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Willkommen in meiner Öl-Bibliothek! Zusammen mit Primavera habe ich mir ein kompaktes zweiteiliges Format ausgedacht, in dem ich in zwei Blogposts jeweils vier Pflegeöle vorstellen und genauer charakterisieren werde: Wie die Öle hergestellt werden, welche Eigenschaften sie haben und wofür man sie verwenden kann. Heute ziehe ich Mandelöl, Wildrosenöl, Inka Nuss Öl sowie Jojobaöl aus meinen Bibliotheksregalen hervor, Öle, die sich eigentlich für jede Haut eignen. In der nächsten Folge geht es dann um Öle für speziellere Bedürfnisse, ihr dürft euch freuen!
Vorab ein bisschen Basiswissen: Gewonnen werden fette Öle aus Samen oder Früchten von verschiedenen Pflanzen, die meist mechanisch gepresst oder aber (seltener) mit CO2 extrahiert werden. Es gibt auch die Möglichkeit, sie mit Lösungsmitteln zu extrahieren, allerdings muss das Öl danach von den Rückständen befreit und raffiniert werden – ein Prozess, der der Qualität des Öls schadet. Ich bevorzuge grundsätzlich pflanzliche Öle aus Bioanbau, die weder desodoriert noch sonst wie chemisch behandelt werden, um die ganze Fülle an Wirkstoffen zu bekommen.
Pflanzliche Öle sind eigentlich alle nach einem ähnlichen System aufgebaut: An dem Molekül Glycerin hängen drei Fettsäuren (z.B. Öl-, Linol-, Palmitin-, Palmitolein-, Stearin- und Alpha- und Gamma-Linolensäure). Diese Fettsäuren haben jeweils eine unterschiedliche Kettenlänge an Kohlenstoffatomen, wodurch sie sich voneinander unterscheiden. So wirkt Ölsäure beispielsweise eher pflegend und zieht tief ein, Stearinsäure ist rückfettend und filmbildend, während Laurinsäure schnell einzieht und zudem eine antimikrobielle Wirkung hat.
Die einzelnen Kohlenstoffatome der Fettsäuren können auch doppelt miteinander verbunden sein. Mit der Anzahl der Doppelbindungen bezeichnet man dann den Sättigungsgrad eines Öls – also wie reaktiv eine Fettsäure ist. Ein Beispiel für eine einfach ungesättigte Fettsäure ist die Ölsäure (z.B. in Mandelöl); eine dreifach ungesättigte Fettsäure ist die Alpha-Linolensäure (z.B. in Wildrosenöl). Zu diesen Fettsäuren kommen noch eine Reihe von sekundären Pflanzenstoffen wie Phytosterole, Flavonoide oder Vitamine dazu, die typisch für das jeweilige Öl und besonders wertvoll für die Hautpflege sind.
Daraus erklärt sich, weshalb Öl nicht gleich Öl ist und ganz unterschiedliche Wirkungen haben kann! Im ersten Teil dieser kleinen Öl-Bibliothek erkläre ich nun, was das für Mandelöl, Wildrosenöl, Inka Nuss Öl und Jojobaöl bedeutet – wie in einem kleinen Lexikon, in das ihr immer wieder reingucken könnt. Ganz unten kommen dann noch zwei tolle DIY-Tipps für eigene Ölmischungen!
Mandelöl bio
Bei all der großen Auswahl an exotischen und neuentdeckten Ölen ist Mandelöl ist ein bisschen in den Hintergrund gerückt. Zu Unrecht, wie ich finde! Denn es ist ein echter Beauty-Klassiker, der aus der Süßmandel Prunus Amygdalus Dulcis gepresst wird und leicht nussig duftet. Für 400 Liter Mandelöl benötigt man etwa 1 Tonne Mandeln.
- Wichtigste Fettsäuren von Mandelöl: 70% Ölsäure und 15-20% Linolsäure
- Sekundäre Pflanzenstoffe: Vor allem Vitamin E (antioxidativ, hautschützend)
- Kosmetische Wirkung: Mandelöl ist schützend und pflegend, es zieht tief in die Haut ein und kann Wirkstoffe so gut mittransportieren. Geschätzt wird es für seine Verträglichkeit und die reizlindernde Wirkung (durch die antientzündliche Wirkung der Linolsäure).
Auch wenn Mandelöl meist für trockene und empfindliche Haut empfohlen wird, ist es für die Pflege der gesamten Familie geeignet. Auch für die Babyhaut ist es das richtige Öl! Perfekt für Massagen und zur Vorbeugung gegen Schwangerschaftsstreifen, weil es die Haut elastisch macht. Sehr gut auch als Basis für Aromakosmetik und als Trägeröl für ätherische Öle.
Ein Flakon mit 100ml Bio-Mandelöl von Primavera kostet 14,90 EUR. Neu ist die kleinere Größe mit 50ml für 8,90 EUR.
Wildrosenöl bio
Der Name Wildrosenöl verwirrt manchmal: Es ist damit kein duftendes ätherisches Rosenöl gemeint, sondern das fette Öl der gepressten Hagebuttensamen der Rosa Mosqueta. In den letzten Jahren hat das Öl in der Blogszene für ordentlich Furore gesorgt und ist seitdem in aller Munde. Es duftet typisch krautig-grasig und nussig und ist leicht orangegelb gefärbt.
- Wichtigste Fettsäuren: Hoher Anteil Alpha-Linolensäure 30% und Linolsäure 40%
- Sekundäre Pflanzenstoffe: Spuren von Trans-Retinolsäure (Vorstufe von Vitamin A, sorgt für Collagenaufbau und Feuchtigkeitsspeicherung)
- Kosmetische Wirkung: Wirkstofföl, das die Zellteilung aktiviert und die Regeneration der Haut unterstützt. Entzündungshemmend (dank der Linolsäure). Zieht gut ein, fettet wenig.
Mit seinem hohen Anteil an zellstimulierender und zellregenerierender Alpha-Linolensäure hat Wildrosenöl regenerierende Eigenschaften und ist damit ideal für die Narbenpflege geeignet. Es wird sowohl für reife Haut (Stichwort Anti-Aging) als auch – wegen der entzündungshemmenden Wirkung der Linolsäure – für unreine Haut empfohlen. Es soll auch gegen Pigmentstörungen helfen. Eines meiner Lieblingsöle, das ich immer zu Hause habe!
Hinweis: Wildrosenöl ist nicht lange stabil, man sollte es also schnell verbrauchen. Da es auch schon in einer Verdünnung sehr gut wirkt, kann man es gleich nach dem Öffnen mit dem stabilisierenden Jojobaöl vermischen (Verhältnis 1:1) und so die Haltbarkeit verlängern.
Ein Flakon kaltgepresstes Bio-Wildrosenöl mit 30ml von Primavera kostet 16,90 EUR.
Inka Nuss Öl bio
Einer der neueren Stars in der Öl- und Beautyszene ist das Inka Nuss Öl, es wird auch Sacha Inchi genannt. Dafür wird die aus Peru kommende Berg-Erdnuss Plukenetia Volubilis kalt gepresst. Das Öl duftet für meine Nase nussig-grün.
- Wichtigste Fettsäuren: Hoher Anteil Alpha-Linolensäure 47% und Linolsäure 35%
- Sekundäre Pflanzenstoffe: Vitamin E (Antioxidant)
- Kosmetische Wirkung: Wirkstofföl, das schnell einzieht und sich leicht auf der Haut anfühlt. Zellstimulierende und antientzündliche Wirkung.
Bestimmt ist euch aufgefallen, dass Inka Nuss Öl ein ähnliches Fettsäurespektrum wie Wildrosenöl hat – es kann daher als etwas “preiswertere” Alternative zum Wildrosenöl zum Einsatz kommen. Das Öl wirkt ebenfalls zellregenerierend und -aktivierend und erhöht die Hautelastizität. Eine Besonderheit ist der höhere Anteil an Vitamin E, der das Öl stabiler als Wildrosenöl macht und der Haut dazu eine Portion Antioxidanten bietet. Geeignet für reife Haut, aber auch für ölige Haut wegen der entzündungshemmenden Wirkung der Linolsäure.
Ein Flakon mit 30ml Bio-Inka Nuss Öl von Primavera kostet 13,90 EUR.
Jojobaöl bio
Als flüssiges Gold wird Jojobaöl von den Ureinwohnern Mexikos, Kaliforniens und Arizonas bezeichnet und aus den Nüssen des Jojobastrauchs Simmondsia Chinensis gepresst. Um ein richtiges Öl handelt es sich dabei nicht, sondern um ein flüssiges Wachs (also keine Fettsäure-Glycerin-Verbindung wie andere Öle, sondern ein langkettiger Wachsester, der mit einem Fettalkohol verbunden ist). Es wird jahrelang nicht ranzig und duftet neutral-wachsig.
- Wichtigste Fettsäuren: Gadoleinsäure 70% und Erucasäure 15% (beides einfach ungesättigte Fettsäuren)
- Sekundäre Pflanzenstoffe: Hoher Anteil an Vitamin E (Antioxidant)
- Kosmetische Wirkung: Ein Basisöl, das einen leichten Lipidfilm auf der Haut bildet ohne fettig zu wirken, es bindet so die Feuchtigkeit in der Haut. Wirkt außerdem effektiv gegen Mikroorganismen, die für unreine Haut verantwortlich sein können.
Die feuchtigkeitsbindende Wirkung und der hohe Gehalt an Vitamin E machen das Jojobaöl zu einem guten Begleiter für trockene, reife und feuchtigkeitsarme Haut. Es sorgt so für Elastizität und ist damit auch gut geeignet für die Vorbeugung von Schwangerschaftsstreifen. Unreine Haut profitiert von der antimikrobiellen Wirkung. Da das Öl nur langsam spreitet (also nicht so schnell in die Augen fließt), kann man es auch für die Augenpflege oder zum Abschminken verwenden. Zudem stabilisiert es andere Öle gegen das Ranzigwerden (wie oben bereits beim Wildrosenöl erwähnt).
Ein Flakon mit 100ml Bio-Jojobaöl von Primavera kostet 17,50 EUR. Neu ist auch eine kleinere Größe mit 50ml für 9,90 EUR erhältlich.
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So, habt ihr nun Lust bekommen, euch an eine eigene Ölmischung zu wagen? Hier habe ich noch zwei leicht nachzumachende DIY-Tipps für Öle zum Selbermischen:
♦ Narbenöl mit Mandel- und Wildrosenöl
Für bessere Vernarbung, nach Operationen, Aknenarben oder Pigmentstörungen folgende Öle miteinander vermischen:
- 30 ml Bio-Mandelöl
- 20 ml Bio-Wildrosenöl
- 15 Tropfen ätherisches Öl Bio-Rosengeranie (ein hautpflegendes ätherisches Öl)
Anwendung: Eine kleine Menge des Öls auf die betroffenen Stellen auftragen und einmassieren.
Tipp: In ein Roll-On Fläschchen abgefüllt, kann man das Öl auch unterwegs auftragen. Mit der Kugel massiert man zudem gleichzeitig die Haut etwas. Dank der zellregenerierenden und -stimulierenden Wirkung kann man es auch als Gesichtsöl bei ersten Fältchen verwenden.
♦ Augenfältchenöl mit Jojoba- und Inka Nuss Öl
Folgende drei Öle miteinander vermischen:
- 10 ml Bio-Jojobaöl
- 5 ml Bio-Inka Nuss Öl
- 1 Tropfen ätherisches Öl Bio-Cistrose (wirkt abschwellend, entknitternd, duftet etwas harzig)
Anwendung: Eine kleine Menge des Augenfältchenöls zwischen den Ringfingern verreiben und sanft von innen nach außen in die Augenpartie einklopfen. Um den Ölglanz zu minimieren, vorher das Gesicht mit einem Bio-Pflanzenwasser (z.B. Immortellenwasser oder Rosenwasser) einsprühen. Das Öl zieht am besten auf feuchter Haut ein.
Alle Bio-Pflegeöle sind direkt bei Primavera, aber auch in Bioläden und Online-Shops erhältlich.
Der nächste Teil der Öl-Bibliothek folgt dann Anfang Dezember! Ich hoffe, ihr habt Neues über das Thema Öle erfahren und nun noch mehr Lust, Öle in der Pflege einzusetzen 🙂 .