Als ich nach dem letzten Tag der Vivaness nach Hause fuhr, legte ich noch einen kurzen Stopp im Drogeriemarkt dm ein. Dort entdeckte ich die neue und von Ecocert zertifizierte Gesichtspflege von Garnier Bio, die acht Produkte sowie einen Konjac Sponge umfasst.
Erst kürzlich hatte ich in Frankreich die neue und ebenfalls zertifizierte Naturkosmetik-Marke La Provençale im Supermarkt vorgefunden. Und mit Color Herbalia bietet Garnier seit einigen Monaten eine Linie mit Pflanzenhaarfarben an. Gemeinsam haben all diese Marken, dass sie zum L’Oréal-Konzern gehören.
Zu L’Oréal gehören also nicht nur Marken wie Lancôme, Kiehl’s, Vichy, Urban Decay oder Biotherm, sondern seit 2006 auch die französische Naturkosmetik-Marke Sanoflore oder seit 2018 die Marken des ehemaligen Logocos-Konzerns wie Logona oder Sante. Mit den neu entwickelten Marken La Provençale und Garnier Bio versucht L’Oréal noch weiter in den Markt für Naturkosmetik vorzustoßen.
Ich habe mir aus professioneller Neugierde zwei Produkte von Garnier Bio gekauft; in den Produkten steht jeweils ein pflanzlicher Rohstoff im Mittelpunkt (Lemongrass, Thymian, Lavendel oder Arganöl). So richtig aufregend finde ich das Konzept zugegebenermaßen nicht – aber wahrscheinlich soll damit eine Kundschaft angesprochen werden, für die Naturkosmetik grün verpackt sein muss und die ein Bild einer Pflanze auf der Verpackung erwartet 😉 . Ich habe trotzdem so ein bisschen meine Zweifel, ob dieses Konzept nicht doch etwas altbacken daher kommt… und ob Garnier Bio sich damit auf dem Markt dauerhaft durchsetzen kann. Preislich liegen die Sachen zwischen 6 und 10 Euro.
Alle Produkte von Garnier Bio sind vegan und von Ecocert / Cosmos zertifiziert, die Herkunft jedes Inhaltsstoffs wird auf dem Umkarton bzw. dem Flakon erklärt. Sowohl der Regenerierende Rescue Balm (basiert neben Wasser auf Sheabutter) und das Feuchtigkeitsspendende Gesichts-Pflege-Spray (basiert neben Wasser auf Gerstenwasser) tragen das Cosmos Organic-Siegel. Der Umkarton des Balms ist FSC zertifiziert. Auch mit den Texturen bin ich absolut einverstanden, da lässt sich der französische Konzern nicht lumpen. So weit, so gut.
Auf einer Podiumsdiskussion auf der Vivaness wurde ich gefragt, ob ich denn auf meinem Blog über (zertifizierte) Naturkosmetik-Marken schreiben würde, die zu Großkonzernen wie L’Oréal oder Unilever gehören würden. Die Frage habe ich mit “ja” beantwortet – hiermit tue ich das ja schließlich schon. Und auch Produkte von Sanoflore oder Schmidt’s haben immer mal wieder ihren Weg auf den Blog gefunden.
Dafür habe ich mehrere Gründe: Zunächst geht es mir tatsächlich darum, den gesamten Naturkosmetik-Markt auf meinem Blog abzubilden. Das ist natürlich kaum zu schaffen, aber man muss sich ja hohe Ziele setzen 😉 . Wenn ein Welt-Konzern sich auf den Naturkosmetik-Markt bewegt, dann halte ich das ganz sicher für berichtenswert.
Punkt Nummer Zwei: Naturkosmetik ist in den letzten Jahren immer mehr im Mainstream angekommen. Noch handelt es sich dabei nur um eine Nische mit ca. 10% Marktanteil in Deutschland, aber der Anteil wächst. Immer mehr Menschen wollen Naturkosmetik verwenden, nicht nur ein elitärer Teil. Diese Demokratisierung der Bio-Bewegung halte ich für sehr wichtig. Auch Konzerne wie L’Oréal oder Unilever werden dadurch gezwungen, sich stärker mit Nachhaltigkeit auseinanderzusetzen. Was ja wünschenswert ist, denn gerade diese großen Konzerne haben schon wegen ihrer umgesetzten Masse an Produkten einen enormen Einfluss auf nachhaltigere Verpackungsentwicklung oder Rohstoffanbau.
Trotzdem ist es für mich stets eine Frage der Balance: Nun gehört L’Oréal noch immer zu 23% zum Lebensmittel-Giganten Nestlé (der in der Kritik steht, z.B. was Tierversuche oder die Privatisierung von Wasser angeht). Dazu kommt, dass die Naturkosmetik-Marken nur einen kleinen Anteil am Umsatz von L’Oréal ausmachen dürften – aber das Image des Konzerns deutlich mehr in Richtung grün rücken. Deswegen bin ich durchaus ein bisschen vorsichtig und werde weiter beobachten, was L’Oréal und auch andere Konzerne in Sachen Nachhaltigkeit tun (z.B. alternative Testmethoden statt Tierversuche etablieren etc.). Immerhin hat man bei diesen Konzernen die Möglichkeit zu erfahren, ob etwas getan wird – denn das ist nicht der Fall bei Firmen, hinter denen lediglich anonyme Investorengruppen stehen und über deren Hintergründe man nichts erfahren kann.
Das grundsätzliche Bashing von Großkonzernen ist übrigens nicht mein Ding. Das Engagement dieser Riesen ist wichtig, wenn es in Sachen Bio und Umweltschutz voran gehen soll. Ich persönlich setze allerdings lieber auf Vielfalt und fördere gern kleine Firmen mit spezielleren Ansätzen – was man an der Produktauswahl auf meinem Blog deutlich ablesen kann.