Branche Naturkosmetik

Mal etwas anders: Der Dr. Bronner’s Geschäftsbericht

Dr. Bronner's Geschäftsbericht

In meinem früheren beruflichen Leben habe ich gelernt, wie man einen Geschäftsbericht eines Unternehmens versteht (zumindest so halbwegs 😉 ). Auch aus diesem Grund interessiere ich mich noch immer ein bisschen für die jährlichen Abschlüsse von Firmen. Normalerweise wird in einem Geschäftsbericht ganz klassisch über den Jahresabschluss informiert, also die Bilanz und die Gewinn- und Verlustrechnung erläutert. Dazu kommt eine Art Lagebericht, in dem die Situation des Unternehmens und dessen Entwicklungen erklärt werden.

Ich habe mich also gefreut, als ich neulich den Geschäftsbericht 2018 von der amerikanischen Naturkosmetik-Marke Dr. Bronner’s zugeschickt bekommen habe. Es ist natürlich nur ein Teil daraus, aber er zeigt, dass Dr. Bronner’s andere Kennzahlen als die üblichen am Herzen liegen. Im Fokus steht, wie und wo sich die Firma für Nachhaltigkeit und Menschlichkeit engagiert hat. Konstruktiver Kapitalismus steht als Schlagwort auf einer Seite; das Unternehmen verbindet Privatwirtschaft mit Gemeinwohl und lässt dies von der Organisation B Lab überprüfen.

Unternehmerische Kennzahlen 2018

Selbstverständlich gibt es auch in diesem Bericht einen Zahlenteil. Darin steht der Nettoumsatz von Dr. Bronner’s, und auch, wie die Finanzmittel im Unternehmen verwendet wurden: Über 39% werden z.B. für Rohstoffe ausgegeben, gemeinnützige Spenden machen ein Anteil von über 7% aus. An wen diese Spenden gehen, wird genau aufgeschlüsselt. Thematisch reichen sie vom Tierschutz über Bürger- und Menschenrechte bis hin zu Umweltschutz und  Klimawandel oder den Einsatz für den Hanfanbau in den USA.

Außerdem wird im Bericht die aktuelle Anzahl der Mitarbeiter genannt: 2018 ist das Unternehmen auf 226 MitarbeiterInnen gewachsen. Beachtlich finde ich, dass der Frauenanteil auch in den Führungspositionen über 47% beträgt. Das Vergütungsverhältnis wird ebenfalls thematisiert: Der Vorstand verdient maximal 4,55 mal so viel wie der oder die am wenigsten verdienende MitarbeiterIn im Unternehmen. Das sieht in anderen Firmen komplett anders aus!

Ökologischer Fußabdruck

Und dann kommen die spannenden Zahlen, die in anderen Geschäftsberichten wenig zur Sprache kommen. Ein Part betrifft den ökologischen Fußabdruck des Unternehmens: Genau beziffert werden der Anteil an recyclten und recyclebaren Verpackungen, der Energieverbrauch, die Abfallerzeugung, der Packmittelverbrauch, die Herkunft der Rohmaterialien (bio und Fair Trade), der Energie- und Wasserverbrauch sowie die Treibhausemissionen. Ein Beispiel: Nur 11% des Mülls im Unternehmen landen auf der Deponie, der weit größte Anteil wird wiederverwendet bzw. recycelt. Ziel ist es, bei unter 10% zu landen.

Als fair zertifizierte Marke kommen im nächsten Part des Geschäftsberichts die Fair Trade-Aktivitäten aufs Papier: Hier wird z.B. beschrieben, wie die Fair Trade-Prämie für Kleinbauern, deren Gesundheit und Bildung sowie für die Infrastruktur aufgeteilt wird. Man erfährt auch, wie groß die Fläche Land ist, auf der die Pflanzen für die Öle von Dr. Bronner’s angebaut werden und wie das durchschnittliche Einkaufsvolumen pro Kleinbauer ausfällt.

Regenerative biologische Landwirtschaft

Dr. Bronner’s setzt sich intensiv für die regenerative biologische Landwirtschaft ein. Damit ist gemeint, dass die Landwirtschaft so betrieben wird, dass die CO2-Emissionen des Unternehmens zukünftig auf diese Weise kompensiert werden können. Dazu wurden 250.000 Öl- und Kokospalmen gepflanzt sowie neue Praktiken der Bodenbearbeitung und auch der Kompostierung entwickelt. Dr. Bronner’s unterstützt das Siegel für die regenerative biologische Landwirtschaft, das auch andere Unternehmen tragen. Die Sonderedition ‘Heal Earth’ der flüssigen Pfefferminzseife von Dr. Bronner’s macht auf das Engagement der Firma für die regenerative Bio-Landwirtschaft aufmerksam.

All-One

Die Philosophie des Unternehmens kommt im Geschäftsbericht nicht zu kurz: Sowohl David als auch Mike Bronner, die Präsidenten von Dr. Bronner’s und Enkel des Unternehmensgründers, beschreiben aus ihrer Sicht, wie sich das Unternehmen – und auch die Welt – entwickelt haben und machen ihre Haltung dazu klar. Berührt hat mich, wie Mike Bronner erzählt, wie er in den letzten Jahren Stück für Stück mehr über die Geschichte des Unternehmens erfahren hat. So hat er nun die ursprüngliche Seifenmaschine, die bereits sein Urgroßvater in Deutschland genutzt hat, zurückbekommen. Im Zentrum stehen hier menschliche Begegnungen – ganz nach dem Motto des Gründers von Dr. Bronner’s: Wir alle sind letztlich alles eins (“all-one”).

Da ich auch als Kunde eine Art Teilhaber eines Unternehmens bin (indem ich die Produkte kaufe), ist es eigentlich nur logisch, dass ich mich dafür interessiere, wie mein Geld verwendet wird. Das macht Dr. Bronner’s in meinen Augen einfach vorbildlich; ich bin mir sicher, dass einige Unternehmen aus dem Naturkosmetik-Bereich mit einem ähnlichen Bericht ebenfalls zeigen könnten, wie sie verantwortungsvoll und nachhaltig wirtschaften. Den All-One! Report 2019 kann man auch auf der Homepage von Dr. Bronner’s finden.

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