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Seit Herbst 2009 kann man die wunderschöne Büste der ägyptischen Königin Nofretete im Neuen Museum auf der Museumsinsel in Berlin bewundern. Ich habe sie vor einigen Jahren noch in ihrer vorigen Residenz in Charlottenburg besucht. Nofretete war die Frau des Pharaos Echnaton, der im 14. Jahrhundert v. Chr. in Armana regierte.
Laut Forschungen war sie aber nicht nur die schöne Frau des Pharaos, sondern aktiv an den Regierungsgeschäften beteiligt. Auf bildlichen Darstellungen wird sie mit pharaonischen Machtinsignien gezeigt. Auch den Kopf der hier abgebildeten Büste schmückt die blaue hohe Helmkrone, die mit einem verschlungenen Diadem verziert ist.
Das Amarna-Gebiet, nach dem die Epoche benannt ist, liegt am Nilufer in Mittelägypten. Die Kunst der Amarna-Zeit gilt als ein Höhepunkt der ägyptischen Kunst. Lebendige (und auch karikierende) Darstellungen dokumentieren das damalige Leben. Die Büste der Nofretete wurde Anfang des 20. Jahrhunderts ausgegraben und stammt aus dem Bildhauer-Atelier des Thutmosis.
Mich spricht die Kunst der Amarna-Zeit sehr an. Die Eleganz des Kopfes ist kaum zu übertreffen. Kein Wunder, dass der Name Nofretete “Die Schöne ist gekommen” bedeutet. Immerhin ist die Büste ungefähr 1350 v. Chr. entstanden – und zieht noch immer Scharen an Besuchern in ihren Bann. (Ägypten fordert die Nofretete-Büste auch zurück.) Und das, obwohl ihr linkes Auge fehlt.
Abgesehen von dieser Ungleichheit ist auffallend, wie symmetrisch die Gesichtszüge der Nofretete sind. Sicherlich handelt es sich um ein Idealbildnis. Die hohen Wangenknochen, der lange Hals und die Betonung des Hinterkopfes durch die hohe Helmkrone tragen stark zu ihrem würdevollen Ausdruck bei.
Das Makeup wurde sehr exakt aufgetragen. Der Teint ist rosa-bräunlich grundiert, die Wangenknochen sind mit einem Bronzer konturiert. Fast ahnt man einen Highlighter auf den Wangenknochen und den Nasenflügeln. Der Teint ist bis auf einige Alterungsspuren der Büste “flawless”, das kann man nicht anders sagen.
Die Augen sind klassisch mit einem tiefschwarzen Kajal (auch auf der Wasserlinie) umrandet, die Enden im äußeren und inneren Augenwinkel spitz verlängert. Die Lider bleiben nude. Die Banane ist gut sichtbar, wahrscheinlich wurde sie bewusst leicht schattiert.
Die in Form gebrachten und nicht zu dünnen, dunklen Augenbrauen strukturieren das Gesicht und bilden einen Bogen über den umrandeten Augen. Die Lippen sind exakt mit einem dunklen, warmen Rosenholzton geschminkt.
Je nach Ausleuchtung der Büste können unterschiedliche Gesichtszüge betont werden. Ein wirklich wandelbares Model. Trotz aller Schönheit wirkt Nofretete auf mich nicht wie ein Abziehbild, sondern wie eine machtvolle und reife Persönlichkeit – die sie anscheinend auch war.
Falls ihr Nofretete einen Besuch abstatten wollt, hier noch die Infos zum Museum:
Neues Museum, Bodestr. 1, 10178 Berlin. Öffnungszeiten: So-Mi 10-18, Do-Sa 10-22. Die Tickets sind Zeitfenster-Tickets, da der Besucherandrang so groß ist.
Beeindruckt euch die Schönheit der Nofretete auch so, vor allem wenn man das Alter der Büste bedenkt? Vielleicht habt ihr die Büste schon einmal im Museum gesehen? Was sagt ihr zu ihrem Makeup-Look?
Faszinieren tut sie mich ja schon, nur glaube ich, dass die “Handwerker/Maler” von früher so etwas wie die Grafiker von heute waren. Sprich: was heute gephotoshpped wird, wurde früher einfach etwas schöner in Stein gemeißelt oder eben die Tränensäcke/Augenschatten/Falten/Pickel/Flecken etc. weggelassen (ob jetzt Nofretete oder Marie Antoinette oder die Mona Lisa…). Weiß man wirklich, dass diese Personen GENAU SO ausgesehen haben? Es waren Idealbilder. Genauso wie man sie heute in den verschiedensten Werbekampagnen beobachten kann. Sie sind schön anzuschauen, aber die Wahrheit sehen wir doch jeden Morgen im Spiegel 🙂
Ja absolut! Photoshoppen war eigentlich schon immer angesagt. Welcher Herrscher/in wollte sich denn mit Tränensäcken abbilden lassen (und für die Nachwelt so in Erinnerung bleiben)? Da wurde schon damals gut vorgesorgt 😉 .
Mich interessiert dabei immer auch der hygienische (oder auch medizinische) Zustand in der geweiligen Zeit 🙂 Im alten Ägypten wurde ja auch die Hygiene nicht nur bei den “hohen Herrschaften” sondern auch beim einfachen Volk groß geschrieben. Und das Make up wurde auch immer sorgfältig wieder entfernt, mit Salben und Ölen. Auch die Männer haben sich zu der Zeit ja geschminkt, weil die Kosmetik auch eine Schutzfunktion hatte und man sie auch für medizinische Zwecke eingesetzt hat. Wie ich gelesen habe, bestand z.B. die Farbe vom Lidstrich aus Blei (fein vermahlen) und sie war antibakteriell. Man hat ja wohl anfangs gedacht, dass die Schminke toxisch gewesen sein muss aber sie haben wohl damals schon gewusst, wie sie die Konzentration herstellen mussten.
Erstaunlich finde ich, dass sich gar nicht so viel am AMU geändert hat, im Vergleich zu heute :-D:-D
Danke für deine tollen Ergänzungen 🙂 Lidstriche werden ja in einigen Kulturen als Schutz für das Auge aufgetragen. Und es ist wirklich erstaunlich, dass sich seit 3500 Jahren eigentlich am Makeup nicht viel geändert hat. Liebe Grüße
@keimonish haha stimmt. Es hat sich wirklich nichts geändert. Da sieht man mal wieder, dass Mode und Trend immer wiederkehrend ist 🙂