Manchmal dauert es ein bisschen, bis ich ein Kosmetik-Produkt so richtig testen kann. Nicht deswegen, weil das Produkt nicht interessant ist, sondern weil ich – wie in diesem Fall – einen bestimmten Hautzustand dafür brauche (den ich eigentlich nicht so gern mag). Konkret: Nachdem ich im Juni meine Sonnenschutz-Serie mit vielen, vielen Tests im Gesicht hinter mir hatte, ist meine Haut ein bisschen ausgeflippt. Das heißt bei mir, dass sie trockener wird, sich rötet und ein unangenehmer Juckreiz einsetzt. Natürlich nicht so schön!
Gute Erfahrungen habe ich bei einem solchen Hautzustand damit gemacht, die Pflege deutlich runterzufahren und vor allem den Juckreiz zu stillen. Interessanterweise sehnt sich meine Haut in dieser Situation nach Feuchtigkeit, die ihr aber in Reinform gar nicht so gut tut: Statt hydratisierenden Gesichtssprays oder Seren brauche ich dann eher eine gut ausgewogene Mischung an Feuchtigkeit und Lipiden. Dazu am besten einige Wirkstoffe, die die Haut beruhigen und keinesfalls noch mehr reizen. Viel geht dann nicht mehr…
Richtig toll wirkt bei mir die Masque Apaisant von der französischen Naturkosmetik-Marke Sensi Phyt’s oder das günstigere Dupe davon, die Masque Réconfort Atopic von der Schwesterfirma Gamard (fast exakt die gleiche Formulierung, kostet aber die Hälfte, nur mal so als Tipp).
Dieses Mal habe ich die Gelegenheit genutzt und die Sensitive Cream Nanosensitive Forte von Dr. Rimpler aus meinem Regal geholt. Ich habe sie Anfang des Jahres zugesandt bekommen, nachdem ich bei einer Veranstaltung den Geschäftsführer der Depotkosmetik-Marke Dr. Rimpler kennengelernt habe. Die Firma wurde 1987 gegründet und ist in der Nähe von Hannover beheimatet. Nun sind die Produkte von Dr. Rimpler keine von Natrue oder Cosmos zertifizierte Naturkosmetik, die Sensitive Cream kommt jedoch durchaus in die Nähe davon. Deswegen habe ich mir von Dr. Rimpler das Konzept dieser speziellen Creme genau erklären lassen, deren Formulierung zusammen mit anderen Wissenschaftlern entwickelt wurde. Und weil das spannend ist, habe ich es hier auf dem Blog festgehalten.
Gedacht ist die Sensitive Cream für gereizte, atopische zu Ekzemen neigende Haut sowie zur begleitenden Pflege bei Neurodermitis oder auch Psoriasis. Entsprechend wird auf jegliche Duftstoffe sowie auf klassische Konservierungsmittel verzichtet. Als Basisöle werden in der Creme Hanföl, Squalan, verarbeitete pflanzliche Öle sowie Ximenia-Öl mit hohem Anteil an ungesättigten Fettsäuren und Echium-Öl eingesetzt, die alle die Hautbarriere stärken. Pflanzliche Wirkstoffe wie der Kudzuextrakt, Ballonrebe oder der fermentierte Wirkstoff Antarcticine aus Tiefseebakterien wirken wundheilungsfördernd und gegen Rötungen.
Mikrosilber und Lipidzwerge
Im Mittelpunkt der Sensitive Cream steht 0,15% besonders aktiviertes Mikrosilber, das mit seiner Größe nicht in den Körper eindringen kann. Seit der Antike werden die antimikrobiellen Eigenschaften von Silber genutzt, um die Haut zu beruhigen und den Juckreiz zu stillen.
Für alle, die es nun genau wissen wollen, wie die Creme funktioniert: Entscheidend für die Wirkung des Mikrosilbers ist der Anteil an Silberionen, welcher bei normalem Silber sehr gering ist, da Silber ein Edelmetall ist. In der Sensitive Cream ist das Mikrosilber in eine spezielle Emulsion mit so genannten ‘Lipidzwergen’ eingearbeitet worden. Diese winzigen Kugeln mit einer Größe von ca. 200nm bestehen aus festen Lipiden mit einer negativ geladenen Oberfläche und wurden um das Jahr 2000 von Prof. Rainer Müller und Prof. Dr. Cornelia Keck entwickelt. Sie haften besonders gut auf der Hautoberfläche und bilden dort einen unsichtbaren Film, der die Haut vor Austrocknung schützt und so den körpereigenen Lipidfilm verstärkt. Die positiv geladenen Silberionen lagern sich nun an diese Lipidzwerge an und entfalten auf der Haut ihre Wirkung. Alle Hauterscheinungen, welche auf Bakterien oder Pilze zurückgeführt werden können, werden so gemindert und die Haut beruhigt und der Juckreiz gestillt.
Die Kombination aus den Lipidzwergen und Mikrosilber scheint nicht nur additiv, sondern sogar synergistisch zu wirken (damit ist gemeint, dass die Effekte sich verstärken): Erste Studien gaben Hinweise darauf, dass die Sensitive Cream für die Behandlung leichter bis mittelschwerer Neurodermitis bzw. atopischen Ekzemen geeignet ist. Der Kreislauf aus Juckreiz und Hautbeschädigung durch Kratzen wird eingedämmt sowie die Hautbarriere gestärkt. In einer Studie normalisierte sich das Hautbild innerhalb von 14 Tagen bei täglich 2-facher Anwendung.
Nun habe ich glücklicherweise keine Neurodermitis, sondern hatte “nur” eine vom vielen Testen überreizte, gerötete und juckende Gesichtshaut. Als erste Maßnahme habe ich abends die oben erwähnte Masque Réconfort Atopic von Gamard aufgetragen. Morgens und mehrmals zwischendurch tagsüber habe ich die Sensitive Cream von Dr. Rimpler verwendet. Die Textur der Creme ist nicht schwer oder fettig, sondern fühlt sich angenehm auf der Haut an (beim Auftragen sogar etwas erfrischend). Der Juckreiz und auch die Rötungen gingen innerhalb eines Tages deutlich zurück, nach 4-5 Tagen war meine Haut wieder im Normalzustand.
Getestet habe ich die Sensitive Cream auch an juckenden, roten Stellen auf dem Hals, hier konnte ich richtiggehend beobachten, wie die Rötung im Laufe des Tages zurück ging und der Juckreiz verschwand. Ob das bei schweren Hautzuständen wie Ekzemen und Neurodermitis auch so gut funktioniert, kann ich natürlich nicht sagen. Aber das Konzept ist definitiv interessant und zeigt, dass es nicht nur auf die Wirkstoffe, sondern oft auch auf die Struktur der Emulsion ankommt, in die die Wirkstoffe eingearbeitet werden (die man nicht unbedingt aus einer INCI-Deklaration ablesen kann).
INCI: Aqua, Cannabis Sativa Seed Oil, Squalane, Octyldodecanol, Ximenia Americana Seed Oil, Caprylic/Capric Triglyceride, Cetearyl Alcohol, Propylene Glycol, Sorbitol, Caprylyl Glycol, Behenyl Alcohol, Glyceryl Stearate, Glycerin, Palmitic Acid, Pseudoalteromonas Ferment Extract, Echium Plantagineum Seed Oil, Pueraria Lobata Root Extract, Cardiospermum Halicacabum Extract, Helianthus Annuus Seed Oil Unsaponifiables, Helianthus Annuus Seed Oil, Tocopherol, Lecithin, Salicylic Acid, Trisodium Ethylenediamine Disuccinate, Stearic Acid, Butylene Glycol, Inulin Lauryl Carbamate, Xanthan Gum, Cetyl Alcohol, Lauryl Alcohol, Myristyl Alcohol, Gellan Gum, Polyglyceryl-3 Methylglucose Distearate, Microcrystalline Cellulose, Cellulose Gum, Sodium Hydroxide, CI 77820.
Die Sensitive Cream Nanosensitive Forte für akute Hautzustände enthält 50ml und kostet 41,95 Euro. Erhältlich ist sie im Online-Shop von Dr. Rimpler sowie bei den mit der Marke arbeitenden Kosmetikstudios. Die Creme ist für die Akutbehandlung gedacht, nicht unbedingt für den Dauergebrauch (dafür steht die Lotion mit einer niedrigeren Dosierung an Mikrosilber zur Verfügung).
Und falls das Wort ‘nano’ im Produktnamen für Verwirrung gesorgt hat: Es bezieht sich auf die Lipidzwerge. Diese dringen wegen ihrer Größe jedoch nicht in den Körper ein, sondern haften – wie auch das Mikrosilber – auf der Hautoberfläche und bilden hier einen Film.
Und ich teste übrigens schon wieder neue Sonnencremes, ich kann es ja nicht lassen 🙂 !