Auf meinen Reisen habe ich bisher immer mal einen meiner Kosmetik-Einkäufe vorgestellt, z.B. als ich bei Sephora auf den Champs-Elysées oder bei Erkul Cosmetics in Istanbul war. Ihr wundert euch bestimmt (oder auch nicht mehr), was ich jetzt wieder zusammen gesammelt habe, wenn ihr das Foto seht. Bei Sephora oder Douglas werde ich diese Sachen kaum erstanden haben 😉 .
Ich habe in der Lissabonner Innenstadt erstaunlich viele kleine Drogerien gefunden, die keiner Kette angehören und einen charmanten, altmodischen Touch haben. Moderne Parfümerien haben sich vorwiegend in den Shopping-Centern angesiedelt.
So sieht z.B. die “Drogaria Central” aus, in der die Verkäufer hinter einer Theke stehen und für Fragen und Beratung zur Verfügung stehen:
Praktisch finde ich, dass diese Geschäfte Schaufenster haben, in denen nicht ein Produkt großzügig beworben wird, sondern möglichst viele Produkte ausgestellt sind:
Übrigens sprechen in Lissabon fast alle Englisch, das ist sehr praktisch, wenn man (so wie ich *schäm*) nur ein paar Brocken Portugiesisch kann.
In einer portugiesischen Drogaria bekommt man – wie in Deutschland – Cremes z.B. von Garnier oder Nivea, Shampoos, Duschgel oder Zahnpaste. Es gibt stets auch ein kleines Sortiment an dekorativer Kosmetik, meistens von Maybelline (langweilig…). Die Nagellacke kommen häufig aus Brasilien, dazu werde ich noch einen gesonderten Post machen.
Da ich altmodisch gelaunt war, habe ich bei meinem Einkauf auf Produkte geachtet, die es nicht erst seit heute gibt. Ihr könnt im Foto ganz oben einen Blick darauf werfen.
Klar bekommt man in einer Drogaria auch ein Seifenstück von Dove. Mir ist aber diese hübsch verpackte Seife “Flores de Portugal” von F.J. Campos ins Auge gefallen. Sie ist so altmodisch, dass man sie schon wieder als Retro-Produkt verkaufen könnte (weswegen ich sie hier auch nochmals abgebildet habe 😉 ). Die zwei anderen Seifen dieser Serie haben nicht das portugiesische Festland als Aufdruck, sondern die Azoren und Madeira (Preis: 1,55 EUR).
Zwei weitere Produkte findet man überall, auch in Supermärkten: Agua de Rosas (Rosenwasser) von Aga und Oleo Amêndoas Doces (süßes Mandelöl) von der Firma Maialab in schlichten und völlig unstylishen Verpackungen aus Kunststoff. Beide kosten je etwa 1,50 EUR. Wie Kölnisch Wasser, das es hier übrigens in großen Abfüllungen gibt, gehören diese zwei Sachen in jeden (älteren?) portugiesischen Haushalt.
Wenn ihr euch über den Preis wundert, mit den Inhaltsstoffen ist es nicht weit her. Das Rosenwasser z.B. dürfte keine einzige Rose gesehen haben:
Altmodisch ja, aber nur bis ins letzte Jahrhundert hinein, in dem natürliche Bestandteile durch billigere, industriell hergestellte ersetzt wurden. Insgesamt musste ich bisher feststellen, dass die Bio-Bewegung in Portugal noch in den Kinderschuhen steckt.
Denn auch die “natürliche” Honig-Mandel-Gesichtscreme “Creme Hidratante Amêndoas e Mel” von Elisa Câmara (im Foto oben ganz rechts) ist nicht im zertifizierten Sinne bio. Die Verpackung wurde seit der Gründung der Firma in den 70er Jahren kaum mehr modernisiert (Preis 10 EUR).
Bio zertifizierte, ausländische Kosmetik wird in Lissabon übrigens nur in einer Art Reformhaus angeboten.
Viele Portugiesinnen kaufen auch in Apotheken Kosmetik ein. In diesen kann man die erstaunlichsten Funde machen, die bei uns undenkbar wären. Oder würdet ihr sagen, dass es in Deutschland Essence-Theken in Apotheken gibt? Hauptsächlich wird aber auch in portugiesischen Apotheken pflegende Kosmetik verkauft.
Dort habe ich auch die folgende Körpermilch gekauft. Ganz bewusst hat man sich für die Retro-Verpackung bei der Marke “Leite de Colonia” entschieden, die es seit den 60er Jahren gibt. Seit 2009 wird die traditionelle Marke wiederbelebt. Alle Produkte der Linie wurden mit Kölnisch Wasser beduftet, das hier stark von Orangenblüten dominiert wird.
Dieses Bewusstsein ist nicht kostenlos, die Preise sind entsprechend höher. Für die Körpermilch (250 ml) habe ich tatsächlich 14,30 EUR bezahlt, ich war ganz schön verwundert beim Bezahlen. Dabei besteht diese nicht aus hochwertigen Zutaten und geht auch nicht als bio durch. Ich mag allerdings den Geruch nach Orangenblütenöl sehr gern, vor allem da hier im Moment die Orangenbäume blühen 🙂 .
Am Anfang meines Aufenthaltes musste ich mich erst daran gewöhnen, keinen standardisierten Drogeriemarkt wie dm in Lissabon vorzufinden (einen Schlecker gibt es, aber den mag ich ja in Deutschland auch nicht). Mittlerweile bin ich schon fast begeistert davon, in jeder neuen Drogerie neue Produkte entdecken zu können und hänge ewig vor den Schaufenstern, um alles anzusehen.
Gibt es eigentlich in Deutschland noch kleine Drogerien, die nicht zu einer Kette gehören? Ich wohne in einer Großstadt, da kenne ich keine. Aber vielleicht ist das in ländlichen Regionen anders? Was haltet ihr von diesem individuelleren (und heutzutage fast altmodischem) Konzept? Und mögt ihr traditionelle Beauty-Produkte?
total interrsant. besonders dass das rosenwasser gar keines ist. ich seh hier in den türlischen supermärkten auch immer rosenwasser für 1-2 euro in billigen plastikflaschen – da kann niemals echtes hydrolat drin sein…
ich finde es total interessant, dass die vereinheitlichung der geschäfte in portugal anscheinend noch nicht so weit forteschritten ist. gilt das auch für parfümerien? in gespannt auf deine weiteren berichte.
Es gilt eigentlich auch für die Parfümerien – außer für Sephora, Douglas und Perfumia+Companha (das portugiesische Pendant zu Douglas). Aber die befinden sich fast alle in Shopping Centern, die sehr modern sind. Bis auf diese gibt hier tatsächlich noch viele kleine selbständige Parfümerien, sowohl in der Innenstadt als auch in den Vierteln. Für mich ist das auch überraschend, aber irgendwie auch toll 🙂 .
PS: Freut mich echt sehr, dass solche “abgelegenen” Themen auf Interesse stoßen 🙂
ja, auf jeden fall. abseits von den ganzen le’s und neuankündigungen werfe ich immer gerne einen blick hinter die kulissen der beautywelt. auch wenn in erster linie das anmalen und cremen mein hobby ist, finde ich es einfach spannend anhand dieser branche einen einblick in wirtschaftliche entwicklungen und kulturelle besonderheiten zu bekommen.
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