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In Kooperation mit ProTec Ingredia // Unterwegs in der Bretagne, auf den Spuren des neuen kosmetischen Wirkstoffs Regetaste von Codif: Ich stehe an der Mündung des Flusses Rance ins Meer. Bis vor einigen Jahrzehnten wurden von hier aus Äpfel und Cidre (französischer Apfelmost) mit flachen Schiffen in die nahegelegene Stadt Saint-Malo gebracht.
Auch ich war vorher auf meiner Reise – in der vorigen Folge der Beauty-Fortsetzungsgeschichte nachzulesen – beim Bio-Apfelbauern und habe dort die alte Apfelsorte ‘Marie Ménard’ kennengelernt. Mit ihrer speziellen Zusammensetzung an Inhaltsstoffen ist sie im bretonischen Cidre eine unverzichtbare Komponente. Aber nicht nur für den Cidre ist sie wichtig: Ihr bitterer Geschmack macht sie auch für Kosmetik interessant.
Für mich geht es nun weiter zur Kooperative, in der der Cidre hergestellt wird. In den dabei anfallenden Pressrückständen stecken viele wertvolle Inhaltsstoffe für den neuen Kosmetikwirkstoff Regetaste. Über dieses nachhaltige Beauty-Upcycling erfahre ich gleich mehr…
Upcycling mit Äpfeln
Vor einigen Jahren lernte Romuald Vallée, Geschäftsführer des Herstellers von kosmetischen Wirkstoffen Codif, Jean-François Lorée von der Apfelmosterei ‘Val de Rance’ kennen. In dieser Kooperative schlossen sich bereits in den 1950er Jahren bretonische Apfelbauern für die Produktion von Cidre zusammen.
Jean-François ist nicht nur Cidre- und Apfel-Experte, sondern kümmert sich bei Val de Rance um die Verwertung der Nebenprodukte, die bei der Herstellung von Cidre und Apfelsaft anfallen. Upcycling ist also sein Job! Meist werden das übriggebliebene Fruchtfleisch, die Schalen, Stiele und die Kerne der Äpfel für die Herstellung von Pektin oder Tierfutter weiterverwendet. Da beispielsweise in der Schale um die Apfelkerne herum noch jede Menge ungenutztes Potential steckt, suchte er nach einer neuen Einsatzmöglichkeit.
In der Mosterei der Kooperative
Vor Ort führt Jean-François mich durch die Anlagen der Kooperative und erzählt mir mehr über den Zusammenschluss der Apfelbauern. Val de Rance arbeitet mit ca. 2.000 Apfelbauern zusammen, die alle kleine Apfelwiesen bewirtschaften. Bei nur etwa 15 Bauern wächst die alte Apfelsorte ‘Marie Ménard’, die wegen ihrer speziellen Inhaltsstoffe für den neuen Wirkstoff von Codif ausgewählt wurde.
Von September bis Dezember läuft die Apfelmosterei auf Hochtouren, dann sind die Äpfel reif und werden zu Cidre und Apfelsaft verarbeitet. Nach der Anlieferung durch die Bauern werden die Äpfel erst grob gesäubert, die auf den Schalen haftenden Hefen müssen dabei für die Fermentation erhalten bleiben. Anschließend werden die Äpfel in kleine Stücke zerhackt. Mit zwei großen Hydraulikpressen wird das Fruchtfleisch etwa zwei Stunden lang gepresst. Bevor die natürliche Fermentation dann einsetzt, wird der Saft noch gefiltert.
Für bretonischen Cidre mit seinem typischen Geschmack werden über 40 Apfelsorten miteinander kombiniert. Jede Sorte weist ein unterschiedliches Geschmacksprofil auf und enthält z.B. eine unterschiedliche Menge an Polyphenolen. Der nach der Pressung übriggebliebene Trester wird getrocknet und ist dann bereit zur Verwandlung in einen Kosmetikwirkstoff.
Vom Apfeltrester zum kosmetischen Wirkstoff
Codif verwendet für den neuen Wirkstoff Regetaste ausschließlich den getrockneten Trester der Apfelsorte ‘Marie Ménard’. Dieser wird mit einem Wasser-Gemisch extrahiert, gereinigt und konzentriert – um das perfekte Verhältnis von Polyphenolen und Apfelsäure zu erzielen. Polyphenole zählen zu den Bitterstoffen, weshalb der Geschmack der ‘Marie Ménard’ eher bitter ist. Wie auch bei anderen Pflanzen dienen die Bitterstoffe dieses Apfels dazu, die Frucht selbst vor Krankheitserregern oder Schädlingen zu schützen.
Ausgewählte Bitterstoffe haben auch für den Menschen gesundheitliche Vorteile, weshalb sie im Bereich der Lebens- und Nahrungsergänzungsmittel seit einiger Zeit ein großes Trend-Thema sind. Auf der Zunge nehmen wir diese Stoffe als bitter wahr. Erst vor einigen Jahren wurde erforscht, dass es Bitterstoffrezeptoren auch in Organen und auf der Haut gibt.
Mit einem innovativen Hautmodell (also einer Gewebekultur, deren Basis humane Zellen sind) konnte Codif den Einfluss der Bitterstoffrezeptoren auf die Aktivität der Hautzellen nachweisen: Sie spielen eine wichtige Rolle im Zusammenhang mit der zellulären Alterung, die man Seneszenz nennt. Eine seneszente Hautzelle ruft Entzündungsprozesse und oxidative Schädigungen hervor und ist dafür verantwortlich, dass eine gealterte Epidermis eine geschädigte Hautbarriere aufweist und der Teint fahl bzw. rau aussieht.
An dieser Stelle setzt der Wirkstoff Regetaste von Codif an: Die enthaltenen Bitterstoffe reaktivieren die Bitterstoffrezeptoren der Haut. Als Reaktion des Körpers werden daraufhin u.a. die Kalziumspeicher in den Zellen aufgefüllt und die Seneszenz von Keratinozyten und Fibroblasten reduziert. Kurz gesagt: Regetaste kurbelt die zelluläre Aktivität der Haut wieder an. Die Barrierefunktion wird gestärkt und der natürliche Abschuppungsprozess der Haut angeregt. Das Hautbild sieht glatter, frischer und gleichmäßiger aus, Codif spricht dabei von einem “new skin effect”.
Eine komplexe Wirkstoff-Entwicklung
Zum Abschluss meiner Bretagne-Reise lasse ich bei einer Tasse Cidre in einer traditionellen bretonischen Crêperie die Entwicklung von Regetaste noch einmal Revue passieren. So viele Schritte sind nötig, um aus einem speziellen Apfel einen kosmetischen Wirkstoff zu machen: Ohne neue wissenschaftliche Erkenntnisse über die Bitterstoffrezeptoren der Haut, ohne Bio-Apfelbauern und ohne Upcycling in der Apfelmosterei würde es Regetaste nicht geben. Ich freue mich schon sehr darauf, ein Kosmetikprodukt damit in meinen Händen zu halten!
© Foto No. 4 wurde von Codif für diesen Beitrag zur Verfügung gestellt.
Die Wirkstoffe von Codif sind für Firmenkunden beim deutschen Distributor ProTec Ingredia erhältlich.
Im kommenden Kapitel meiner Beauty-Fortsetzungsgeschichte dreht sich alles um Pflanzenstoffe und Stress. Stay tuned!