Wie es zu diesem Blogpost kam: Vor einigen Tagen habe ich auf dem Blog Jazzlounge von einer Blogparade gelesen, die anlässlich der Schaffung eines Kunstwerks ins Leben gerufen wurde. In Bochum gibt es seit wenigen Tagen einen Platz des europäischen Versprechens, den der Künstler Jochen Gerz initiiert hat. Dort haben über 14.000 Menschen sich mit ihrem Namen und einem Versprechen zu Europa bekannt. Nun will Johannes Korten, der Blogger der Jazzlounge, auch einen virtuellen Platz im Internet für ein europäisches Versprechen schaffen und rief Blogger mit einer Blogparade dazu auf, Beiträge zum Thema zu schreiben.
Aber was ist das für ein Thema: Mein europäisches Versprechen? Ich wartete erst mal ab, in welche Richtung die ersten Beiträge gehen würden. Bisher ist die Beteiligung allerdings zögerlich, was vielleicht am Thema der Blogparade liegen kann, auch der Weihnachtstrubel tut sicher noch das seine dazu. Sollte nun ausgerechnet eine Beautybloggerin einen Beitrag verfassen (deren Ruf ja sowieso gern mal zweifelhaft ist 😉 )? Gesellschaftliche Themen sind zwar die Hintergrundfolie für viele meiner Posts, stehen aber nicht Zentrum des Blogs. Und der Beitrag einer Blogparade sollte ja irgendwie auch zum Thema des Blogs passen…
Ich kam erst in Schwung, nachdem ich die drei bisherigen Beiträge der Blogparade gelesen hatte. Zu meiner Überraschung las ich aus den Texten eine eher sorgenvoll bis zurückhaltende Haltung gegenüber Europa heraus, die sich erst beim Schreiben des jeweiligen Blogposts legte (ich hoffe, ich interpretiere das richtig). Ich bekam Lust, von meiner grundsätzlich positiven Einstellung gegenüber Europa zu berichten, schon seit meiner Jugend in den 90er Jahren spreche ich von mir als Deutsche und Europäerin. Spannend war nun für mich zu sehen, dass es mir gar nicht so leicht fiel, meine Gründe dafür in Worte zu fassen – in dieser Hinsicht ging es mir wie den anderen Bloggern. Um so wichtiger ist es wohl, mal ein paar Gedanken niederzuschreiben, denn vielleicht steht diese offensichtlich weiter verbreitete Wortlosigkeit mit den immer wieder geäußerten Zweifeln an Europa in enger Verbindung.
Einer der Gründe für mein positives Bild von Europa dürfte daher rühren, dass ich aus einer Familie komme, für die “Nie wieder Krieg!” ein sehr wichtiges Thema war (und ist). Und genau aus dieser Idee ist die Europäische Union schließlich entstanden, sie sollte dank wirtschaftlicher Zusammenarbeit verhindern, sich jemals wieder untereinander zu bekriegen. Die Wirtschaft war sicherlich ein guter Ausgangspunkt, der allerdings nicht der alleinige Grund für Europa sein kann. Für mich bedeutet der verbindliche Verbund der europäischen Staaten mehr Dialog, mehr Kommunikation, mehr Austausch untereinander. Ich habe Bilder von Gesprächen zwischen Racine und Goethe, Virginia Woolf und Maria Callas, Isabelle Huppert und Federico Fellini, Adele und Sina Trinkwalder, Handwerkern und Landwirten, Ärztinnen und Lehrerinnen, von Mensch zu Mensch über alle Landesgrenzen hinweg vor Augen. Die zentrale europäische Idee besteht für mich darin, aus den Verschiedenartigkeiten der Länder zu lernen und ein neues Miteinander zu erschaffen, das zu dauerhaftem Frieden führt.
Ich bin nicht blind und sehe durchaus die Schwierigkeiten und Rückschläge (Bürokratie, Eurokrise, Flüchtlingskrise etc.) der Europäischen Union – doch ich zweifle trotzdem nicht an der grundsätzlichen Idee. Ich betrachte Europa als einen ständigen und andauernden Arbeits- und Entwicklungsprozess, bei dem nicht immer alles immer reibungslos verlaufen kann, da ja die verschiedensten Interessen unter einen Hut gebracht werden müssen. Wenn ich in die (globalisierte) Zukunft blicke, gibt es für mich gar keine andere Wahl mehr, als sich in Europa zusammenzuschließen. Nicht nur aus wirtschaftlicher Sicht, aber auch: Kulturelle, soziale und humanistische Ideen (z.B. Menschenrechte) können in meinen Augen nur gedeihen, wenn auch die kaufmännische Seite stimmt – aber diese nicht alles bestimmt!
Nach dieser langen Vorrede (seid ihr noch dabei?) komme ich nun zum ureigenen Thema meines Blogs zurück: Auf einer längeren Fahrt ins Familienwochende entstand in meinem Kopf die Idee eines Parfüm Europas. Und da eine Parfümreview allerbestens auf einen Beautyblog passt (und vielleicht dem Thema auch etwas Leichtigkeit verleiht), gibt es hier nun das neu geschaffene Parfüm Europas zu entdecken!
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Vor ein paar Tagen überreichte mir der Postbote ein Päckchen aus Brüssel, das schon etwas ramponiert aussah, es hatte offensichtlich einen weiten Weg hinter sich. Da ich nichts bestellt hatte, konnte es sich nur um ein Pressesample eines Produkts für den Blog handeln. Also schnell ausgepackt, im blauen Seidenpapier mit den goldenen Sternen versteckte sich ein Parfüm. Mit frechen und sogar ein wenig ironischen Worten (für das Marketing muss wohl eine britische Agentur verantwortlich sein!) wurde der Duft im beiliegenden Schreiben der Presseagentur des Parfümherstellers beschrieben, mit der nachfolgenden Bitte, auf dem Blog über das neue Parfum Europas zu berichten. Mal sehen, dachte ich mir, denn das wollen ja schließlich alle, dass ich auf dem Blog über ihr Produkt berichte. Aber so einfach ist es nicht, denn dafür muss mich ein Produkt schon sehr überzeugen, gute Inhaltsstoffe haben, innovativ sein oder eine interessante Hintergrundgeschichte bieten. Gut aussehen sowieso!
Gegen das Design des Parfüm Europas habe ich nichts einzuwenden, ein schlichtes, geradliniges, aber keinesfalls langweiliges Design aus nordeuropäischer Hand: Im blauen Umkarton mit den gelben Sternen (kommt bestimmt aus Deutschland, auf dem Blog habe ich doch neulich erst einen Hersteller von Kartons vorgestellt) liegt der bauchige Parfümflakon aus Glas, der in einer tschechischen Glashütte produziert wurde. Aber wie umständlich, man muss erst noch selbst einen altmodischen Pumpzerstäuber montieren, der in der Packung beiliegt; ich dachte, ich könne gleich lossprühen (ist das etwa wieder typisch Europa 😉 ?). Letztlich geht das aber ganz schnell, ich pumpe ein paar Mal und dann duftet es schon.
In der Kopfnote kommen mir Zitrusfrüchte entgegen, Bergamotte aus Kalabrien und Mandarine aus Korsika. Außerdem nehme ich aquatische Noten wahr, eindeutig eine Brise des kalten Atlantiks, begleitet von frisch-grünen Eukalyptusblättern aus Portugal. Ein spannender Einstieg in den Duft! Nach etwa zehn Minuten führen Lavendel aus Frankreich, Iris aus Italien, Rosen aus Bulgarien und rarer Jasmin aus Spanien ins Herz des Duftes. Durchaus opulent, wie der Parfümeur die Herznote gestaltet hat, nicht gerade ein leichter Duft! Harmonischer ist dann wieder der Fond, in dem ich Hölzer wie Weißtanne, Pinie und Kiefer aus den Wäldern Europas erschnuppere, dann auch weiches Sandelholz, Zeder und sogar etwas Weihrauch – ein raffinierter Hinweis des Parfümeurs, dass die Welt nicht an den Grenzen Europas endet. Mein erstes Verdikt: Gefällt mir! Ich glaube jedoch, dass der Duft durchaus noch etwas nachreifen kann, um die einzelnen Elemente harmonischer miteinander zu verbinden.
Das Parfüm Europas basiert übrigens auf polnischem Bio-Alkohol und wurde in Litauen abgefüllt. Damit der Duft besonders lange haltbar ist, wurde ihm noch das Polyphenol Resveratrol zugegeben – ein wirksames Antioxidant, das aus griechischen Trauben hergestellt wird.
Kaufen kann man das Parfüm im Online-Shop der EU, der mit einem innovativen Bezahlsystem ausgestattet ist, wofür eine niederländische IT-Agentur verantwortlich ist: Nachdem man das Parfüm in den Warenkorb gelegt hat und zur Kasse geht, muss man ein paar persönliche Sätze über Europa in einen Luftballon hineinsprechen, der mit dem Computer verbunden ist. Das System ermittelt dann automatisch die Größe der Flasche des Parfüm Europas, die man individuell benötigt 😉 .
Here you can find an English version of this article.
Danke fürs Lesen 🙂 ! Möchtet ihr nun auch mal am Parfüm Europas schnuppern? Wäre gut wenn diese innovative Agentur endlich das duftende Internet erfinden würde. Und wer mag, kann sich selbstverständlich auch an der Blogparade beteiligen!
Eine super Idee, gefällt mir – nur erschliesst sich mir die Sache mit dem Sprechen in den Luftballon und der angekoppelten Flaschengrösse zur Zeit gar nicht – bitte nochmal erklären 🙂
Hihi, das war vielleicht etwas wild 😉 geb ich gern zu! Ich meinte sowas in die Richtung wie: Je skeptischer die Sätze über Europa sind, umso größer wird die Flasche ausfallen, damit man sich so richtig mit Europa eindieseln kann (schließlich hat das Parfüm eine pro-europäische aromatherapeutische Wirkung 😉 ).
Aha, also wie die Duftberieselung in den Eingängen der ShoppingCenter, H&M, Lederwaren, P&C u. v.m. (allerdings möglichst nicht wahrnehmbar; soll die Kunden beruhigen und verlangsamen, damit sie möglichst viele Waren wahrnehmen) oder der Backshops (dort möglichst stark wahrnehmbar, damit der Appetit angeregt wird), damit man ‘bedusselt’ auch das kauft, was man nie wolltte? 🙂
Sehr schöner, fein satirischer Artikel, liebe Julie!
LG,
Theo
Was H&M, C&A, Urban Outfitters etc können, kann die EU auch 😉
Liebe Julie, deine Worte sprechen mir aus der Seele und als hoffnungslose Optimistin gehe ich mit den Wünschen (und der pazifistischen Ausgangslage) komplett mit. Die Probleme oder Missstände wurzeln aber doch nicht in der EU und wären auch ohne europäischen Überbau zustanden gekommen meine ich.
Die Chancen einer gemeinsamen Strategie für eine sichere und friedliche, innovative und soziale Zukunft, sei sie auch noch so schwer festzulegen bei derart unterschiedlichen Teilnehmern, ist alle Anstrengung wert! Wenn mich ein Parfum an diesen optimistische EU-Gedanken erinnert ist das eine schöne Idee.
Das mit dem Shop hab ich allerdings auch nicht verstanden bzw. ehrlich gesagt gedacht das sei ein Scherz – ein Online-Shop der EU? Die Flasche sieht außerdem genauso aus wie von Hiram Green, was ja auch ein europäisches Parfum ist. Klär mich bitte auf! 😉
Ok, ich bin neben optimistisch auch ein bisschen naiv manchmal, haha! Ich wüsste ehrlicherweise auch nicht, wie man ganz real ein europäisches Beauty-Versprechen umsetzt. Als Formulierung klappt es jedenfalls. 😀
Gut erkannt, das ist der Flakon von Hiram Green 🙂 🙂 Als ich die Idee zum Foto hatte, passte der Flakon von Hiram Green für mich am besten ins Bild.
Und das wäre ja mal was, wenn die EU als Merchandise einen Duft kreieren lassen würde, hihi!
PS: Oh ja, als Optimistin bezeichne ich mich defintiv auch! Ohne diese Haltung wäre das Leben sehr viel freudloser (und ich wahrscheinlich nicht da, wo ich jetzt bin – vom Bloggen haben mir ja auch sehr viele Menschen abgeraten).
Du Fuchs, du!
Der Vorteil von Hiram Green ist nur, der weiß was er macht und hat keine 27 Mitköche für seine duftende Vereinigung.
Ich sehe es so: Alles was man (noch) nicht kann ist ein Grund es zu versuchen, solange man es wirklich will natürlich.
Was für ein Überraschungspost!
So so, der Karton war ramponiert! Hätte mich nicht gewundert, wenn schon ein paar Ecken gefehlt hätten…. 🙁
Ein schöner Artikel, Julie. Besonders die Duftbeschreibung gefällt mir sehr sehr gut!
Da soll nochmal jemand sagen, Beauty- Bloggen sei oberflächig…. 😉
Beim Beschreiben des Parfüms habe ich manchmal auch schon gedacht, ich schreibe über ein echtes Parfüm, so real las sich das. Von wegen, Beauty ist oberflächlich, manchmal eben sogar doppelbödig 😉
Irgendwie steh ich immer noch auf dem Schlauch…. das Ganze ist also nur ein Sinnbild und das Parfum gibts nur in deiner “Vorstellung von Europa”…?
Ja genau, ein Sinnbild – die Idee zu dem Europa-Parfüm kam mir ja auf einer langen Fahrt ins Wochenende 🙂
Haha, ich gebe zu, dass ich zwei Anläufe beim Lesen gebraucht habe, bis ich das Parfum-Gleichnis endlich geschnallt hatte! 😀 Großartiger Artikel, den ich sicher auch noch ein 3. und ein 4. Mal lesen werde, weil er so viel Denkstoff bietet.
Liebe Grüße
Ida
Also doch eine Metapher… 😉 das kommt davon, wenn man den Artikel nur überfliegt!
ja, nicht? So ging es mir auch! Aber wenn man erst mal drin ist, ist der Artikel einfach nur genial,inspirierend und sehr feinsinnig.
Raffinierter Schachzug: uns eine Parfum Review vorzugaukeln und dann gleich noch dem Bestellfinger den Weg zu verlinken….. 🙂
Wäre doch mal ne super Idee statt Spenden Aufrufe: EU Merchandising!
Ida: Danke! Und ich hätte wahrscheinlich auch zweimal lesen müssen, wenn ich den Text nicht selbst geschrieben und ausgedacht hätte 🙂
Haha, ich bin auch reingefallen und hab auf der EU-Seite den Shop gesucht :-))
Sehr schöner Post, muss ich noch mal in Ruhe lesen!
Ich glaube fast, dass mir das Foto zu gut gelungen ist… 🙂
Ich war ein Kind der Sowjetunion, die heutige Einteilung in die verschiedenen Länder ist mir fremd.
Vermutlich bin ich deshalb einfach innerlich Mensch, keine Deutsche, keine Russin, keine Russlanddeutsche.
Ich verstehe Menschen nicht, die sagen, wir müssen unsere Grenzen erhalten, unser Land vor Veränderungen schützen. Alles unterliegt einer Veränderung, noch vor 50-60 Jahren war hier alles anders. Na und?
Das Parfum klingt sehr sehr spannend. Will ich probieren!
Das finde ich sehr spannend, den Gedanken über die ehemalige UdSSR, das hat mich gleich dazu animiert, nochmal dazu ein bisschen nachzulesen.
Ah, Julia, genau wegen solchen Beiträgen lese ich deinen Blog so gerne. Grandiose Wortschmiederei, ich habe begeistert gelesen – und teile dein Meinung, über den Duft Europa und die Notwendigkeit seiner Existenz.
Danke 🙂
Der Zustand der europäischen Idee bietet nicht nur Stoff für Satire, sondern wahlweise auch für Drama, Trauerspiel, große Oper und leider auch für Kasperltheater.
Traurig aber wahr.
… wie fast jede Regierung dieser Welt, würde ich sagen. Leider.
??? Aus der weiten Reise hat mein Hirn gleich eine lange Reise gemacht, sehr schön. Den einen oder anderen Moment war ich mit sich nicht mehr sicher, ob das wirklich Fiktion ist, erst beim Ballon war alles glasklar.
Herrlich, danke für die kurze Aufheiterung, die kann ich wirklich gut gebrauchen. Mir geht gerade ein bisschen die Puste aus auf den letzten Metern dieses Jahres.
Auch ich bin übrigens begeisterte Europäerin. Meine Vorfahren kommen aus Regionen, die lange zu Deutschland gehörten und jetzt schon fast genauso lange zu Polen gehören. Dazu kommen noch ein paar von noch länger her und noch weiter östlich, aufgewachsen bin ich in einer Region, die mehrfach zu Skandinavien gehörte und sich dem immer noch sehr verbunden fühlt. Ich lebe in einer Stadt, die lange geteilt war und in der die Menschen zwischen der Generation meiner Eltern und meiner eigenen sehr unterschiedlich auch in kultureller Hinsicht sozialisiert wurde. Die Folgegeneration erweitert diesen “eurozentrischen” Mischmasch noch durch eine gute Portion Rest der Welt, erweitert durch die mediale Verkleinerung der Welt, sie sieht sich nicht einmal mehr als Europäer, sondern definiert sich als urbaner Weltenbürger. Wie mag das erst in nochmal 50 Jahren aussehen?!?
Und wenn ich dann die populistischen Sprüche einiger gewählter oder selbsternannter “Volksvertreter” höre, die nach Wiedererichtung der nationalstaatlich geprägten Grenzen verlangen und tönen “Früher
war alles besser”, dann halte ich es gerne mit Loriot “früher war mehr Lametta”.
Im Ernst, wenn wir uns umschauen in der Welt, dann geht es uns ganz überwiegend saugut in Zentraleuropa. In den Gründungsstaaten der EU haben wir seit über 70 Jahren dauerhaft einen recht stabilen Frieden, das gab es noch nie zuvor und der ist mE eine der Hauptursachen dass es uns so gut geht. Ich hoffe nur, dass dieser soziale und wirtschaftliche Frieden sich immer weiter ausdehnt.
Über diesen Aspekt des zukünftigen urbanen Weltenbürgers denke ich auch viel nach, denn dank Instagram&Co fühlt man sich so viel mehr verbunden als früher (zumindest mit den Welten, die Internetzugang haben). Ich bin – wie du – sehr neugierig, wie sich das wohl in 50 Jahren anfühlen wird, was junge Menschen dann für Vorstellungen haben werden… Und Deinen letzten Satz kann ich nur unterschreiben.
Obwohl ich ein Kind der europäischen Idee bin (bin Mitte/Ende der 80-er groß/erwachsen geworden), kann ich mich nicht mit Europa identifizieren. Jedenfalls nicht im herkömmlichen Sinne.
Mir fällt auch heute -nach Europa gefragt- immernoch nur ein, was ich meinem Französisch-Lehrer 1986 auf die Frage, ob ich (die ganze Klasse wurde gefragt) mich als Deutsche, Bayerin oder Europäerin fühlte, gesagt habe: je suis humain.
In der Tat brauche ich kein Europa, wenn die Menschen darin nicht (mit)menschlich, tolerant und friedlich sind.
Indem ich sage, dass ich einfach nur ein Mensch bin, möchte ich ausdrücken, all das sein zu wollen. Ein Mensch. Ein guter Mensch. Überall, wo ich bin.
Bravo, bravissimo, liebe Hazel! Dem kann ich nichts hinzufügen, nichts.
LG,
Theo
dito et chapeau – je signe aussi!
Da bin ich auch dabei!
*rotwerd* Ihr seid ja allemann süss! ?
Danke schön!
*zustimm* Ich setze mich für ein menschliches, tolerantes und friedliches Europa ein, auf dass sich diese Werte möglichst weit ausdehnen (wie Petra oben schon so schön schreibt).
Ich habe wie Petra und sicherlich andere Jägerinnen hier ziemlich bunte Vorfahren (u. a. aus Mecklenburg, Skandinavien, Habsburg-Österreich, Italien) und außerdem das Glück, teilweise im Ausland zur Schule gegangen zu sein, dort auch studiert und viele Länder, wunderbare bis kauzig-wunderbare Menschen, Sitten, Religionen u. v. m. kennengelernt zu haben. So kann ich nichts mit Abgrenzungen jedweder Art und schon gar nichts mit menschengemachten Grenzen anfangen.
Ein grenzenüberwindendes Europa ist daher schon mal ein guter Anfang und Julies Aufsatz sowie Eure Beiträge hier sind super. Ein ‘Panglobalia’ empfände ich allerdings als Höhepunkt!
Na, träumen darf ich ja.
LG,
Theo
Davon träume ich auch! Europa ist für mich der erste Schritt in diese Richtung, hoffentlich.
Meine erste Reaktion auf diesen schönen Post war: O Mann, ich bin das genaue Gegenteil von kosmopolit, grenzüberschreitend und politisch und gesellschaftlich informiert. Zumindest in der momentanen Lebensphase. Dann habe ich ein bisschen überlegt und erleichtert festgestellt, daß das eigentlich glücklicherweise doch nicht stimmt. Ich habe familiäre Wurzeln im deutsch- polnischen Europa und im deutsch- italienischen Europa, wenn auch recht weit in der Vergangenheit. Ich habe eine humanistische Gymnasialbildung mit großem Latinum und begrenztem Wortschatz des Altgriechischen, immerhin zwei antiken Sprachen, die eng mit der europäischen Wiege verbunden sind. Ich habe seit ich ein Kind bin, Urlaub in den europäischen Ländern gemacht und nicht in Asien, Afrika oder Amerika. Und ich verreise noch immer am liebsten innerhalb Europas. Ich habe in England studiert und dort viele Male während der Schulzeit Sprachurlaub gemacht. Ich habe eine Vielzahl der europäischen Metropolen kennengelernt und bin fasziniert von ihnen. Ich würde zwar gerne neben Englisch auch Französisch, Spanisch, Italienisch, etc. perfekt beherrschen aber ich habe ja noch genug Zeit, wenn die Kinder aus dem Haus sind und ich pensioniert bin.
Ich liebe Europa !!
Toll, hier ist noch ein Altsprachler! Ich dachte, wir sind schon ausgestorben, Ranunkel 🙂
LG,
Theo
Liebe Theo, ist aber alles sehr eingerostet. Man spricht das ja nicht gerade im Alltag, hihi :-))))
Du hast das sicher deutlich mehr beruflichen Bezug dazu. Trotzdem finde ich es schön, daß ich das lernen durfte und es hilft auch beim Sprachen lernen.
Ach was, Du bist überhaupt nicht das Gegenteil von kosmopolit – das ist zumindest mein Eindruck aus all Deinen Kommentaren hier! Ich glaube, es ist normal, dass man verschiedene Phasen durchlebt, mal reist mal mehr, mal weniger, mal ist man gesellschaftlich engagierter, mal weniger.
Und aporopos Latinum: ich durfte es im Studium nachholen, juhu… Im Nachhinein hat es mir natürlich überhaupt nicht geschadet (im Gegenteil), aber währenddessen war es schon stressig, das nachzuholen.
Ein grandioser Artikel. Auch ich musste ihn ein zweites Mal lesen um zu merken, dass das wunderbar klingende Parfüm leider nicht käuflich ist.
Ich hatte schon als Kind Schwierigkeiten mich einer bestimmten Nationalität zugehörig zu fühlen. Die ersten 19 Jahre meines Lebens habe ich in Belgien gewohnt und bin, trotz der nahen Grenzen zu Deutschland, auch in Belgien zur Schule gegangen. Auch momentan lebe ich mit meiner Familie wieder in Belgien. Mich hat es aber immer schon (gedanklich) in die weite Welt gezogen und am wohlsten habe ich mich in San Francisco & London gefühlt. Gerade in San Francisco lag es wohl daran, dass dort einfach alle Nationen vertreten sind – dieser buntgemischte Haufen hat mir einfach das Gefühl gegeben, am richtigen Ort zu sein.
Ich glaube, ich mag Belgien ja deswegen so gern, weil es ein dreisprachiges Land ist – und die wallonische und die flämischen Kultur nach meinem Gefühl schon unterschiedlich sind (und ich sie beide schätze). In San Francisco war ich noch nicht, aber auch für mich sind genau die Orte am attraktivsten, an denen sich alles durchmischt. Das macht für mich Europa auch so attraktiv.
`Hallo Julia, ich bin heute durch Zufall auf Deine Seite aufmerksam geworden,da ich nach dem besten Arganoel gesucht habe,aber ganz genau weiss ich jetzt garnicht mehr,wie der Weg war.Ersteinmal ein großes Lob an Dich.So viele interessante Informationen.Ich habe für mich persönlich schon das eine und andere entdeckt, was ich ausprobieren werde.Nun habe ich mal eine Frage an Dich und mal schauen ob Du einen Geheimtip für mich hast.Ich habe Couperose und vom Hautarzt nehme ich Metrolotion 0,75 % verschrieben und soll nur noch Sonnenschutz 50+ nehmen,egal welches Wetter oder Temperatur ist.Heute war ich bei der Kosmetik und sie sagte mir das es in den 4 Monaten zu vorher, als ich bei ihr war, schlimmer geworden ist.Ganz besonders der Nasenbereich und ne Wange.Was kann ich noch tun,an Reinigung?!Zur Haut Beruhigung nehme ich von Avene das Thermalwasserspray.Auch Kokosoel habe ich schon gelesen,dass es für die Haut gut ist oder ist Arganoel besser?!Es soll aber auch gutes Preis-Leistungsverhaeltnis haben,also nicht die Öle meine ich,sondern generell.Ich bin 51 Jahre alt.Kannst Du mir weiterhelfen?Ich freue mich schon auf eine Antwort von Dir.Liebe Gruesse Fusselchen
Auch wenn Deine Frage an einer unpassenden Stelle kam, den in meinem Post geht es ja um Europa 🙂 : Deine Rosazea wird ja medizinisch behandelt, die Metrolotion ist ja kein rein kosmetisches Produkt – deswegen würde ich an Deiner Stelle unbedingt nochmals den Hautarzt aufsuchen, der Dir das Medikament verschrieben hat. Eine Verschlimmerung der Rosazea ist ja eine der möglichen Nebenwirkungen der Metrolotion, die im Beipackzettel gelistet wird, schon deswegen würde ich Rücksprache mit dem Arzt halten und ihm von Deinen Beobachtungen berichten und ihn selbst mal einen Blick auf Deinen Hautzustand werfen lassen. Soweit ich weiß, soll man bei der Kombination der Metrolotion mit anderen Kosmetika vorsichtig sein, deswegen traue ich mir hier nun auch nicht einfach, Dir ein Arganöl zu empfehlen, solange Du die Metrolotion verwendest.
Klingt klasse 🙂
Pingback: Aufgeschnappt #9: Neuigkeiten aus der Welt der Naturkosmetik - herbsandflowers.de
Ich habe deinen Beitrag gerade erst durch Herbs and Flowers “Aufgeschnappt” entdeckt und muss sagen: Danke! Danke dafür, dass du die guten und schönen Seiten Europas, die wir teilweise gar nicht mehr wahrnehmen, so gewitzt verpackt hast.
Ich als Parfümfreund sprühe mich gerne mit den wunderbaren “Zutaten” Europas ein: sei es im Urlaub in Spanien (wo ich nicht einmal Geld tauschen muss), bei meinen Freunden in Budapest (die alle Teil einer aufgeschlossenen internationalen Community sind) oder als Arbeitnehmerin im Nachbarstaat (es war kein Problem als “Auslandsdeutsche” einen Job zu finden).
Ich glaube, dass sich die Menschen in schwierigen Zeiten Sicherheit wünschen, klare Ansagen und Grenzen (letzteres in Hinblick auf viele Bedeutungen) und sich dadurch leicht in nationales Denken flüchten. Das ist verständlich, darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, wieviel wir als Staatenbund+ erreicht haben. Die Weltoffenheit vieler Europäer darf nicht allein der Globalisierung gedankt werden, es ist eindeutig auch der europäische Austausch, das voneinander und miteinander lernen, das dazu beigetragen hat, dass viele Europäer weniger Angst angesichts von Neuem, Anders-Sein und Veränderungen haben. Das mag derzeit nicht so wirken, aber man muss nur lernen, alle zu hören, nicht nur diejenigen, die am lautesten rufen.
Ich bin kein Freund von kritikloser Loyalität oder Zugehörigkeit, vielmehr heißt Identität und Verbundenheit für mich, sowohl die positiven als auch negativen Seiten zu erkennen und mit ihnen zu leben. Ich bin Mensch, ich fühle, denke und handle. Vieles davon ist gut, aber auch nicht alles – der Mensch ist nicht perfekt. Ich bin Frau, mit all den Stärken und Schwächen, die eine Frau haben kann. Ich bin Deutsche, Schwester, Tante, Freundin und sehe meine Rolle meistens mit einem lachenden, manchmal auch mit einem weinenden Auge. Ich bin Europäerin, ich bin stolz auf das, was wir erreicht haben und blicke zur Zeit etwas sorgenvoll auf manche Bewegungen. Ich habe dennoch keine Zweifel an meiner Identität.
Ich glaube, ich habe mich seit langem nicht mehr so sentimental ausgedrückt 🙂 Vielen Dank noch einmal für die gedankliche Anregung!
Und Dir vielen Dank für Deinen tollen Kommentar, bei dem ich ganz viel nicken musste (zB auch bei dem Punkt mit dem “am lautesten sein” bzw. auch mal genauer hinzuhören und dann ganz andere Stimmen wahrzunehmen)! 🙂