“Aber warum verreist Du allein?”, fragte mich meine amerikanische Sitznachbarin auf dem Flug nach Helsinki leicht fassungslos. Sie konnte sich kaum vorstellen, weshalb ich ohne Begleitung unterwegs war – wenn es sich schon nicht um eine klassische Geschäftsreise handelte.
Ich hingegen freute mich auf die Zeit nur mit mir, wofür ich mich ganz bewusst entschieden habe. Für mich ist es auch keine Mutprobe, ohne Freund oder Freundin zu verreisen (wobei es da natürlich darauf ankommt, wohin man verreist). Städte wie Tokio oder Helsinki sind in meinen Augen ideal für alleinreisende Frauen, die gern auf eigene Faust die Stadt erkunden. Solo essen zu gehen oder auch abends noch unterwegs zu sein, ist dort überhaupt kein Problem.
Ich musste in meiner Woche in Helsinki öfter an den Satz denken, den ich neulich bei der Naturkosmetikmarke Amo como soy gelesen habe: Wie wichtig es ist, sich selbst eine gute Freundin zu sein. Genau das war mein Plan in Helsinki, eine gute Zeit mit mir selbst zu verbringen. Und das habe ich getan: Ich war viel spazieren (mein Schrittzähler auf dem Smartphone ist täglich explodiert 😉 ), habe ausgiebig die neuen Kollektionen von Marimekko oder jungen finnischen Designern begutachtet, war gut essen im kuriosen Restaurant des finnischen Filmemachers Kaurismäki. Habe auf der Dachterrasse gesessen, den Duft der Lindenblüten auf der Esplanadi eingeatmet, war Schwimmen im Allas Sea Pool oder aber habe in der Sauna geschwitzt.
Sich selbst eine gute Freundin zu sein bedeutet selbstverständlich nicht, dass man unbedingt allein verreisen muss. Aber wenn man – so wie ich – gern Zeit mit sich verbringt, dann kann man das doch einfach mal machen. Für eine Zeit alleine sein bedeutet für mich keinesfalls, mich einsam zu fühlen, sondern eher frei, selbstbestimmt und achtsam (ja, das modische Wort 😉 ). Ich versuche dann mehr als sonst nur das zu tun, was ich gern mag und mir gut tut. Mit meiner inneren guten Freundin habe ich in Helsinki öfter mal besprochen, was ich als nächstes unternehmen könnte: Es ist ein schönes Gefühl, immer jemanden dabei zu haben, der einem so nahe steht und mit zunehmendem Alter auch gewogener ist.
Denn im Grunde geht es beim “sich selbst eine gute Freundin zu sein” darum, sich zu mögen. Sich mit allem drum und dran anzunehmen. Wenn man das (wenigstens teilweise) schafft, wäre die Welt in meinen Augen mit Sicherheit ein friedlicherer Ort. Man muss dann viel weniger persönlich nehmen oder als Angriff werten, da man die eigenen Unsicherheiten kennt und besser einordnen kann. Auch Veränderungen machen so weniger Angst, und persönliche Weiterentwicklungen werden mit dieser Haltung gefördert.
Vom Himmel gefallen ist diese Einstellung bei mir übrigens nicht (abgesehen davon, dass auch ich immer weiter an der guten Beziehung zu mir “arbeite” – da ist noch mehr möglich!). Selbstoptimierungsmaßnahmen, wie sie auf Instagram, in Frauenzeitschriften oder sonstwo propagiert werden, führten bei mir übrigens genau nicht dazu, mir selbst eine bessere Freundin zu sein. Um Frieden mit sich selbst zu schließen, ist es in meinen Augen viel wichtiger, sich in einem gesunden Maß nicht zu sehr von außen beeinflussen zu lassen und der eigenen Stimme mehr Gehör vor allem bei sich selbst zu verschaffen. Was ja nichts anderes bedeutet, als sich die eigene beste Freundin zu sein und auf ihren Rat zu hören.
Wer gut mit sich selbst ist, zieht mit der Zeit auch andere gute Freundinnen an – der beste Nebeneffekt, würde ich sagen.