Labello, Essence, Taft oder Mixa sind bekanntlich keine Naturkosmetik-Marken. Doch die oben gezeigten Produkte sind für mich gute Beispiele, wie sich Formulierungen im Laufe der Zeit verändern. In diesem Beauty Briefing dreht sich alles um zeitgemäße Formulierungen – und wie sie in einiger Hinsicht der Naturkosmetik immer ähnlicher werden.
Profis können erkennen, wann Formulierungen von Kosmetikprodukten ungefähr entstanden sind: Indikatoren dafür sind z.B. das Konservierungssystem oder die eingesetzten Lipidenkomponenten. Denn auch Formulierungen unterliegen Trends und entwickeln sich stetig weiter. Anlass dafür können neue Regelungen in der Kosmetikverordung sein, aber auch das stark wachsende Angebot an nachhaltigen Rohstoffen spielt dabei eine große Rolle.
Etwas mehr als 10% des Umsatzes von Kosmetik in Deutschland wird mit zertifizierter Naturkosmetik gemacht. Das Segment gilt – anders als die konventionelle Kosmetik – weiterhin als Wachstumssegment. Da verwundert es natürlich nicht, wenn sich Formulierungen von konventionellen Produkten seit Jahren der Naturkosmetik annähern bzw. sich an den Regeln der Naturkosmetik-Siegel wie Natrue oder Cosmos orientieren.
An den vier Beispielen oben auf dem Foto kann man die Entwicklung hin zum verstärkten Einsatz von Rohstoffen natürlichen Ursprungs deutlich ablesen. Damit keine Missverständnisse entstehen: Keines der vier Produkte ist zertifiziert oder weist einen Anteil an biologisch angebauten Inhaltsstoffen aus – ein Kernpunkt der Naturkosmetik nach Natrue und Cosmos, bei dem es darum geht, die biologische Landwirtschaft zu fördern. Trotzdem hätte es alle vier Produkte vor zehn Jahren so im Drogeriemarkt nicht gegeben.
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- Der Labello Limited Disney Edition Lippenpflegestift basiert auf verarbeiteten pflanzlichen Ölen und Rizinusöl sowie Bienenwachs. Weitere pflanzliche Öle wie Sheabutter, Avocadoöl und Jojobalöl sind ebenfalls an Bord. Ein Süßstoff sorgt für den vanillig-süßen Geschmack. Früher wären sicherlich Paraffinöl oder Vaseline die Hautbestandteile dieser Lippenpflege gewesen. Hier geht es zur Homepage von Nivea.
- Vor ungefähr zehn Jahren waren die Limited Editions von Essence hochbegehrt. Gerade habe ich das Gefühl, dass diese Hypes unter ganz jungen Menschen eine Renaissance erleben. Die ‘Everday is a Mystery Collection’ von Essence, die in Kooperation mit TikTokerin Beauty Benzz gestaltet wurde, war an vielen Orten schnell ausverkauft. Ich habe den Mystery pH Reacting Blush Stick von Essence erstanden, der auf veresterten Ölen und pflanzlichen Wachsen basiert. Als Konservierungsmittel des wasserlosen Cremeblushs wird ein Vitamin E-Derivat eingesetzt. Ganz schön “cleane” Formulierung 😉 . Hier geht es zur Homepage von Essence. Das Blush kommt auf meinen Wangen übrigens zartrosa-glowy heraus.
- Besonders überrascht hat mich der neue Stylingschaum Volumenwunder von Taft, den ich zuerst auf Instagram entdeckt habe. Er besteht inkl. Wasser aus 99% Inhaltsstoffen natürlichen Urspungs, die Formulierung könnte glatt – wahrscheinlich bis auf den fehlenden Bio-Anteil – als Naturkosmetik durchgehen. Die Verpackung besteht zum Teil aus recycltem Kunststoff und ist mit einem einfachen Pumpspender (also kein Aerosol) ausgestattet. Sucrose und Aminosäuren sorgen für Halt und Pflege. Empfohlen wird das Volumenwunder für feines, plattes Haar; ich habe normales Haar mit normalem Volumen, brauche für meinen Kurzbob aber etwas haltbaren Schwung. Man verteilt den cremigen und fast etwas zu flüssigen Schaum im Haar. Schon beim Fönen mit der Rundbürste staunte ich über den guten Halt des Haarschaums mit den durchaus reduzierten Inhaltsstoffen: Volumen ohne Schwere, ich konnte auch kein Verkleben feststellen; vielleicht ist er mir etwas zu ‘trocken’ im Finish. Hier geht es zur Homepage von Taft. Ein neuer Haarschaum von Taft wäre früher kaum ohne synthetische Polymere ausgekommen.
- Unter Skinfluencern auf Instagram und TikTok erfährt eine neue Allzweckcreme für Gesicht, Körper und Hände gerade viel Aufmerksamkeit: Ceramide Deep Moisture von Mixa steckt in einem großen Topf mit 400ml. Mixa ist eine zu L’Oréal gehörende französische Marke, die seit einigen Jahren auch auf dem deutschen Markt Fuß fasst. Die duftstoffreie Creme ist für die gesamte Familie gedacht. Auch hier handelt es sich um eine übersichtliche und moderne Formulierung, die Creme basiert neben Wasser auf Glycerin und Sheabutter. Als Wirkstoffe werden Ceramide und deren Vorstufen eingesetzt, die die Hautbarriere stärken. Mit Hydroxyacetophenone wurde als Konservierungsmittel ein Antioxidant synthetischen Ursprungs eingesetzt, auch der Filmbildner Carbomer wäre nicht in zertifizierter Naturkosmetik zu finden. Hier geht es zur Homepage von Mixa. Mit um die 7 Euro bietet die pflegende und zugleich nicht fettige Creme, die sich gut verteilen lässt und für ein angenehmes Hautgefühl sorgt, ein sehr gutes Preis-Leistungsverhältnis. Früher wäre als Hauptlipid sicher nicht Sheabutter zum Einsatz gekommen.
Selbstverständlich haben sich in den letzten Jahren auch die Formulierungen von Naturkosmetik weiterentwickelt. Oft wird nun beispielsweise der Anteil von Alkohol (Ethanol) reduziert, was auch daran liegt, dass viele pflanzliche Wirkstoffe nicht mehr nur als alkoholische Extrakte vorliegen. Ein anderes Beispiel ist Propylenglycol, das es erst seit einigen Jahren aus natürlichem Ursprung gibt. Das wachsende Angebot an Rohstoffen natürlicher Herkunft ermöglicht so auch der modernen Naturkosmetik elegantere Formulierungen.
Alle oben gezeigten Produkte habe ich selbst gekauft.
Mit diesen Inspirationen wünsche ich allen eine schöne Beauty-Woche!