In diesen kleinen Laden hat mich meine Beautyjagd in der letzten Woche geführt. Ich war mitten in der Innenstadt in Lissabon unterwegs. Auf der Straße konnte ich noch nicht mal ein Ladenschild entdecken, nur im Schaufenster liegt ein Zettel, auf dem “Perfumaria Alceste” steht. Es ist echt kein Wunder, dass ich zuerst an diesem Geschäft vorbei gelaufen bin, oder?
Als ich genauer durch das Fenster in den Laden hinein lugte, entdeckte ich altmodische Parfüm-Flakons auf einer langen Ladentheke. Als hell erleuchtet kann man den schmalen, kleinen Laden auch nicht gerade bezeichnen 😉 . Es gibt ja einige altmodische Geschäfte in Lissabon, aber so etwas hatte ich bisher noch nicht entdeckt.
Klar, dass ich direkt hinein bin und herausfinden musste, was es da so gab. Der Laden besteht wirklich nur aus dieser Theke und zwei Glasvitrinen an den Wänden. Zugleich ist der Verkaufsraum der Eingang des Hauses, während meines Besuches gingen einige Hausbewohner hinein und hinaus.
Gleich am Eingang steht eine altmodische Kasse, die aber nicht mehr in Gebrauch ist. Ich ließ mir von der äußerst zurückhaltenden und etwas streng blickenden Besitzerin der “Perfumaria Alceste” das Angebot des Ladens erklären. Sie verkauft Duftessenzen und Theaterschminke. Diese konnte ich durch die gläserne Platte der Theke sehen, ich hatte das Gefühl, dass die Farbtöpfchen dort schon sehr lange liegen.
Die Parfüms auf der Theke duften nach einzelnen pflanzlichen, ätherischen Ölen. Ganz kleine Abfüllungen davon kosten 2 EUR, mittlere 6 EUR und große Flaschen 12 EUR. Es stehen ca. 20 Düfte zur Auswahl.
Ich schnupperte an einigen der Düfte und ließ mir die portugiesischen Namen erklären. Schließlich entschied ich mich für “Petit Grain”, passend für den Sommer, und “Mangericão”, eine portugiesische Basilikum-Art, die im Juni geernetet wird.
Dona Alceste (ich weiß nicht, wie sie wirklich heißt) füllte mir daraufhin zwei Fläschchen ab und schrieb mit einem Bleistift den Namen auf das Etikett.
“Petit Grain” wird aus den Blättern, Zweigen und unreifen Früchten der Bitterorange gewonnen und riecht grün, nach Orangenblüten und etwas scharf. Das portugiesische Basilikum duftet tatsächlich nach Kräutern und frischen Basilikumblättern.
Welche Intensität die Parfüms haben, konnte ich nicht herausfinden. Teure Essenzen wie Rose oder Jasmin waren nicht im Angebot. Wahrscheinlich hat man sich früher in einem solchen Laden seine individuelle Mischung herstellen lassen.
In der Perfumaria Alceste ist die Zeit wirklich stehen geblieben. Und nicht dass ihr einen falschen Eindruck bekommt, Lissabon ist nicht nur so altmodisch, aber auch. Ich bin immer wieder verblüfft, was ich hier noch finden kann.
Adresse: Perfumaria Alceste, Rua da Conceição 85, Lissabon. Das Geschäft liegt mitten in der Baixa, die Eléctrico 28 führt direkt daran vorbei.
Findet ihr es auch erstaunlich, dass es in der Innenstadt von Lissabon einen solchen Laden gibt? Ein bisschen hat er mich an einen Laden für Theaterschminke in der Nähe der Oper in Köln erinnert. Mögt ihr solche Läden, in denen man eine kleine Zeitreise unternimmt?
Nostalgisch finde ich es schon, aber ob ich schon lange liegende Produkte kaufen würde… nee, eher nicht. Aber anscheinend hat der Laden ja doch seine Kunden, sonst wäre er ja nicht immer noch da.
Da bin ich mir hier nicht so sicher, es gibt einige Läden bei denen ich mich frage, wie die Inhaber überleben. Schminke kauft dort sicher keiner mehr (würde ich auch nicht).
Süß… hm, alte Kunden? Keine Miete, die man zahlen muss? Als Stadtkind mag ich solche Läden nicht, finde ich beklemmend, Läden sollen hell sein und unpersönlich. Ich habe sonst das Gefühl ich müsste etwas kaufen, weil ich den/die nicht ohne Umsatz im Laden stehen lassen kann.
Das Gefühl mit dem “Kaufzwang” habe ich ziemlich abgelegt, kenne ich aber aus früheren Zeiten gut. Mittlerweile gehe ich sogar gern in einen “nichtanonymen” Laden, um gut beraten zu werden. Ob ich kaufe oder nicht, liegt immer bei mir 🙂 .
hahaha andreea, hell und unpersönlich XD ich finde solche läden gerade gut, weil man da mal seine stadtneurosen ablegen kann und tatsächlich mit dem verkäufer ins gespräch kommt anstatt immer schnell und anonym durch den laden zu huschen. den kaufzwang habe ich mitterweile abgelegt, allein weil ich selbst im verkauf arbeite – da lass ich mich nicht mehr einschüchtern. finde aber im allgemeinen, dass solchen kleinen ladenbesitzer doch viel ruhiger und weniger “kapitalistisch” eingestellt sind als die ganzen departmentstore sales assistants – die versuchen mir nämlich ein schlechtes gewissen einzureden!
*Zustimm* Ich liebe es mittlerweile, mit Verkäufern ins Gespräch zu kommen. Da erfahre ich soviel mehr als wenn ich allein herumschaue. Wenn ich mal einen schüchternen oder stillen Tag habe, dann sage ich auch, dass ich mich alleine umgucken will.
Zum Ansehen mag ich solche kleinen Lädchen auch. Man kann irgendwas immer finden, selbst wenn der Laden ansonsten nicht sehr “einladend” ist:-) Meist findet man dann etwas, was ein “Schätzchen” sein kann ?!
Aber was die Anonymität angeht…..an den Countern in den Kaufhäusern, geht es mir auch nich anders, wenn immer die gleiche Verkäuferin da ist. Da hab ich auch oft das Gefühl, dass ich IHR zu Liebe ruhig etwas jaufen könnte (wenn sie nett und verbindlich ihren Job macht) und ein Schwätzchen ist auch meistens drin. Aber anfällig bin ich da mittlerweile auch nicht mehr.
An den Countern von Kaufhäusern habe ich auch mehr das Gefühl, kaufen zu müssen, als in kleinen Geschäften. Aber ich bin wie Du dabei auch nicht mehr anfällig, aus Pflicht zu kaufen.
Wie Du den Laden schilderst und die Düfte, das klingt wie die Anlage für einen guten Film. Vor allem die Tatsache, dass das Geschäft auch ein Hauseingang ist, finde ich grandios. Was sich da alles ereignen könnte… Da rattert das Kopfkino doch direkt los. Toll!
Das ging mir genauso 🙂 Dona Alceste passte auch ganz wunderbar in das Ambiente hinein.
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