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Dass es in Frankreich in jeder Apotheke eine große Auswahl an ätherischen Öle gibt, das ist ja nichts Neues mehr für mich. Anfang der Woche ist mir jedoch in einer Pharmacie in Valréas erneut das Angebot mit kleinen Fläschchen aufgefallen, die Knospenextrakte enthalten: Die Gemmotherapie ist in Frankreich ebenfalls sehr beliebt und erfährt gerade offensichtlich eine Renaissance! Neugierig wie ich bin, habe ich mir zwei kleine Flaschen dieser Baumknospenauszüge von der Marke Vitaflor gekauft – einmal vom Feigenbaum, einmal von der Linde.
Die Gemmothérapie ist eine noch verhältnismäßig junge Pflanzenheilkunde, Gemma heißt auf lateinisch Knospe. Diese Richtung der Medizin wurde in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts vom belgischen Arzt Dr. Pol Henry “erfunden”. In den Sprossen, Trieben und Knospen der Bäume und Stäucher sind all jene Stoffe enthalten, die die Pflanze für das künftige Wachstum benötigt. Diese speziellen Extrakte sollen deswegen auch für den Menschen viele interessante Mineralien, Aminosäuren, Proteine, Polyphenole, Enzyme oder Vitamine enthalten und vor allem die Neubildung bestimmter Zellen anregen. Dr. Pol Henry bezeichnet diese Naturheilkunde als Phytoembryotherapie, später hat sich dafür jedoch der Begriff Gemmotherapie durchgesetzt. Natürlich gibt es mittlerweile auch schon verschiedene Schulen, meine Extrakte von Vitaflor wurden nach der klassischen belgischen Rezeptur hergestellt und sind besonders wirkstoffreich.
Die Tropfen von Vitaflor, die ich mir gekauft habe, sind zur oralen Einnahme gedacht. Sie wurden mit einem 20 Tage lang dauernden Auszug der jeweiligen pflanzlichen Teile mittels Wasser, Glycerin und Alkohol (zu je einem Drittel) hergestellt.
Eingesetzt werden die Knospenauszüge z.B. bei Erschöpfung, bei Entzündungsprozessen, Alterserscheinungen oder um den Stoffwechsel anzuregen. Jeder Pflanze wird dabei ein bestimmtes Wirkungsgebiet zugeschrieben. Ich habe in der Apotheke spontan zum Feigenbaum und der Silberlinde gegriffen, da ich beide Bäume sehr gern mag. Ja, ich weiß, so sollte man eigentlich keine Medikamente wählen – aber ich lag gar nicht ganz daneben mit meiner Auswahl: Die Linde (Tilia tormentosa gemmae) wird für ruhigen Schlaf, Gelassenheit und Entspannung empfohlen, der Feigenbaum (Ficus carica gemmae) soll bei Nervosität, Stress oder auch Magen- und Darmbeschwerden helfen. Ruhe und Harmonie kann man doch eigentlich immer gut gebrauchen 😉 ! Nebenwirkungen sind übrigens nicht bekannt, wenn man sich an die angegebenen Dosierungen hält.
So nehme ich nun seit ein paar Tagen täglich vor dem Abendessen etwa 15 Tropfen pur oder in Wasser aufgelöst ein. Auch wenn es bei einem Medikament sicherlich nicht um Duft oder Geschmack geht, muss ich gestehen, dass der Feigenknospenextrakt herrlich nach Feigenbaum duftet und auch schmeckt – süßlich, grünlich, ein bisschen fruchtig, wie der Baum eben! Und auch die Lindentropfen haben geschmacklich und olfaktorisch etwas vom Lindenbaum. Ich bin sehr fasziniert von diesen Extrakten!
Da ich nun für diesen Post ein bisschen mehr über die Gemmotherapie recherchiert habe, interessieren mich auch noch die Heckenrosentropfen (gegen Migräne), die Himbeertropfen (gegen PMS und bei Wechseljahrbeschwerden) oder die klassische Schwarze Johannisbeere, die wie ein pflanzliches Kortison wirken soll. In Frankreich gibt es übrigens ausgebildete Gemmotherapeuten, die bei chronischen und akuten Beschwerden die richtige Knospenmedizin individuell für den Patienten zusammenstellen (teilweise werden die Knospenextrakte auch von der Krankenkasse erstattet, habe ich gelesen).
Dafür liebe ich Reisen – neue Dinge entdecken und ihnen dann dank Internet gleich nachgehen zu können (ich hatte davor von der Gemmotherapie auch nur mal ein bisschen gehört)! Ich habe mir vorgenommen, in den nächsten Wochen die Feigenbaumtropfen jeden Abend als Kur einzunehmen und bin gespannt, ob ich mich vitaler und entspannter fühle. Auf jeden Fall wird mich jeder Tropfen an die Kraft der Sonne und des Südens erinnern!
In Deutschland ist die Gemmotherapie bisher kaum bekannt, es soll die Tropfen oder Sprays mit den Knospenextrakten jedoch auch in der Apotheke auf Bestellung geben. Meine Tropfen von Vitaflor sind biozertifiziert und haben je um die 10 EUR gekostet, hier geht’s zur Homepage der Marke, auf der man sich das gesamte Sortiment angucken kann.