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Beauty Briefing KW 14 / 2022: Cosmetic Valley Editions

Cosmetic Valley Editions

In dieser Woche bin ich auf der In-Cosmetics Global in Paris unterwegs. Nach zwei Jahren findet die Rohstoffmesse für die Kosmetikindustrie endlich wieder vor Ort statt. In meinem neuen Beauty Briefing werfe ich deswegen einen Blick hinter die Kulissen der französischen Beauty-Industrie: Was das Cosmetic Valley ist – plus ein Hinweis auf die empfehlenswerten Publikationen des Verbands.

Vor einigen Jahren bin ich dank eines Kongresses auf das französische Cosmetic Valley aufmerksam geworden. Man kann es sich vorstellen wie das Pendant zum amerikanischen Silicon Valley: Statt um Tech-Innovationen dreht sich im Cosmetic Valley alles um Beauty. Erklärtes Ziel ist es, das weltweit führende Kompetenzzentrum für die Kosmetikindustrie zu sein.

Entstanden ist die Initiative bereits in den 70er Jahren im Zuge der Dezentralisierungspolitik Frankreichs. Damals haben haben sich viele Unternehmen außerhalb von Paris in den Regionen Centre-Val de Loire, Normandie und Ile-de-France angesiedelt. Dort befindet sich auch heute noch das Herz des Cosmetic Valley, der Hauptsitz liegt in Chartres. 1994 gründete sich unter der Ägide von Jean-Paul Guerlain ein erster Verband der dort ansässigen Kosmetikunternehmen, der 2005 als “pôle de compétitivité” (competitiveness cluster) staatlich anerkannt und entsprechend wirtschaftsgefördert wurde.

Seitdem hat sich das Cosmetic Valley stark weiterentwickelt und setzt so die weit zurückreichende Beauty-Geschichte Frankreichs erfolgreich fort: Im Cosmetic Valley beschäftigen 3.200 nationale und internationale Unternehmen an die ca. 250.000 Mitarbeiter. Die Bandbreite der Firmen reicht dabei von Marken- und Lohnherstellern über Rohstofflieferanten bis hin zu Dienstleistern, Verpackungsherstellern oder Laboratorien.

Sowohl große globale Konzerne als auch kleinere inhabergeführte Familienunternehmen zählen zu den Mitgliedern des Cosmetic Valleys. Unter den bekannten Namen finden sich L’Oréal, Shiseido, LVMH mit Guerlain oder Dior, Amorepacific, Chanel, Procter&Gamble, Unilever, Johnson&Johnson, Sisley, Clarins oder Caudalie.

Durch die Mitgliedschaft im Cosmetic Valley können sich Unternehmen miteinander vernetzen und Synergien nutzen. Durch die gemeisame Positionierung wird die Wettbewerbsfähigkeit im Weltmarkt erhöht. Geschäftsentwicklung und Förderung des Exports zählen zu den Hauptaufgaben des Verbands: Kosmetikprodukte sind eines der wichtigsten Exportgüter Frankreichs.

Eine entscheidende Rolle spielen im Cosmetic Valley Forschungs- und Innovationsprojekte sowie die Ausbildungsmöglichkeiten. In neun Universitäten und 220 öffentlichen Laboratorien forschen 8.200 Wissenschaftler:innen. Das renommierte ISIPCA (Institut Supérieur du Parfum, de la Cosmétique et de l’Alimentaire) oder die IBCBS (International Beauty & Cosmetic Business School) bieten hier international anerkannte Aus- und Fortbildungen an.

Sehr empfehlenswert sind auch die Publikationen des Cosmetic Valley.

Kürzlich habe ich die (leider nur französischsprachigen) Fachbücher des Cosmetic Valley entdeckt: Die Cosmetic Valley Editions behandeln Themen wie kosmetische Formulierungen, Verpackungen, Tests oder Rohstoffe. Einige der Bücher habe ich mir gekauft, da sie insbesondere für Fachbücher vernünftig bepreist sind:

  • Introduction à la cosmétologie von Marie-Claude Martini ist ein kompaktes Überblickswerk der Kosmetikwissenschaften. Rechtliche Regelungen wie die europäische Kosmetikverordnung sind ebenso Thema wie die Beschaffenheit der Haut und deren Alterungs- und Feuchthaltemechanismen. Ein großer Teil des Buches widmet sich dem grundsätzlichen Aufbau von Produkten verschiedener Kategorien (Inhaltsstoffe, Formulierungen). Auch auf die Bereiche Allergien, Naturkosmetik, Nutrikosmetik oder Textilkosmetik wird eingegangen.
  • In Conception des produits cosmétiques: La formulation von Anne-Marie Pensé-Lhéritier dreht sich alles um die Formulierung von Kosmetikpropdukten. Auch in diesem Buch spielen gesetzliche Regularien eine wichtige Rolle. Die ersten Kapitel behandeln die Bereiche Stabilität und Mikrobiologie, Sensorik sowie Kundenansprüche an Kosmetik. In der zweiten Hälfte des Buches werden der Aufbau von Gelen und Emulsionen in verschieden Ausprägungen, Seifen, Puder, Sonnenschutzprodukte inkl. deren Testmethoden, Suspensionen, Pigmente und dekorative Kosmetik detailliert beschrieben. Ein weiteres Kapitel widmet sich den Lösungsmitteln und Tensiden. Ein hervorragendes Nachschlagewerk, von dem es mittlerweile auch eine Fortsetzung mit innovativen bzw. noch moderneren Formulierungsansätzen gibt. Habe ich mir ebenfalls gekauft.
  • Wie sich die Wirksamkeit oder Verträglichkeit von Kosmetik bewerten lässt, kann man im Buch Évaluation des produits cosmétiques: L’Objectivation von Anne-Marie Pensé-Lhéretier erfahren. Nach einer Einführung in den europäischen Rechtsrahmen bietet dieses Buch eine detaillierte Beschreibung der Methoden, die zur Objektivierung der Wirkung von Kosmetikprodukten eingesetzt werden. Das können beispielsweise die Nachweise der feuchtigkeitsspendenden und faltenreduzierenden Wirkung von Kosmetik oder der ausgelobten Effekte von Make-up, Deodorants oder Sonnenschutz sein. Für jedes physiologische Ziel werden eine Reihe an Panels bzw. Methoden sowie Ansätze zur Interpretation der Ergebnisse vorgestellt. Auch der Bereich der Konsumententests wird im Buch berücksichtigt.

Mit diesen Inspirationen aus Frankreich wünsche ich allen eine schöne Beauty-Woche!

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