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In Frankreich fällt mir immer wieder auf, wie viele kleine Unternehmen es hier gibt: Ein Feigenproduzent, der in einigen Gourmetführern erwähnt wird, hat gerade mal fünf Mitarbeiter. Ein Destillationsbetrieb für ätherische Öle wird von einigen Familienmitgliedern gestemmt. Eine Handvoll Menschen betreiben ein biodynamisches Weingut. Eigensinnig sind die jeweiligen Konzepte, und hochinteressant für mich zum Entdecken, abseits vom Mainstream. Immer wenn sich zwischen den Lavendelfeldern ein kleiner Laden eines Produzenten am Wegesrand abzeichnet, dann muss ich dort unbedingt halten und herumgucken (und hier und da ein Hydrolat oder ein ätherisches Öl kaufen 😉 ).
Oft habe ich mich aber auch gefragt: Wie kann sich das rechnen? Kommen genügend Kunden? Geht es wirklich mit so wenig Marketing? Ich ahne, dass viel Leidenschaft zum Geschäft gehört – denn Kapital bei Banken für eigensinnige Unternehmungen zu bekommen, ist nicht leicht. Und so wird sicherlich oft mehr als 50 Stunden pro Woche gearbeitet und an Sozialversicherung und eigenem Gehalt sowie an Urlaub gespart.
Für die Naturkosmetikbranche, um die es hier ja auf diesem Blog geht, dürfte ähnliches gelten: Mir wird immer klarer, dass es ohne größeres Kapital kaum möglich ist, Verpackungen günstig einzukaufen oder ständig neue Produkte zu entwickeln (wozu man z.B. mehr Rohstoffe bevorraten müsste – wo und von welchem Geld). Ähnliches gilt für die Händler: Kleine Shops packen ihre Päckchen selbst (und das Verpacken dauert) oder haben einfach weniger Pröbchen als Douglas&Co zur Verfügung.
Wett machen die kleinen und mittelständischen Unternehmen diese Nachteile im Wettbewerb oft durch persönlichen Einsatz, qualifizierte Beratung, Flexibilität, individuelle Ideen oder die unkompliziertere Möglichkeit zur Umsetzung von Wünschen (wenn woanders erst eine Vorstandsentscheidung dazu eingeholt werden müsste). Oft ist einem als Kunden gar nicht bewusst, wie klein ein Unternehmen tatsächlich ist: Ein hübsches Logo oder ein gelungener Webauftritt lassen die Marke oder den Shop oft größer wirken, als sie sind!
Ich schätze das Herzblut, das in einem ausgewählten Sortiment eines Händlers steckt. Ich mag es, wenn Unternehmen Produkte anbieten, die anders als alle anderen sind. Ich bin für Vielfalt, für florierende Nischen neben dem Mainstream (gegen den ich übrigens nichts habe).
Einen kleinen Disclaimer muss ich nun doch in meinen Shout-out für die kleinen und unabhängigen Unternehmen einbauen: Ein kleines Unternehmen zu sein ist für mich keine Entschuldigung, nicht professionell zu agieren. Service ist wichtig, genauso Authentizität und Kompetenz im Geschäftsfeld. Ich habe aber (ökonomisches) Verständnis dafür, weshalb manche Dinge nicht so rationell wie bei großen Unternehmen funktionieren können. Wenn andere Dinge stimmen, dann übe ich etwas mehr Nachsicht und gebe meine Wertschätzung als zufriedene Kundin gern an die junge Marke oder den spezialisierten Händler weiter. Und wünsche mir, dass der Unternehmer weitsichtig genug ist, um mit seinen geringeren (auch personellen) Ressourcen achtsam umzugehen, damit es ihn noch lange gibt.
Ein Hoch also heute mal von meiner Seite auf alle mutigen Unternehmerinnen und Unternehmer, die eine Vision verfolgen und Eigensinn und Professionalität miteinander verbinden! Und damit die Wirtschaft bunt, menschlich und vielfältig machen – was in meinen Augen ebenfalls nachhaltig ist. Danke!
Einige Beispiele gefällig? Dann guckt euch in meinem Archiv in der Sidebar um, ich schreibe fast ausschließlich über Unternehmen dieser Art! Das Lädchen auf dem Foto habe ich übrigens in Dieulefit fotografiert.