die parfümierung eines normalen duschgels riecht für mich unerträglich, geschmacksverstärker im essen sind irgendwie “too much”.
Meine Yasemin “Özlü Bitkisel Krem” ist ja eine medizinische Salbe, da passt das Paraffin schon ganz gut. Das sehe ich mittlerweile ein 😉 . Danke für deine Erklärungen 🙂
Ich glaube übrigens auch, dass psychischer Stress und einige Aspekte der modernen Lebensweise viel mit den Allegerien zu tun haben. Und man den Körper “umtrainieren” kann (so wie Du es gemacht hast).
deshalb habe ich vor 3 jahren im türkeiurlaub keine kosmetik mitgenommen, weil ich eben GAR KEIN türkisch kann und mir nix draufschmieren will, von dem dem ich ned sicher weiß, was drin ist.
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