Duft

Hermès: Un Jardin Sur Le Toit

Auf Flughäfen verbringe ich immer eine ganze Weile in Duty-Free-Parfümerien – ganz nach meinem Motto: Beauty is my Duty 😉 . Auf der Suche nach dem neuen Garten-Duft von Hermès bin auf dem Flughafen in Lissabon leider nicht fündig geworden. Deswegen bin ich nach der Landung in Düsseldorf schnell in den dortigen Duty-Free-Shop gerannt, um zu sehen, ob es ihn da schon gibt.

Das Resultat habe ich am Freitag auf Facebook gepostet, “Un Jardin Sur Le Toit” stand bereits in den Regalen. Der Dachgarten soll übrigens der letzte aus der Garten-Reihe von Hermès sein: Nach dem Nil-Garten, dem mediterranen Garten und dem Monsun-Garten kehrt Hermès jetzt auf den eigenen Dach-Garten in die Rue du Faubourg Saint-Honoré zurück.

Eine tolle Idee, finde ich. Auch die mit Zeichnungen von Philippe Dumas gestaltete Verpackung lässt mich direkt von einem urbanen Paradies auf dem Dach eines Pariser Hauses träumen.

Der Flakon sieht genauso aus wie die der anderen Garten-Düfte, die Einfärbung des Glases hat einen grünlichen Farbverlauf. “Un Jardin Sur Le Toit” ist nicht als rein feminines Parfum ausgelegt, sondern wird wie die anderen Düfte der Gartenreihe als unisex beschrieben.

Der Dachgarten riecht beim ersten Aufsprühen fruchtig und nach grünem, frisch gemähten Gras. Ich schnuppere als Kopfnoten Grapefruit und Zitrone, dann folgen grüner Apfel und Birne. Besonders der Apfel ist für mich sehr präsent. Das Gras und die Kräuternoten (Basilikum, Salbei und etwas Rosmarin) stehen für mich nicht im Vordergrund, sind aber wahrnehmbar.

Etwas Süßliches hat der Duft auch, vielleicht sind es Lindenblüten. Diese Süße wird jedoch durch säuerliche Noten (schwarze Johannisbeere und Tomate) ausbalanciert. Dafür bin ich sehr dankbar, denn ich mag keine zu süßen Düfte, schon gar nicht im Sommer.

Nach einer Weile kommt die blumige Seite des Duftes durch, ich rieche Rose und vielleicht auch die auf dem Umkarton angegebene Magnolie. Der Fond ist für mich nur sehr schwach ausgeprägt, erdige und ledrige Noten kann ich nur ahnen. Wenn ich den Duft wie einen Wein beschreiben würde, müsste ich leider von einem etwas kurzen Abgang sprechen 😉 .

Insgesamt würde ich den Duft als frühlingshaft, grün, fruchtig, blumig und frisch beschreiben. Bis auf die fehlende Mango-Note steht er dem Nil-Garten näher als den beiden anderen Garten-Düften. Für tagsüber und laue Sommernächte stelle ich mir den Duft toll vor. Ein absolut tragbarer und nicht zu verkopfter Duft, der Lust auf Sommer und Spaziergänge unter blühenden Bäumen macht.

Die Haltbarkeit finde ich durchschnittlich, kein Wunder bei dem schwach ausgepägten Fond. Der Duft passt sich meiner Haut so gut an, dass ich ihn nach einer Weile nicht mehr rieche, obwohl meine Umgebung es noch tut.

Für explizite Parfüm-Liebhaber dürfte der Dachgarten-Duft zu wenig Entwicklung aufweisen und etwas zu unkompliziert sein. Überhaupt bietet er wenig Überraschendes, gerade wenn man die anderen Garten-Düfte von Hermès schon kennt. Der Stil und die Handschrift des Parfumeurs Jean-Claude Ellena sind unverkennbar und vielleicht etwas zu stark spürbar – was auf Kosten der Kreativität und der Innovation geht.

Unter der Ägide von Frédéric Malle hat Jean-Claude Ellena deutlich spannendere Düfte komponiert, ich denke dabei z.B. an “Angélique Sous la Pluie”. Übrigens hat er schon 1974 das “Eau de Campagne” für Sisley entworfen, ein sehr grüner und charaktervoller Duft.

Die Inhaltsstoffe enthalten den umstrittenen Eichenmoos-Extrakt, der Parfums aber erst interessant macht:

“Un Jardin Sur Le Toit” gibt es als Eau de Toilette in 50 ml und 100 ml-Abfüllung. Im Duty Free habe ich für den 50ml-Flakon 54 EUR bezahlt, in Parfümerien kostet er ca. 65 EUR.

Mein Fazit: Die Idee des Dachgartens finde ich großartig. Der Duft riecht für mich jedoch eher nach einem Spaziergang auf einer blühenden Apfelbaumwiese. Ein frühlingshafter und trotzdem kein belangloser Duft, der aber keine intellektuelle Herausforderung ist, sondern sich unkompliziert tragen lässt.

Kennt ihr die Garten-Düfte von Hermès? Welcher ist euer Liebling davon? Habt ihr den neuen Dachgarten-Duft schon beschnuppert? Wie kompliziert und herausfordernd müssen Parfüms für euch sein?

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13 Kommentare

  1. Kaddi sagt am 17. April 2011

    was ist denn an eichenmoosextrakt so problematisch? ist bislang völlig an mir vorbeigegangen.

    • Eichenmoos gilt als hochgradig allergieauslösend und sollte von der EU verboten werden. Wie der aktuelle Stand ist, weiß ich nicht, aber für viele berühmte Parfums ist die Verwendung substantiell. Der Parfümkritiker Luca Turin hat in der NZZ was dazu geschrieben.

  2. Den neuen Duft kenne ich noch nicht, letzte Woche gab es ihn bei “meinem” Karstadt noch nicht. Ich bin aber schon gespannt.
    Mein Lieblingsduft von Hermes ist der mediterane Garten.

    • Den mag ich auch sehr! Wenn Du den Dachgarten getestet hast, würde mich Deine Meinung dazu interessieren!

  3. Heute hatte ich endlich die Möglichkeit den Dachgarten zu testen.
    Der Duft gefällt mir leider nicht so sehr, als das ich ihn kaufen würde. Es ist zwar ein angenehmer Duft aber er hat mir doch zu viel Ähnlichkeit mit den drei anderen Gartendüften. Und da ich Besitzerin des mediteranen Gartens bin, reicht mir dieser völlig aus, zumal er, im Gegensatz zum Dachgarten, doch etwas kräftiger duftet. Die Umverpackung finde ich allerdings gelungen.

    • *zustimm* Der mediterrane Garten hat für mich deutlich mehr Charakter! Danke für deine Eindrücke 🙂

  4. Kommentar sagt am 18. April 2011

    Welcher Duft ist fuer dich eine intelektuelle Herausforderung? Klingt spannend!

    • Spontan denke ich an die Konzeptdüfte von Comme des Garçons. In den verschiedenen Serien geht es immer um ein Thema. Ich habe aus der Red-Serie den Duft Harissa, den ich fast nur aus Kopfgründen gekauft habe: ich liebe das nordafrikanische Gewürz. Der Duft selbst ist nicht gefällig oder leicht zugänglich. Aber er ist überraschend. Mit intellektuell meine ich auch Düfte, die schwieriger und ungewohnter sind und die Nase herausfordern. Bei Nischen-Parfum-Marken gibt es einige davon, z.B. von Artisan Parfumeur, Martin Margiela, Frederic Malle, Etat Libre d’Orange oder auch Francis Kurkdjian. Ich hoffe, ich konnte es ein bisschen erklären 🙂 .

  5. Oh ja, Fredric Malle – wow!
    Ansonsten kann cih Deine Rezension wirklich so unterschreiben. Aber ich mag den Duft sehr gerne – eben weil er ein Ausgleich ist zu den sonst künstlerischen Odeurs die ich trage 😉

    Ich möchte noch Eau Suave haben *seufz* in DE nur in gross erhältlich. Und alle FM Düte mal testen. Jetzt erst recht!

    • Eau Suave klingt sehr schön, habe ich noch nicht probiert. Und ich mag den Gartenduft übrigens auch genau deswegen, weil er so unkompliziert ist.

  6. Pingback: L’Artisan Parfumeur: Côte d’Amour « beautyjagd

  7. Sonia schmid sagt am 26. November 2011

    Ich war im September in einer Parfümerie in Italien, wo man mir einen “jardin” zum schnuppern gab. Leider weiß ich nicht mehr welcher es war und ich weiß auch nicht, wo man in Österreich diesen Duft bekommen kann. Hat irgendwer eine Ahnung? Wäre für eine Idee sehr dankbar. Sonst müsste ich wieder nach Italien 😉

    • Nach was hat der Jardin denn gerochen? Vielleicht nach Feige und Garrigue, dann war es der Jardin en Mediterranée. Der Jardin Sur Le Nil duftet fruchtig und nach Mango. Ich würde an deiner Stelle mal in den Douglas oder zu Marrionaud gehen, dort müssten sie eigentlich alle Hermes-Gärten vorrätig haben. Viel Glück beim Finden (und nach Italien fahren ist auch nicht schlecht 😉 ).

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