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Beauty Briefing KW 7 / 2023: Vier Klassiker der Naturkosmetik, die man kennen muss (Teil 2)

Naturkosmetik Klassiker

Pünktlich zur Naturkosmetik-Messe Vivaness, die in dieser Woche in Nürnberg stattfindet, kehrt mein Beauty Briefing zurück. Passend dazu stelle ich heute vier Naturkosmetik-Klassiker vor, die man unbedingt kennen sollte. Im letzten Jahr habe ich im ersten Teil dieser Serie bereits Naturkosmetik aus den 1920er bis 1970er Jahren von Dr. Hauschka, Weleda, Annemarie Börlind und Speick gezeigt. Nun geht es mit Naturkosmetik-Produkten aus den späten 70er und 80er Jahren weiter. Viel Spaß beim Lesen!

Wir erinnern uns: Die erste Welle der Naturkosmetik in den 1920er Jahren war aus der Lebensreform-Bewegung heraus entstanden. Die Naturkosmetik der späten 70er und 80er Jahre ist ebenso in die Zeitgeschichte eingebunden – damals erstarkte die Umweltschutzbewegung. Die Ölkrise 1973 erinnerte an die Endlichkeit der Rohstoffe, die Mülltrennung etablierte sich, das Waldsterben war ein großes Thema und 1980 wurde die Partei ‘Die Grünen’ gegründet. Ich erinnere mich gut daran, dass die Katastrophe von Tschernobyl und die Sorge um das wachsende Ozonloch meine Kindheit und Jugend begleiteten.

In der Gesellschaft bewegte sich auch einiges: Nach der 1968er Revolution entwickelte sich eine neue Frauenbewegung. Die Emanzipation und Gleichberechtigung der Frau sowie z.B. das Recht auf einen Schwangerschaftsabbruch standen auf der Agenda der oftmals in Frauenzentren organisierten Aktivistinnen. 1977 entstand die feministische Zeitschrift ‘Emma’ um die Journalistin Alice Schwarzer herum.

Naturkosmetik in den 70er und 80er Jahren

In Berlin-Kreuzberg gründeten zwei Hebammen 1978 die Naturkosmetik-Marke i + m. Der Name setzt sich aus den Anfangsbuchstaben der Gründerinnen Inge Stamm und Monika Berg zusammen. Ihr Ziel war es, alternative und sanfte Bio-Produkte für die Hautpflege zu entwickeln. Bis heute beschreibt sich das Unternehmen als politisch, i+m setzt sich für faire und soziale Initiativen ein und wird nach den Prinzipien der Gemeinwohlökonomie geführt. Zu den ältesten Produkten gehört die Freistil Sensitiv Reinigungsmilch von i+m (Pressesample). Sie ist für mich ein Basic, das ich oft empfehle: Sie duftet leicht nach Vanille, hat eine leichte Textur und kommt ohne Tenside aus. Vegan und von Cosmos zertifiziert. Hier geht es zur Homepage von i+m Naturkosmetik.

Ebenfalls in den 1970er Jahren tüftelte Thomas Haase in der Region Hannover an Kosmetikprodukten für empfindliche und neurodermitische Haut. Sein erstes Produkt war 1978 ein Lippenbalsam, dessen Erfolg den Grundstein für die 1987 gegründete Naturkosmetikfirma Lavera legte. Es gibt die Lippenpflege bis heute: Der Lippenbalsam Basis Sensitiv von Lavera zählt weiter zu den beliebtesten Produkten des Unternehmens. Neben Rizinusöl basiert der Pflegestift mit seiner ausgewogen ölig-wachsigen Textur auf pflanzlichen Wachsen sowie auf Bienenwachs. Mandelöl und Jojobaöl wirken pflegend, Calendula, Arnika und Sanddorn entzündungshemmend. Von Natrue zertifiziert. Selbstgekauft. Hier geht es zur Homepage von Lavera.

Einer der ersten Bioläden in Deutschland war die Alraune in Hannover, gegründet 1975 vom Heilpraktiker Hans Hansel. Um in seinem Laden Naturkosmetik anbieten zu können, gründete er einige Jahre später die Firma Lorien-Goods Naturkosmetik. Es war die Geburtsstunde der Marke Logona: Anfang der 80er Jahre wurde die Naturkosmetik-Linie Pur für Allergiker lanciert, es folgten z.B. pflanzliche Haarfarben. Die Pur Beruhigende Feuchtigkeitscreme von Logona hat vielleicht nicht mehr die Rezeptur von 1984, zählt wegen ihrer minimalistischen Formulierung ohne Duftstoffe zu den Klassikern der Marke. Die leichte Textur mit Postbiotika unterstützt das Mikrobiom der Haut. Vegan und von Natrue zertifiziert. Selbstgekauft. Hier geht es zur Homepage von Logona. Die Unternehmensgeschichte bleibt weiter spannend: 2013 verkaufte Hans Hansel die Firma an private Investoren. Nachdem L’Oréal 2018 die Firma übernommen hatte, wurde sie 2023 von einer Investmentgesellschaft übernommen.

Ein Hundebiss führte zur Salvia Cream von Martina Gebhardt.

Als Dreijährige wurde Martina Gebhardt von einem Hund in die Wange gebissen. Statt einer Schönheitsoperation entschied sie sich als Teenagerin dazu, die Narbe mit einer Wollwachs-Salbe zu behandeln. Da die Salbe zugleich auch ihre Akne reduzierte, entwickelte sie um 1977/78 herum mit Hilfe eines Apothekers eine eigene Creme – die auch ihre pubertierenden Freundinnen begeisterte. Damals wurde sie als Thymian Hautcreme bezeichnet, heute ist sie fast unverändert als Salvia Cream von Martina Gebhardt erhältlich. 1986 gründete die Architektin dann ihre eigene Naturkosmetik-Firma, die heute im Kloster Wessobrunn zu Hause ist. 2010 wurde das Sortiment von Demeter zertifiziert. Spagyrische Inhaltsstoffe stellen eine Besonderheit in der Kosmetik von Martina Gebhardt dar. Die oben erwähnte Salvia Cream gehört zur Linie für fettige und unreine bzw. zu Entzündungen neigenden Haut, die neben Wasser auf Olivenöl und Wollwachs basiert. Salbei wird darin neben anderen Heilkräutern als Auszug und ätherisches Öl eingesetzt. Auf feuchter Haut aufgetragen zieht die reichhaltige Creme durchaus gut ein, man benötigt nur wenig davon. Von Demeter zertifiziert. Selbstgekauft. Hier geht es zur Homepage von Martina Gebhardt.

In einem kommenden Beauty Briefing  werde ich weitere Klassiker der Naturkosmetik vorstellen. Mit diesem beauty-historischen Einblick wünsche ich allen eine schöne Woche! Vielleicht sehen wir uns auf der Vivaness…

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