Seit über einem Jahrzehnt teste ich in jedem Jahr neue Sonnenschutz-Produkte: In der Naturkosmetik ist das ein schwieriger Bereich – und auch sonst ist Sonnenschutz durchaus anspruchsvoll zu formulieren. Aus diesem Grund sollte man tunlichst die Finger von selbstgemischten Sonnencremes lassen, um in der Sonne gut geschützt zu sein. Bevor ich in meinem Beauty Briefing auf einige Neuheiten mit mineralischen Lichtschutzfiltern eingehe, möchte ich zunächst noch ein paar Worte über die Entwicklungen von Sonnencremes in den letzten Jahren verlieren. Viel Spaß beim Lesen!
Weißelnde mineralische Sonnenschutzfilter
Vieles hat sich seit meinem ersten Sonnenschutz-Test vor über zehn Jahren verändert. Die beiden von den Naturkosmetik-Siegeln zugelassenen UV-Filter Zinkoxid und Titandioxid wurden stark weiterentwickelt: Sie sind nun längst nicht mehr so stark weißelnd wie früher. Trotzdem werden sie sich bei korrekt aufgetragener Menge (mindestens zwei Fingerlängen für das Gesicht) letztlich immer als zarter weiß-gräulicher Schleier auf der Haut abzeichnen, insbesondere bei dunkleren Hauttönen.
Insgesamt sind die Formulierungen von Sonnenschutz-Produkten in den letzten Jahren deutlich angenehmer und leichter geworden – selbst wenn viele der naturkosmetischen Sonnencremes weiter meist etwas schwerer auf der Haut liegen als die Cremes mit synthetischen Filtern.
UVA-Schutz von Sonnencremes
Stärker in den Fokus gerückt ist zudem das Thema UVA-Schutz: Also die Wellen, die tiefer in die Haut eindringen und dadurch z.B. eine vorzeitige Hautalterung auslösen können. Moderne synthetische Filter können hier viel leisten und große Bandbreiten abdecken, weshalb einige französische Naturkosmetikfirmen in ihre Sonnenschutzprodukte nun moderne synthetische Filter in die ansonsten naturkosmetische Formulierung packen. Beispiele dafür sind Marken wie Laboratoires de Biarritz oder Alphanova, die neben ihren zertifizierten Sonnenschutzcremes jeweils auch eine Produktlinie mit ausgewählten synthetischen Filtern lanciert haben.
Mit ein Grund für diese Entscheidung dürfte vielleicht auch sein, dass in den letzten Jahren klarer wurde, dass mineralische Filter das UV-Licht nicht überwiegend streuen und reflektieren (wie bisher angenommen), sondern großteils – wie synthetische Filter – in Wärme umwandeln.
Reef Safe
Auch der Claim “Reef Safe” ist schwierig und mit vielen Unsicherheiten behaftet: Nicht alle synthetischen UV-Filter gelten als schädlich für Korallenriffe – und wie es bei Titandioxid und Zinkoxid aussieht, lässt sich auch noch nicht mit Sicherheit sagen. An dieser Stelle eine kleine Anmerkung von mir hinsichtlich der Natürlichkeit von mineralischen UV-Filtern: Auf Zinkoxid und Titandioxid basierende UV-Filter kommen nicht einfach so in der Natur vor, sondern es handelt sich dabei um hochverarbeitete Stoffe.
Vier neue mineralische Sonnenschutz-Produkte
- Neu in diesem Jahr gibt es die High Protection E+ Sun Cream SPF 50 von Farfalla. Die beiden enthaltenen UV-Filter Zinkoxid und Titandioxid sind in einem verarbeiteten pflanzlichen Öl gelöst, das sich geschmeidig und seidig auf der Haut anfühlt. Das wasserlose “Cremefluid” mit dem Antioxidans Vitamin E weißelt wenig, hinterlässt aber einen leicht gräulichen Schleier auf gebräunter Haut. Das Finish im Gesicht ist glowy und lässt sich gut abpudern. Toll ist der zarte sonnige Duft (ohne deklarierungspflichtige Duftstoffe). Von Natrue zertifiziert. Hier geht es zur Homepage von Farfalla.
- Sehr gespannt war ich auf das Daily UV-Fluid LSF 50 von i+m Naturkosmetik, das zur Mix&Match-Reihe gehört. Es ist für den täglichen Gebrauch im Gesicht gedacht und basiert auf Wasser und dem UV-Filter Zinkoxid. Entsprechend schön hydratisiert fühlt sich die Haut beim Auftragen sofort an. Nachdem das Fluid auf meiner eher trockenen Haut eingezogen ist, kann man ein ganz leichtes Weißeln auf der Haut bemerken; es fühlt sich dann auch nicht mehr ganz so leicht an. Dafür klebt und fettet das Fluid nicht. Ectoin und Ceramide unterstützen die Hautfunktion. Ohne Duft. Von Cosmos zertifiziert. Hier geht es zur Homepage von i+m Naturkosmetik. Das Daily UV-Fluid war übrigens nach dem Launch sehr schnell ausverkauft, mittlerweile ist es wieder lieferbar.
- Sehr praktisch für unterwegs finde ich Sonnensticks. Neu ist der Mineral SPF 50 Sunscreen Stick von Mádara, der leicht getönt ist (ich schätze light-medium). Der Stick basiert auf Zinkoxid und Reiskeimöl, auch Titandioxid lässt sich in der INCI finden. Die Textur ist eher wachsig als ölig. Entsprechend ist der Stick nicht fettig, lässt sich jedoch nicht ganz so geschmeidig auftragen. Das Finish ist satiniert. Für mich ein Hybrid aus Sonnenschutz und Stick Foundation. Von Cosmos zertifiziert. Hier geht es zur Homepage von Mádara.
- Im Drogeriemarkt habe ich kürzlich die neue Sensitive LSF 50 Tagescreme von Hej Organic entdeckt. Sie basiert auf Wasser und Zinkoxid, als weiterer UV-Filter ist Titandioxid enthalten. Folglich weißelt das Daily Sun Fluid schon etwas. Nach dem Einziehen bleibt ein zarter, aber wahrnehmbarer Film auf meiner tendenziell trockenen Haut zurück. Das Finish ist satiniert. Duftet zart sommerlich-blumig. Von Natrue zertifiziert. Hier geht es zur Homepage von Hej Organic.
Zum Schluss möchte ich noch einen nicht-naturkosmetischen “mineralischen” Sonnenschutz vorstellen. Das Future Fluid Superlight Mineral Skinscreen SPF 50+ von Ultra Violette hat eine sehr flüssige Textur und ist ganz leicht getönt. In der auf Wasser basierenden Formulierung sind 20% Zinkoxid (von einem japanischen Hersteller) enthalten. In der INCI ist mit Ethylhexyl Methoxycrylene ein nicht mineralischer UV-Absorber gelistet, der als Verstärker und Stabilisator eingesetzt wird. Das wässrige Fluid trägt sich sehr angenehm auf der Haut, die zarte und transparente (nicht deckende) Tönung gleicht den Teint etwas aus. Hier geht es zur Homepage von Ultra Violette.
Die Produkte von Farfalls und i+m sind Pressesamples, alle anderen Produkte habe ich selbst gekauft.
Mit diesen Sonnenschutz-Inspirationen wünsche ich allen eine schöne Beauty-Woche!