Auf dem Naturkosmetik Branchenkongress hatte ich die spontane Idee, Sabine Beer von Santaverde zu ihrem Beruf zu befragen. Schließlich habe ich in den bisherigen Folgen meiner Serie “Berufe in der Naturkosmetik-Branche” noch keine Geschäftsführerin vorgestellt.
Wir verbrachten ein unterhaltsames Mittagessen miteinander, in den nächsten Wochen habe ich dann ein schriftliches Interview mit ihr durchgeführt – Frau Beer war im Oktober mit der Ernte der Aloe Vera auf der andalusischen Finca beschäftigt.
Etwa zwei bis drei Monate im Jahr verbringt die 57-Jährige zusammen mit ihrem Mann auf den Anbaufincas in Spanien oder Brasilien (dort wächst die Cashewnuss). In Deutschland lebt sie in Hamburg, der “schönsten Stadt der Welt” – Zitat Sabine Beer!
Vor dem Interview noch ein paar Informationen, was Santaverde macht: Die Firma bietet Produkte an, die auf Pflanzensäften von Aloe Vera und Cashewfrucht basieren (statt wie üblich auf Wasser). Diese werden in Spanien und Brasilien angebaut, die Rezepturen für die Produkte werden hingegen im Hamburger Labor entwickelt. Sabine Beer beschreibt die Produkte von Santaverde als das Ergebnis einer internationalen Coproduktion zwischen sonnigen Rohstoffländern und deutschem Perfektionismus.
1. Wie Sind Sie dazu gekommen, als Geschäftsführerin zu arbeiten?
Ich habe Betriebswirtschaft und Volkswirtschaft studiert, um zusammen mit meinen Eltern und zuletzt auch mit meiner Schwester das Familienunternehmen führen zu können. Mit Naturkosmetik hatte das allerdings nichts zu tun. In dieser Zeit habe ich mir eine zweite Wohnung in Hamburg gesucht und dort meinen Mann kennengelernt. Um neben dem Leben in der Großstadt auch ein ländliches Ferienleben führen zu können, haben wir uns eine Finca in Andalusien gekauft. Meine damaligen Hautprobleme und die Begegnung mit frischen Aloe Vera-Blättern aus dem Garten des Nachbarns in Spanien waren der Grund für die Wandlung der Finca in eine Aloe Vera-Anbaufinca und die Entstehung von Santaverde.
2. Was genau ist Ihr Aufgabengebiet?
Santaverde beschäftigt 40 Mitarbeiter in Hamburg, Estepona (Andalusien) und Beberibe (Brasilien). Niemand im Unternehmen „führt“ nur, sondern alle Führungskräfte – wie auch ich – haben eigene Aufgabengebiete. Meines ist neben der Geschäftsführung die Entwicklung unserer Marke, die PR und die Produktentwicklung. Für jeden Bereich gibt es Mitarbeiterteams, die mit mir zusammenarbeiten.
Entscheidungen treffe ich gemeinsam mit meinem Mann und meinem Führungsteam. Ich bin der Meinung, dass die Komplexität heutiger Führungsaufgaben keine Einzelpersonen braucht, sondern die Intelligenz eines Teams. Die Eigenschaften einer guten Geschäftsführung sind für mich entsprechend Bescheidenheit, gut zuhören zu können und Offenheit für Innovationen.
3. Wie sieht ein typischer Arbeitstag von Ihnen aus?
Da ich eher eine Nachteule als ein Morgenvogel bin, komme ich morgens zwischen 9 und 10 Uhr ins Büro, bleibe aber gern lange und arbeite auch am Wochenende. Die tägliche Zeit bis 18 Uhr ist gefüllt mit Gesprächen und Meetings, sowohl intern als auch extern. Erst danach oder auch am Wochenende kann ich Dinge in Ruhe erledigen. Da ich meine Arbeit liebe und sie mit meinem Leben verschmolzen ist, ist das für mich völlig in Ordnung.
In diesen ruhigeren Arbeitsphasen lese ich Fachzeitschriften, um Inspirationen zu bekommen, am liebsten aus nichtkosmetischen Bereichen wie Interior, Mode oder Philosophie. Meine Lieblingszeitschrift ist übrigens das Wirtschaftsmagazin Brand eins. Auf diese Weise bekomme ich Abstand von den Alltagsproblemen und sehe die größeren Zusammenhänge. Dieser übergreifende Blick ist wichtig, um heute ein Unternehmen zu führen. In diesem umfassenderen Modus erstelle ich dann Präsentationen, arbeite an unserer Markenbildung und denke über Strategien für Santaverde in fünf Jahren und zehn Jahren nach.
4. Was macht Ihnen besonders Spaß an Ihrem Beruf?
Mir macht es Freude, dass ich in einem Markt arbeiten darf, der eine neue Ethik des Wirtschaftens anstrebt und auch schon teilweise praktiziert. Es ist eine wunderbare Vision, die Welt und einen der wichtigsten Treiber von Entwicklung, nämlich die Wirtschaft, umweltbewusster und humaner mitzugestalten.
Besonders Spaß macht mir die Produktentwicklung und das Gehen des kniffligen Weges zwischen 100% Natur und dem gleichzeitigen Streben nach einem luxuriösen Anwendungsgefühl und einer tollen Wirkung auf der Haut.
5. Ist es für Sie wichtig, in der Naturkosmetik-Branche zu arbeiten?
Unbedingt! Eher würde ich für ökologische Mode oder Lebensmittel arbeiten, aber niemals für die konventionelle Kosmetik. Mir ist es wichtig, bei der Erzeugung von Produkten keine Spur der Zerstörung zu hinterlassen, weder in der Umwelt noch bei der Aufrechterhaltung der großen Ungerechtigkeiten innerhalb der Wertschöpfungskette. Warum profitiert ein Bauer in Entwicklungs- und Schwellenländern nicht vom hohen Preis, mit dem seine Ware später gehandelt wird? Warum muss die Umwelt leiden, wenn Pflanzen wachsen sollen? Es geht auch ohne diese Schäden und toxischen Hinterlassenschaften, von denen der Endverbraucher oft gar nichts ahnt. Ich möchte mit Santaverde einen rücksichtsvollen, schonenden und partnerschaftlichen Weg gehen, so wie das auch andere echte Naturkosmetikfirmen tun.
6. Was sind Ihre drei persönlichen Lieblingsprodukte?
Ganz klar das Xingu Serum, jetzt im noch immer heißen Andalusien ein Traum an Leichtigkeit und Schutz. In Hamburg kommt die Creme medium hinzu, und je nach Hautstress und -trockenheit das Extra Rich Beauty Elixier. Diese drei Produkte habe ich immer dabei.
Vielen Dank für das Interview!
Die bisherigen Teile meiner Blogserie: Einkäuferin bei Primavera, Produktmanagerin bei Dr. Hauschka, selbstständige Herstellerin von Naturkosmetik Waldfussel, PR- und Marketingreferentin bei carl.com, Vertrieb bei Intelligent Nutrients, Produktionsleiterin bei Martina Gebhardt und Redakteurin bei der eve.
Kennt ihr die Firma Santaverde? Und hat jemand von euch Erfahrung im Bereich Geschäftsführung?
Mit Hunden kann man mich immer locken. Das sind ja alles Charakterköpfe, einschließlich des menschlichen natürlich.
Und da du den Toner von Santaverde so positiv besprochen hast, werde ich ihn mir auch zulegen, wenn mein Hydrolat zur Neige geht. War ohnehin schon neugierig drauf.
Das ziemlich minimalistische Konzept von Santaverde gefällt mir sowieso.
Das Foto ist toll, das finde ich auch! Ich habe mir sofort in meiner Phantasie die Charaktere der Hunde ausgemalt, herrlich 🙂
DANKE – wie schon die ganze Serie extrem informativ und schön geschrieben!
da krieg ich fast Lust, meiner Hausmarke untreu zu werden *grins*
Man kann ja seine Hausmarke ja mal um ein Produkt ergänzen, da brauchst du gar nicht ganz untreu werden 😉
Ein wieder mal sehr interessantes Interview! Auf die Produkte von Santaverde habe ich öfters schon ein Auge geworfen, aber ausprobiert habe ich noch nichts. Allerdings suche ich seit einiger Zeit ein gutes Produkt fürs Gesicht mit Aloe Vera, deshalb hab ich mich gefreut, dass ich bei Santaverde eigentlich fündig werden könnte.
Die schlichten Verpackungen sind schonmal ein Hingucker. Gedöns lenkt nur von Inhalt ab 😉
Die schlichten und edlen Verpackungen sprechen mich auch sehr an – im Kadewe werden die Produkte auch sehr geschmackvoll an einem Holzcounter präsentiert.
Habe mich gleich mal auf der Homepage von Santaverde umgesehen. Geschichte und Philosophie find ich interessant und sympathisch. Und auch das reduzierte Design gefällt mir gut. Da könnt ich glatt schwach werden.
Bemerkenswert finde ich auch, wie lange Vorlauf es brauchte, bis das erste Produkt auf den Markt kam. Da braucht man schon einen langen Atem.
Interessant finde ich außerdem, dass einige der Firmengründerinnen von NK-Marken (MG, RMS, Santaverde) aufgrund ihrer eigenen Hautprobleme dazu gekommen sind, Naturkosmetik zu entwickeln. Warum bin ich bloß nie auf die Idee gekommen? Hautprobleme hab ich wirklich schon genug gehabt. 😉
Wie auch immer, meine Schwiegermutter schwor schon immer auf Aloe Vera. Für Sie war es quasi das Heilmittel gegen alles. Für meine Mutter gibt es nix besseres gegen Sonnenbrand. Und auch mein Vater kam schon mit einem abgeschnittenen Blatt an, um mir den Saft auf eine Hautverletzung zu träufeln. 🙂 Es ist also quasi eine Familienangelegenheit.
Nun, das ein oder andere Santaverde-Produkt werde ich sicher mal ausprobieren, ich glaub ich hab auch noch irgendeine Probe zu Hause – muss ich heute Abend gleich mal kramen.
Ja, die von dir genannten Marken haben alle sehr charismatische Gründerinnen – man merkt dem Markenauftritt und den Produkten an, wieviel Herzblut darin steckt. Das finde ich toll.
Sehr interessant. Bin auch grad durch die site gestöbert 🙂 das Xingu Serum wird mein Nächstes werden, tönt ausgesprochen vielversprechend!
Sehr sympathische Dame… und macht Eindruck.
Und da haben wir es malwieder – ich bin ja wirklich keine Feministin, aber Frauen sollten echt die Welt regieren, zumindest mit dieser Einstellung bezüglich Nachhaltigkeit und Gerechtigkeit. Männer hinterlassen meist nur verbrannte Erde, Elend und Zerstörung 🙁
Ach… dabei haben sie doch auch ein Gehirn bekommen.
Vom Xingu Serum habe ich einen Tester, das muss ich unbedingt auch probieren!
Und ja, es sollte viel mehr weibliche Unternehmerinnen geben – ich halte sehr viel von ausgewogenen Verhältnissen.
Oh nein, und ich hatte mich gerade zugunsten meines Geldbeutels von Santaverde “entwöhnt” – es war eine arge Entzugskur. Und jetzt so eine sympathische Geschäftsführerin mit so intelligenten Ansichten – vielleicht muss ich das Elexir doch mal austesten.
Über das Elixier werde ich noch eine Review schreiben, es ist wirklich reichhaltig. Vielleicht kannst du es ja mal vor Ort in einem Laden testen, ob du Textur und Duft magst.
Wieder mal ein gelungenes Interview mit einer spannenden, gescheiten, tierlieben und gutaussehenden Frau. Ich hatte von ihr schon in irgendeinen Bioladenheft gelesen und mir daraufhin was von Santaverde gekauft. Toll finde ich die Xingu Augencreme, den Toner, das Aloegel und die unbeduftete Tagescreme, die beduftete Creme ist nicht so mein Fall, aber die Pflege gefällt mir. Wenn es nicht immer so viel zum Ausprobieren gäbe, könnte ich bei Santaverde bleiben.
Oh, du hast die Xingu Augencreme schon getestet! Ich mag an Santaverde auch das stringente Konzept – und seitdem ich Frau Beer kennengelernt habe, ist mir die Marke noch sympathischer.
Was für ein schönes Foto.
Ich habe hier noch ein Sachet von dem Xingu Serum, das wollte ich mir mal für einen besonderen Anlass aufheben, es ist ja schon ein Stückchen Luxus. Jetzt bin ich aber doch neugierig drauf geworden und werde es am Wochenende sicher ausprobieren.
Vielen Dank für das Interview und überhaupt diese Serie. Ich finde die Beiträge immer sehr interessant.
Ja, die Xingu-Sachen sind definitiv luxuriös – deswegen bin ich auch schon so gespannt auf das Testen des Serums.
ein wunderbares Interview mit einer sehr interessanten Dame, die tolle Einblicke in ihre Vorstellung von Führung gibt. Ein paar Passagen haben mich zutiefst beeindruckt und ich bin froh, dass ich mir die Zeit genommen habe, das Interview in Ruhe durchzulesen – bestimmt nicht zum letzten Mal!
Danke für dieses schöne Feedback 🙂 ! Mich hat auch besonders das Thema Führung angesprochen.
Liebe Damen, bin gestern auf dem Nach-Hause-Weg noch an einem Tester Xingu Serum vorbeigelaufen…uii… für meine Nase stinkt das leider 🙁 das ist schon fast ein KO-Kriterium. Keine Ahnung, welcher Bestandteil so komisch riecht.
Oder empfinde nur ich das so??
Nun hast du mich so neugierig gemacht, dass ich das Serum genauer beschnuppert habe. Es riecht für meine Nase krautig-moosig-waldig, aber ich habe nichts gegen solche Düfte. Vielleicht ist es das Irish Moos, das deiner Nase nicht gefällt?
Vielen Dank für dieses sehr interessante Interview! Ich bin von den Santaverde-Produkten absolut überzeugt. Und was für eine inspirierende Frau 🙂
Ja, Sabine Beer ist großartig 🙂
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