Kennt ihr das: Ihr schlüpft am Morgen in einen Pullover, den ihr am Tag vorher getragen habt – und auf einmal umschwebt euch für ein paar Sekunden oder auch Minuten der Duft des vorigen Tages? Weil das Parfüm, das ihr gestern verwendet habt, noch ein bisschen im Pullover hängt…
Parfüms werden – wie viele anderen Dinge auch – meiner Meinung nach oft zu technisch betrachtet. Sei es, weil potentiell Allergie auslösende Stoffe unter die Lupe genommen werden; sei es, weil Inhaltsstoffe natürlicher oder synthetischer Herkunft beleuchtet werden. Oder aber Parfüms in Kategorien eingeordnet werden oder der Aufbau eines Dufts in Kopf-, Herz- und Fondnoten beurteilt wird.
Dabei macht Parfüm so viel mehr aus! Sie lösen Gefühle aus, tragen Erinnerungen in sich oder regen die Phantasie an. Die Verführung eines anderen Menschen ist dabei nur ein Aspekt (der allerdings oft beworben wird). Für mich sind Düfte ein Tor zu einer imaginären Welt, in die ich mich mit meiner Nase hineinbegeben und neu entdecken kann. Sie ermöglichen mir Ahnungen von einem anderen Ich und gehen damit weit über die reine Matiere hinaus.
Ich mag es, wenn im Pullover, Schal oder Halstuch noch ein olfaktorischer Rest des vergangenen Tages hängt. Die weichen Stoffe verbinden sich mit dem Duft, das Parfüm bildet so ein unsichtbares Band zwischen dem gestrigen und dem heutigen Tag und hüllt mich damit in den Lauf der Zeit ein.