Wo befindet ihr euch gerade, wenn ihr meinen Beauty-Blog (oder andere) lest? Nach Meinung der Frauenzeitschrift Myself im “Netz der Eitelkeit”. Mit diesem schönen Titel wurde in der neuen April-Ausgabe ein Artikel über die Beauty-Blogs im Internet veröffentlicht.
Ein tolles Thema, wie ich finde. Ich war gespannt darauf, wie die Printmedien das Thema Beauty im Internet sehen. Schließlich gibt es mittlerweile massenhaft Blogs, die sich mit dem Thema beschäftigen und deren Einfluss immer größer wird. Das Angebot im Internet stellt meiner Meinung nach eine harte Konkurrenz für die Printmedien dar.
Im Fall der Frauenzeitschriften liegt es sicher auch daran, dass die Beauty-Seiten nicht auf den Bedarf der Beauty-interessierten Leserinnen abgestimmt sind. Denn wo findet man gut gemachte Tutorials, Reviews, aktuelle Infos zu LEs oder ehrliche Meinungen? In den Frauenzeitschriften sicher nicht.
Dort werden schon seit langem fast nur noch Pressetexte veröffentlicht – mit Rücksicht auf Anzeigenkunden können gar keine negative Beurteilungen veröffentlicht werden. Was denken die Beauty-Journalistinnen der Printmedien also über Beautyblogs? Ich ging insgeheim davon aus, dass sie sie gar nicht kennen 😉 .
Tja, und so scheint es auch zu sein. Zumindest fast. Im Artikel finden sich lediglich in einem Kasten der beliebte Blog Innen und Außen und das Beauty-Portal Pink Melon. (Dass man die Macherinnen von Innen und Außen ein paar Jahre älter macht und nach NRW umsiedelt, nunja.) Im Fließtext erfährt man jedoch wenig über die Beauty-Blog-Szene. Mit der Recherche scheint die Autorin leider nicht weit gekommen zu sein.
Ich führe euch ein paar der Punkte auf, über die ich mich gewundert habe:
- Auswahl der Beispiel-Blogs: Ich war sehr erstaunt, als ich gelesen habe, welche Blogs im Fließtext des Artikels genannt werden. Es sind in der Beauty-Szene eher unbekannte Namen. Wie es wohl zu dieser Auswahl kam… ?
Die Bigplayer der Beauty-Blog-Szene (ausgenommen Innen und Außen) hat man bei der Recherche nicht ausgemacht – oder etwa vorurteilsbehaftet ausgeklammert? Diese bloggen auch schon viel länger als z.B. die Macherin von Beautydelicious, die erst seit 2009 dabei ist (aus Mangel an Beauty-Blogs, sagt sie).
- Wahrnehmung von Beauty-Blogs: Die Autorin ist der Meinung, dass Beauty-Blogs in Deutschland fast nicht wahrgenommen werden. Die Klickzahlen wären im Vergleich zu Fashion-Blogs, die monatlich bis zu 180.000 Klicks erreichen, gering. Wenn ich es noch richtig im Kopf habe, überrunden große Blogs wie Innen und Außen und Magi diese Zahl locker.
- Auf eine Analyse der Beauty-Blogger-Szene wird im Artikel komplett verzichtet. Die Leserin erhält weder einen Überblick über die Blogger-Szene, noch erfährt sie, wie jung und einflussreich die Bloggerinnen teilweise sind. Ein Zusammenhang mit Youtube wurde gar nicht erkannt.
- Unkritische Haltung: Peinlich ist, dass eine Aussage von Angela Schöpflin, Public Relation Director von L’Oréal, unkritisch übernommen wird. Sie sagt, dass im Internet so viel falsch wiedergegeben wird, weshalb man sich bei L’Oréal dazu entschlossen habe, Blogger-Events zu veranstalten. So würden die Blogger die Infos aus erster Hand erhalten. Der Grund ist natürlich die Wahrheitsfindung, nicht Publicity für den Konzern… klar! Myself lässt diese Aussage unkommentiert stehen.
- Beratung oder Verkauf: Aufhänger des Artikels ist, ob man in der Parfümerie oder auf Blogs besser beraten wird. Auch hier wurde der Kernpunkt nicht erfasst. In Parfümerien soll verkauft werden, fundierte Beratungen sind selten. Mir ist es nur einmal in meinem Leben passiert, dass mir eine Verkäuferin von einer Wimperntusche entschieden abgeraten hat. Auch in den Frauenzeitschriften geht es um den Verkauf, wo kann sich eine Verbraucherin also besser informieren als im Internet beim Blog des Vertrauens?
Kurz gesagt: Ich finde es erstaunlich, wie wenig für den Artikel über die Beauty-Blog-Szene recherchiert wurde. Vielleicht aus Zeitmangel – oder weil man die Bloggerinnen immer noch nicht ernst nimmt?
Ich frage mich, weshalb ich dann überhaupt noch ein Printmedium kaufen sollte, wenn es fast keine journalistischen Qualitäten mehr bietet. Von einem Magazin erwarte ich, dass die Artikel fundiert recherchiert und gut geschrieben sind. Wenn vor lauter PR keine Ressourcen mehr für Recherche bleiben, schaffen sich die Frauenzeitschriften damit auf Dauer nicht selbst ab? Es gibt schon eine Menge Leserinnen, die ins Netz abgewandert sind.
Immerhin wurde im Artikel erkannt, dass auch auf Blogs der Trend zu Werbung und Partnerschaften mit Kosmetik-Konzernen geht. Dies ist natürlich schon längst der Fall. Glaubwürdigkeit ist ein hohes Gut, das Blogger besitzen und das die Konzerne dringend benötigen. Wer sich zu sehr verkauft, wird – wie die Frauenmagazine – langfristig die Lesernähe und schließlich seine Leserinnen verlieren.
Habt ihr den Artikel in der Myself auch gelesen? Wie denkt ihr darüber? Kanntet ihr die genannten Beauty-Blogs (außer Innen und Außen und Pink Melon)? Lest ihr Frauenzeitschriften, oder seid ihr komplett auf Blogs umgestiegen?
Ich habe den Artikel nicht gelesen, aber es gibt auch immer häufiger Berichte im TV über Beautyblogs und YouTube. Meine Vermutung ist, dass die “alternative Medienlandschaft” den Hype nicht verpassen möchte und daher darüber berichtet. Die Recherche ist da ja oft leider sehr beschränkt. Schade.
Ich als WordWideWeb-Mädchen habe ich weitgehenst aber sowieso bereits von Printmedien und TV verabschiedet. Meine Hoffnung ist aufgegeben. 🙂
Toll, wie du den Artikel aufgedrüselt hast. Das sind wirkliche Kritikpunkte, die du da aufgezeigt hast. Schade, dass die Myself da so oberflächlich war.
Beste Grüße
Danke 🙂 Das mit dem Hype-verpassen ist bestimmt richtig. Ob die wirklich verstehen, dass das nicht nur ein vorübergehender Hype ist, sondern eine Umwälzung der bisherigen Presse-Landschaft? Da habe ich meine Zweifel. Aber noch habe ich die Printmedien nicht ganz aufgegeben. TV hatte ich noch nie, deswegen muss ich mich davon auch nicht verabschieden 😉 Liebe Grüße!
Also ich muss sagen ich lese sehr gerne Zeitschriften. Diesen Artikel habe ich auch gelesen. Natürlich bist du (und viele andere) “eingeschweißte” Blogger nicht sehr zufrieden mit diesem Artikel. Aber für jemanden der sich mit Blogs wenig bis gar nicht auskennt ist das doch schon ziemlich informativ. Ist auch wiederum verständlich warum solche Zeitschriften Blogs nicht in den Himmel loben. Würde ja wirklich keiner mehr Zeitschriften kaufen, wenn man das alles auch durch Blogs beziehen kann und man da auch noch besser beraten wird. Ich habe sowieso das Gefühl, dass solche Zeitschriften nur darüber berichten, um überhaupt mal dazu etwas gesagt zu haben. Zeit zum Recherchieren hätte sich die Verfasserin bestimmt gerne genommen, nur eben nicht bekommen. Da gibt es eben wichtigere Themen. Der Artikel über Blogs wird dann einfach mal hingeklatscht.
Das Loreal sich mal wieder so hinstellt war klar 🙂
Ich lese ja auch liebend gern Zeitschriften, da gehöre ich echt noch zur alten Schule. Aber ich bin immer enttäuschter… Beauty-mäßig informiere ich mich schon seit langem im Netz. Ich denke auch, dass die Myself das Thema einfach mal im Heft haben wollte, weil so viele darüber reden.
Ich habe zwar nicht diesen, aber einige andere Artikel über Beauty Blogs (und auch Blogs im Allgemeinen) gelesen. Du hast vollkommen Recht damit, dass die Blogs eher negativ dargestellt werden, aber immerhin sind die Autoren davon ja auch Zeitschriften-Redakteure und keine Blogger – das wäre ja noch schöner für die, wenn sie Blogs so sehr loben würden, dass sie am Ende weniger Leser haben als vorher, weil viele umgestiegen sind 😀 Wer sich wirklich gut über beauty und fashion informieren wil, wird auch von sich aus ins Internet gehen und sich eine eigene Meinung dazu bilden. Ehrlich gesagt lese ich auch total gerne Modezeitschriften und habe erst vor kurzem mit dem bloggen angefangen (und von “Innen und Außen” und “Magi” noch nie was gehört ;-)). Wem was besser gefällt ist wohl einfach Geschmackssache.
Ich denke, dass sich die Zeitschriftenredakteure für die Zukunft rüsten müssen, wenn das Medium Print Bestand haben soll. Deswegen erwarte ich da einfach mehr von so einem Artikel, denn ich liebe Zeitschriften eigentlich sehr 🙂 .
Gerade für die informierten Konsumentinnen von Kosmetikprodukten sind Frauenzeitschriften wie die Myself ein Auslaufmodell. Auch ich bin bereits auf Beauty-Blogs umgestiegen, weil sie mir schneller, häufiger, (immer noch) unabhängiger und gezielter Informationen bringen, als das ein Print-Magazin jemals könnte.
Überhaupt, wenn es um Kosmetik gibt, findet man auf dem deutschen Markt kein einziges Magazin, das sich nur damit beschäftigt und beispielsweise Tutorials anbietet, wo man Schminken lernen kann. Die Frauenzeitschriften füllen diese Lücke nur bedingt.
Ich stehe ja zwischen Zeitschriften und Blogs, lese also beide. Aber ich habe langsam auch das Gefühl, dass Frauenzeitschriften in Beauty-Hinsicht ein Auslaufmodell sind… zumindest wenn sich nichts ändert.
bin wie erbse eher ein internet-kind, konventionelle medien enttäuschen mich eigentlich nur noch, kaufe höchstens mal le monde diplomatique und die erscheit nur einmal im monat 😉 auf die beauty-ressorts in frauenzeitschriften gebe ich gar nichts. die beauty sparte scheint in den printmedien sehr unterentwickelt zu sein, ich habe da auch den eindruck, dass sämtliche texte von praktikanten zusammengetippt (kopiert?) werden. und auch im netz lese ich im grunde nur eine handvoll blogs denen ich vertraue und bei denen ich auch gerne kommentiere. deinen blog finde ich btw toll!
Oh danke, dein Kompliment freut mich wirklich sehr 🙂 ! Die Monde Diplomatique mag ich auch sehr, nur leider lese ich sie nicht mehr regelmäßig (aber dafür jede Menge andere gute Blätter, die es doch immerhin noch gibt. Wenn Du französisch kannst und Dich für den Maghreb interessierst, kann ich dir z.B. den Courrier de L’Atlas nur ans Herz legen.)
Sehr guter Beitrag! Wie diese netstehen? Autorin gibt bei google beauty blog als Suchbegriff ein. Das war’s – und wer gerade die meisten Beiträge gepostet ist ganz oben bei Google und bekommt den beitrag. 200.000 Pageviews erreiche ich jeden Monat konstant, MAGI viel viel mehr – und trotzdem bin ICH relativ unbekannt, dabei habe ich sogar ein Buch zum Thema Blogs geschrieben. Aber hey, Recherche ist des Journalisten Tool nicht mehr… dabei habe ich große Achtung vor guten Journalisten.
Aber es ist egal – wir schreiben für unsere Leser und die sehen wir.
Jeden Tag kommen sie vorbei und gucken, lesen und kommentieren. Auch wir sind Publizisten.
An die Möglichkeit der Auswahl hatte ich auch schon gedacht, aber mir kam auch noch eine andere in den Sinn (sprich Freundschaftsdienst 😉 ). Ich habe übrigens auch höchste Achtung vor Journalisten. Es gibt auch welche, die ganz tolle Texte schreiben – nur in Beautyredaktionen der Zeitschriften sitzen sie anscheinend nicht allzu häufig.
Ich finde es super toll, wieviel Mühe Du Dir gegeben hast den Artikel zu analysieren! Ich habe die Myself im Abo, habe aber den Artikel leider noch nicht lesen können. Ich bin schon seit einiger Zeit am überlegen mein Abo abzubestellen, weil ich ganz und gar nicht mehr zufrieden bin. Ich denke, das werde ich nun auch tatsächlich tun. Und wenn ich dann auch noch erfahre, dass Artikel schlecht recherchiert sind, frage ich mich, wozu ich Monat für Monat relativ viel Geld lasse, wenn ich anderswo (hier z.B.) viel mehr Infos, viel besser aufbereitet zeitnah erhalten kann?! Hast Du schon überlegt, der Myself einen Leserbrief dieses Inhalts zukommen zu lassen? Ich denke mal nicht, dass sich die Redaktion nach Erscheinen des besagten Textes jetzt noch die Mühe macht und in der Recherche nachfasst. Deshalb wäre es super, wenn sie solch eine detaillierte Aufstellung wie Deine mal zu lesen bekämen! Ich denke nicht, dass aufgeklärte Leserinnen das einfach so hinnehmen sollten. LG, Antje
Ich frage mich ja auch immer mehr, warum ich (außer für Werbung) noch Frauenzeitschriften kaufen sollte. Auch deswegen, weil so wenige Artikel eigenrecherchierte Themen sind, vieles wird ja gekauft. Mir sind z.B. in der Glamour Frankreich Texte begegnet, die ich in der Glamour Deutschland schon gelesen habe. Da spricht man wohl von kostensparenden Synergie-Effekten *nerv*.
Das mit dem Leserbrief hatte ich mir nicht wirklich überlegt, weil ich davon ausgehe, dass das die Redaktion nicht weiter interessiert. Für die ist das Thema durch und das Interesse an Bloggern wahrscheinlich auch nicht groß. Aber vielleicht denke ich nochmals drüber nach. Deswegen danke für dein Feedback 🙂 ! Liebe Grüße!
Pro Leserbrief 🙂
Ich will lieber nicht mucken, sonst unterstellt man mir noch Futterneid oder sowas. Aber unabhängig von der etwas seltsamen Auswahl an Empfehlungen – immer hinhaben sie innenundaussen genannt – las sich der Text für mich wie ein anderes Universum und ich dachte, es läge nur an mir, weil ich so integriert bin. Aber für Mädels, die potenzielle Mitschnackerinnen sein könnten, ist das nur wenig hilfreich. Schade eigentlich, dass sie sich selbst in so einen unschönen Schatten rücken :-/
Ich war ja auch deswegen so enttäuscht vom Text, weil ich so wenig von “unserer” Beautywelt wiedergefunden habe. Und ich glaube, dass es noch viele Interessierte gäbe, die nur nicht wissen, dass es so tolle Beauty-Blogs gibt, auf denen man auch aktiv mitwirken kann. Der Artikel hätte echt richtig toll sein können.
Über einen Leserbrief hatte ich gar nicht nachgedacht. Ich frage mich, was man damit erreicht. Aber wer weiß… ich denke nochmals drüber nach 🙂 .
Dein Beitrag kommt mir gerade zur rechten Zeit 🙂 Ich habe nächste Woche einen Termin,…wurde ich eingeladen,.. bei dem über Frauen-und Beauty-zeitschriften diskutiert werden soll…wie wir sie finden, was fehlt, was mehr Beachtung kriegen sollte u.s.w….
Da kann ich ja einige Aspekte mit verwenden und in die Diskussion einbringen. Ob es etwas nutzt,um die Printmedien wieder etwas attraktiver zu machen, für uns Frauen,ist dabei natürlich fraglich :-%
Was Du immer für interessante Sachen machst 🙂 ! Toll! Schaden kann es ja nicht, wenn Du was einbringst, eigentlich ist das superwertvoll für deren Marktforschung.
Ach ja, ich vergass natürlich die Mundpropaganda – wer kennt wen und “eine hadn wäscht die andere” als Rechercheprinzip.
Mir schickte eine sehr bekannte PR Dame vor einigen Jahren eine umgalubliche Mail mit Rechtschreibfehlern, ohne Anrede, abschied etc., und kackte mich an was ich für eine Seite/Redaktion hätte.
Vor einigen Wochen verkündete sie stolz dass eine der Kunden einen Blog hätte.
ja, so ist es – wenn die Printmedien aufwachen wird es zu spät sein. Dabei könnten sie richtig tollen Content liefern weil sie das hauptberuflich machen.
ABER: BLOGS haben die Medienwelt entzaubert und gerade in diesem Beauty-Bereich, der ausschließlich aus Werbung besteht (ich glaube man kann nur den Spiegel u-ä. noch herausnehmen) gezeigt wie es funktioniert. Es bleibt abzuwarten ob die grossen Blogger aus finanziellen Gründen das gleiche machen (Werbung, und zwar nur) oder aber einen Mittelweg finden.
We shall see.
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