Duft

Parfums de Nicolaï: Week-end à Deauville

Endlich setze ich mal meine Testreihe an Düften fort! Der letzte Beitrag liegt schon über zwei Monate zurück, was ich fast nicht glauben konnte. Bis Ende des Jahres möchte ich unbedingt alle Düfte beschreiben, fünf Parfüms kommen also noch 🙂 .

Ich habe Week-end à Deauville von Parfums de Nicolaï  aus zwei Gründen bestellt. Schon länger  wollte ich einen Duft aus dem Hause Nicolaï probieren. Der schöne Name des Eau de Toilette ließ mich dann zu diesem Duft greifen. Ein entspanntes Wochenende in Deauville würde mir jetzt richtig gut reinpassen!

Gerade im Herbst stelle ich mir die Normandie großartig vor: Mit einem gestreiften Schal am leeren Strand entlang gehen. Die von dichten Büschen und Hecken zugewuchterten Straßen befahren, die an England erinnern. Kühe, die überraschend die schmalen Wege kreuzen. Großartige Villen mit Meeresblick. Dazu den Geschmack von Teurgoule (normannischer Reispudding mit Zimt) und Cidre von Eric Bordelet im Mund haben. Grundsätzlich mag ich Düfte, die mich auf eine Reise mitnehmen, sehr.

Patricia de Nicolaï ist die Gründerin und Parfümeurin der Parfums de Nicolaï. Sie stammt aus der Familie Guerlain, deren Parfümhaus vor der Übernahme durch LVMH für große Parfümkunst bekannt war. Nach ihrer Ausbildung und einigen Jahren in der Parfümindustrie hat Patricia de Nicolaï 1989 zusammen mit ihrem Ehemann Jean-Louis Michau schließlich ihr eigenes, privates Parfümhaus gegründet.

Die Parfums de Nicolaï stehen für Düfte, die nicht ausschließlich von Marketing und Preisdruck geprägt sind. Großen Wert wird dabei auf die künstlerische Freiheit der Parfümeurin gelegt. Die Düfte sollen einen diskreten Luxus vermitteln und nicht plakativ wirken.

Patricia de Nicolaï bevorzugt natürliche ätherische Öle, setzt diese aber nicht ausschließlich ein. Ihre bekannteste Kreation dürfte der Männerduft New York sein, den der Parfümkritiker Luca Turin mit fünf von fünf Sternen ausgezeichnet hat.

Das Eau de Toilette Week-end à Deauville entstand erst in diesem Jahr und nimmt das Thema eines limitierten Duftes von 2009 auf. Es wird als floraler Chypre- oder als grün-floraler Duft beschrieben. Ich war gespannt auf den Ausflug nach Deauville!

Also aufgesprüht! Mir kommen Kräuter wie Minze und Basilikum entgegen, begleitet von würzigem Galbanum. Nach ein paar Minuten nehme ich grünen Apfel wahr. Dann dauert es ein bisschen, bis für mich ledrige Noten erahnbar sind. Der Duft entwickelt sich weg von der anfänglichen grünen Frische.

Nach zehn Minuten bahnen sich florale Noten ihren Weg. Auf der Homepage wird angegeben, dass es sich um einen Nachbau von Maiglöckchen handelt. Diesen Duftstoff gibt es nicht als ätherisches Öl. Leider wurden viele der klassischen “Nachbau-Moleküle” mittlerweile von der EU im Einsatz eingeschränkt, so dass Patricia de Nicolai hier zu einer Komposition aus Jasmin, Ylang Ylang und Galbanum gegriffen hat.

Week-end à Deauville wird in diesem Stadium wieder klarer und strahlender. Bis dahin kann mich der Duft in die Normandie mitnehmen. Auch der erste Anklang von aquatischen Noten sowie von Melone oder Gurke bringt mir das Meer nahe. Aber dann schweifen meine Gedanken von der Normandie ab und erreichen meine Jugend Anfang der 90er Jahre: Erinnerungen an New West von Aramis werden geweckt, ein Duft, den ich als Teenager oft getragen habe.

Verantwortlich dafür sollen die in Week-end à Deauville eingesetzten Moleküle Helional und Calone sein, die sowohl New West als auch Cristalle von Chanel charakterisieren. Leider kann ich jetzt nur noch an New West denken, und andere Aspekte des Wochenendes in Deauville (z.B. die Zedernote) kaum mehr würdigen 😉 .

Obwohl der Duft frisch und aquatisch endet, ist Week-end à Deauville kein belangloser oder langweiliger Duft. Schon den Aufbau finde ich gelungen, ich mag die schrittweise, langsame Entwicklung. Die Haltbarkeit ist hervorragend, der Duft hält den ganzen Tag. Selbst nach einer kurzen Dusche dufteten meine Handgelenke noch.

Hier noch die von Aus Liebe zum Duft angegebenen Duftnoten:

  • Kopfnote: Maiglöckchen, Jasmin, Ylang-Ylang, Galbanum
  • Herznote: Apfel, Kardamom, Grüne Noten, Aquatische Noten
  • Basisnote: Leder, Zedernholz, Moschus

Die Inhaltsstoffe kann ich leider nicht nennen, ich habe sie nirgends im Internet gefunden.

Die Düfte von Parfums de Nicolaï werden in sieben eigenen Boutiquen in Paris und London sowie weltweit in 400 exklusiven Verkaufspunkten vertrieben. In Deutschland ist Week-end à Deauville bei Aus Liebe zum Duft oder z.B. in der Hamburger Hof Parfümerie erhältlich. Ein Flakon des Eau de Toilette beinhaltet 100 ml und kostet 108 EUR.  Im firmeneigenen Onlineshop werden auch kleinere Abfüllungen ab 32 EUR angeboten.

Der erste Duft meiner Testreihe war „Côte d’Amour“ von L’Artisan Parfumeur, der zweite „Hyperessence Matale No. 12″ von der Parfumerie Générale,  der dritte „Jasmin“ von Maître Parfumeur et Gantier und der vierte “Sexy Angelic” von Honoré des Prés.

Mein Fazit: Ein aquatischer Duft mit Tiefe, der Themen von Klassikern wie Cristalle (oder New West) aufnimmt und neu interpretiert. Ich halte Week-end à Deauville für gelungen – auch wenn er mich nicht nur in die Normandie, sondern in meine Jugend entführt. Mir gefällt, dass der aquatische Duft nicht sportlich, sondern elegant ist.

Kennt ihr den Duft Week-end à Deauville? Oder einen anderen Duft von Patricia de Nicolaï? Und habt ihr auch Erinnerungen an Cristalle oder gar New West?

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6 Kommentare

  1. keimonish sagt am 29. Oktober 2011

    Deine Fragen kann ich leider alle nur mit: “nein” beantworten aber Deine Duftbeschreibung und die Beschreibung der Duftentwicklung, find ich wieder sehr gelungen. (auch wenn ich es nicht überprüfen kann, es klingt sehr glaubwürdig 🙂 )
    Schade, dass ich nicht mal daran schnuppern kann……
    Aber das wird mir sicher bei all Deinen Düften so gehen, die Du vorstellst, denn vor Ort kann ich sie (sicher) nicht finden. Bin schon gespannt auf die nächsten Beschreibungen, die ich immer sehr gern lese.
    Liebe Grüße

    • Danke für deinen netten Kommentar! Mich freut, dass du die Beschreibungen gerne liest, auch wenn du den Duft nicht kennst 🙂 . Liebe Grüße

  2. ich bin grade zwar total auf dem aroma -trip aber seit ca. einem Jahr vom Parfum-trip runter, ausserdem kenne ich kaum Düfte. vielleicht sollte ich mal anfangen.. aber dann NK Parfum versteht sich. LG liv

    ps: bin schon stolz dass ich die begriffe kopfnote und herznote kenne, auch wenn ich noch nicht so genau weiss wie man sie zu interpretieren hat. Magst du nicht mal einen post: düfte für dummies schreiben?

    • Gute Idee, darüber denke ich mal nach 🙂 ! Ich bin eigentlich seit meiner Teenie-Zeit auf dem Parfümtrip, aber es geht trotzdem in Wellen auf und ab. Zurzeit entdecke ich auch wieder meine ätherischen Öle neu, die ich im letzten Jahr etwas vernachlässigt habe. Liebe Grüße 🙂

  3. Eine schöne Beschreibung, ich kann mir direkt den Duft vorstellen. Merci beaucoup!

    “Aquatisch” ist bei mir etwas heikel, weil mir das oft zu künstlich riecht. Einige Düfte sind deshalb schon bei Parfumo nicht sehr gut weggekommen. Sehr fein finde ich hingegen “Prada”, der beschwört bei mir auch so ein Meeresbrisen-Gefühl herauf, ohne aber in die “Cool Water”-Richtung abzudriften.

    • Bei mir ist es ja so, dass ich das Aquatische in diesem Duft gar nicht mehr so richtig als aquatisch wahrnehme, weil meine Assoziationen so stark von New West geprägt sind 😉 . Dabei ist Weekend à Deauville durchaus eleganter und vornehmer als New West es war.

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