Zum zwölften Jubiläum von Beautyjagd gibt es mal ein anderes Beauty Briefing. Schon auf dem Foto kann man unschwer erkennen, dass ich in dieser Woche nicht unbedingt Kosmetikprodukte oder Beauty-Trends vorstelle – sondern einfach mal meinen Schreibtisch zeige. So wie er wirklich ist, wie ich ihn täglich aufsuche. Wenn ich nicht unterwegs bin, gibt es kaum Tage im Jahr, an denen ich nicht an meinem Schreibtisch zu finden bin. Für mich ist der Schreibtisch das wichtigste Möbelstück, und war es schon immer. Wie er aussieht, was sich gerade darauf befindet, das gibt es gleich hier zu lesen.
Vor zwölf Jahren startete ich meinen Blog Beautyjagd – auf einer zu einem Schreibtisch umfunktionierten Kommode in England. Seitdem hat sich sehr viel getan: Rasante Entwicklungen im Internet wie auch in meinem Beruf. Doch um diesen Wandel soll es heute nicht gehen. Wer sich dafür interessiert, kann in meinen bisherigen Geburtstags-Beiträgen aus den vergangenen Jahren stöbern.
Meine Vision war und ist es, eine Art Werkstatt als Arbeitsplatz zu haben. Schreiben in all seinen Facetten ist letztlich ein Handwerk, das man sich mit der Zeit und immerzu weiter erarbeitet. Um zu werkeln, brauche ich eine feste Werkbank, die in meinem Fall ein Schreibtisch ist. Seit dem Umzug im letztem Jahr habe ich endlich meinen Reiseschreibtisch aus dem 19. Jahrhundert aus England bei mir. Für den Transport kann man ihn raffiniert in verschiedene Teile zerlegen. Ein Erbstück, das ich täglich wertschätze. Auch weil es symbolisch für meine liebste Kombination aus Schreiben und Reisen steht.
Ihr könnt vielleicht schon ahnen, dass mein Arbeitszimmer kein cleaner ‘White Cube’ ist, wie er in Magazinen gern mal abgebildet ist. Ich brauche zum Arbeiten eine gemütliche und kreative Atmosphäre. Gerade weil ich eine sehr strukturierte Arbeitsweise habe, liebe ich es, wenn es um mich herum nicht zu sehr aufgeräumt ist. Von meinem Schreibtisch aus fällt mein Blick auf die gegenüberstehende Wand mit Bücherregalen und auf mein Kosmetikarchiv. Japanische Farbholzschnitte, Ausstellungskärtchen, Waschbärenbildnisse und andere Objets d’art wie z.B. das Apfelweibla (ein Abguss eines Messing-Türknopfs hier in Bamberg) zieren die Wand hinter mir.
Auch auf meinem Schreibtisch dürfen gern kleine Gegenstände und – natürlich! – Beauty-Produkte herumstehen, die mein Herz täglich erfreuen. Nützliche Dinge wie Handcreme, Lippenpflege, Nagellack oder ein Raumspray befinden sich ebenfalls darunter. Aber werfen wir mal einen näheren Blick auf meinen Schreibtisch!
Im Zentrum meines Schreibtischs steht selbstverständlich mein Laptop. Auch mein Smartphone liegt immer griffbereit auf dem Schreibtisch. Ebenso wichtig ist meine rote Thermoskanne mit Camping-Motiven, die ich mir vor einigen Jahren in Tokyo gekauft habe. Zu jeder Jahreszeit trinke ich aus einer meiner finnischen Tassen von Marimekko oder Arabia (ja, die Mumintassen) verdünnte Kräutertees.
Selbst wenn ich überwiegend digital arbeite, benutze ich zusätzlich immer ein Notizblatt und verschiedene Stifte. Damit skizziere ich nebenher meine Konzepte oder schreibe mir Gedanken auf, die mir blitzartig in den Kopf schießen. Auch meine To-do-Listen, mit denen ich mich organisiere, meinen Kalender bzw. mein Tagebuch schreibe ich am liebsten mit der Hand.
Neben einem koreanischen Kalender mit stimmungsvollen Zeichnungen liegen etwas erhöht aktuelle Bücher, Fachzeitschriften, Magazine und Unterlagen auf meinem Schreibtisch. Auch ein Spiegel lässt sich hier entdecken, ein Relikt aus den alten Beauty-Blogger-Zeiten, in denen ich ständig für Reviews geprüft habe, wie ein Kajal oder Lippenstift hält bzw. in verschiedenen Beleuchtungssituationen aussieht.
Gern lasse ich meinen Blick über Postkarten und Bildchen schweifen, die ich auf dem Schreibtisch aufstelle. Neudeutsch könnte man die wilde Zusammenstellung wohl am besten als Moodboard beschreiben, das sich immer wieder verändert:
Aktuell sind da ganz links die Türme des Bamberger Doms zu sehen, die an die berühmte französische Kathedrale in Laon erinnern (und mich an die damals bereits bestehenden länderübergreifenden Verbindungen von Künstlern und Handwerkern). Genauso verorten mich in Bamberg das Bild des E.T.A. Hoffmann-Hauses und die Ansicht des von mir so sehr geschätzten Künstlerhauses Villa Concordia.
Der Schriftsteller Jean Paul blinzelt mir von einer Kaffeetasse mit seinem Portrait zu, ein herrliches Foto (vermutlich hat er lieber Bier getrunken). Gleich daneben steht der Gelehrte Beatus Rhenanus, mit seinem universellen Geist habe ich mich erst kürzlich in der Humanistenbibliothek in Sélestat befasst. Zuverlässig zum Schmunzeln bringt mich der mit großer Verve schreibende Kater Murr, abgebildet auf dem Einband des gleichnamigen Buchs – mein großes Schreibvorbild.
Die Tarotkarte “Ace of Wands” fand ich vor einigen Wochen in einem Päckchen von Pseudoerbse bzw. von Hollenkraut. Das Ass der Stäbe passt gerade so gut zu meiner aktuellen Situation und erinnert mich nun jeden Tag daran, mutig zu neuen Horizonten aufzubrechen. Weiter geht’s mit einer Fankarte des Shorttrackers Kwak Yoon-gy, der mit seinen pinkfarbenen Haaren ein Popstar in Korea ist (lag einer Beauty-Bestellung aus Korea bei, gefiel mir). Dazu passt auch das daneben gelehnte Sachet mit energetisierendem roten Ginseng, das hier getreulich auf seinen Einsatz wartet.
Manchmal überkommt mich ein einsiedlerhaftes Gefühl an meinem Schreibtisch, weswegen ich die Eintrittskarte aus dem Musée Unterlinden in Colmar aufgehoben habe. Sie zeigt ein Bild des Isenheimer Altars, auf dem der Einsiedler Paulus von Theben mit seinen Tieren und dem Raben dargestellt ist.
Da ich all die Bilder einfach nur arg lässig an die Rückwand meines Schreibtisches gelehnt habe, fallen sie beim Lüften des Arbeitszimmers öfter um. Nunja.
Mein Schreibtisch ist ein Hort des Friedens und der Phantasie.
Vermutlich wundert sich nun niemand mehr, weshalb in meinem Kopf ständig neue Ideen aufblitzen. Ich liebe es, mich in meine Welten zu vertiefen oder in neue Welten aufzubrechen. An meinem Schreibtisch fühle ich mich frei und geschützt zugleich, ein Hort des Friedens und der Phantasie.
Ich bin gespannt, was das nächste Jahr bringen wird. Gerade fühle ich mich offener als viele Jahre zuvor. Ein großes Dankeschön aus ganzem Herzen sende ich allen Leser*Innen, die meine Beautyjagd begleiten – manche folgen mir schon die gesamten zwölf Jahre, was ich mehr als großartig finde.
Mit diesem Blick auf meinen Schreibtisch und Einblick in meine Werkstatt wünsche ich allen eine schöne Beauty-Woche!