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Einer meiner liebsten Momente auf meiner Hong Kong-Reise war der morgendliche Gang zum Messezentrum, dem Hong Kong Convention & Exhibition Center (HKCEC) in Wan Chai. Dort besuchte ich vom 15. bis 17. November 2017 die Cosmoprof Asia – und während die Messehallen meistens irgendwo weit außerhalb in einer unwirtlichen Gegend liegen, befindet sich das HKCEC direkt am Wasser, mittendrin im lebendigen Hong Kong. So hat man die Möglichkeit, entweder mit der Star Ferry zur Messe zu gelangen, wenn man auf der anderen Seite der Stadt wohnt (auch das ist toll), oder aber, wie ich, über einen Stelzengang vom U-Bahnhof Wan Chai zur Messe zu gelangen. Das fand ich großartig, ich spazierte so durch das ganze Stadtviertel und konnte von oben auf Suppenküchen, Läden und Straßenzüge gucken.
Aber es soll hier ja um die Cosmoprof Asia gehen, die jährlich in Hong Kong stattfindet! Dort stellten über 2800 Aussteller aus 54 Ländern ihre Kosmetikprodukte aus. Asiatische Länder stellten dabei den Schwerpunkt dar – und genau deswegen war ich schließlich hier (wie über 80.000 andere Besucher auch).
Und dass die Fachmesse nicht gerade leer sein würde, wurde mir gleich am ersten Tag um kurz nach neun Uhr klar: Auf dem Foto oben seht ihr die Warteschlange für die Registrierung und die Tickets. Zahlreiche Ordner halfen dabei, dass alles im Fluss blieb – nachmittags sah es übrigens nicht viel leerer aus.
Glücklicherweise gab es eine getrennte Akkreditierung für die Presse mit angeschlossener Lounge. Auf der dort außen angebrachten Cosmoprof Trends Wall konnte man die neuesten Beauty-Trends ablesen, ein schöner Service der Messe.
Mit einem Plan unter dem Arm machte ich mich daran, die unterschiedlichen Hallen zu erkunden: In Halle 1 ging es um Kosmetik- und Parfümprodukte, in Halle 3 um Produkte für den Kosmetiksalon, in Halle 5 um den Bedarf von Friseur- und Nagelsalons. Mittendrin gelegen dann die 25 Länder-Pavillons oder weitere Sonder-Flächen für spezielle Kosmetik-Kategorien.
So fand ich es besonders spannend, dass es in diesem Jahr auf der Cosmoprof Asia erstmals eine ausgewiesene Natural&Organic Zone gab, in der sich etwa 100 Naturkosmetik-Firmen versammelt hatten. Aber auch außerhalb dieser Fläche konnte ich immer wieder “grüne” Kosmetikfirmen finden: Styx aus Österreich, Avril und Florame aus Frankreich oder Alteya aus Bulgarien waren beispielsweise in Halle 1 vertreten. Ich wühlte mich also durch die gesamte Messe – aber setzte klare Schwerpunkte, um zeitlich auch das begleitende Kongress-Programm besuchen zu können.
Direkt neben der Natural&Organic Zone lag die Discover Trends-Zone, in der die Messe mit passenden ausstellenden Firmen auf drei Beauty-Trends aufmerksam machte: Hier ging es um Halal-Beauty für muslimische Frauen, um Baby-Pflege und um Beauty-Geräte für den Heimgebrauch.
Also losgelegt und die Hallen unsicher gemacht! Dieses Foto entstand am frühen Vormittag; als ich am Nachmittag wieder in dieser Halle war, war es sehr viel voller – fast so voll, dass man sich richtiggehend an die einzelnen Stände heran drängeln musste. Natürlich guckte ich auch einfach herum, aber ich hatte mir im Vorfeld mit Hilfe der Aussteller-Liste bereits einige Firmen heraus gesucht, die ich unbedingt aufsuchen wollte – um mich nicht im Gewühle der Messe zu verlieren.
In der Natural &Organic Zone zog es mich sofort zur ENS Group, zu der die Naturkosmetik-Marke Whamisa gehört. Ja, ich bin einfach ein großer Fan dieser koreanischen Marke, die von BDIH/Cosmos zertifiziert ist! Auf dem Blog habe ich schon öfter über Whamisa berichtet (z.B. an dieser Stelle), in Seoul den Flagship-Store der Marke aufgesucht – und war deswegen mehr als entzückt, als ich vor Ort die brandneue Cushion Foundation “BB Pact” entdeckte. Auch der Sonnenschutz von Whamisa wurde überarbeitet, das neue Cleansing Water habe ich ebenfalls probiert. Und endlich habe ich mal die Produkte der Kooperation mit dem amerikanischen Shop Glow Recipe gesehen (ganz oben im Regal)!
In der Natural&Trend Zone stellten viele Aussteller aus den USA, Neuseeland, Italien, Australien und Osteuropa aus – Bulgarien war mit Rosenkosmetik gleich mehrmals vertreten, Dabba kam aus Lettland, Essentiq aus Slowenien oder D’Alchemy aus Polen angereist.
Besucht habe ich auch den Stand des Natural Beauty Buyer’s Guide, einer Plattform aus Hong Kong, die Naturkosmetik- und naturnahe Hersteller mit Distributoren aus aller Welt verbindet. Gründerin Yvonne Chang bringt dafür den jährlichen Guide heraus, der in englischer und chinesischer Sprache Informationen über Inhaltsstoffe, Marken oder Interviews mit Marktforschungsunternehmen bereit hält.
In Halle 1 stolperte ich über Maskingdom aus Taiwan, eine Marke, über die ich schon viel gelesen hatte: Das Packaging der Produkte ist einfach umwerfend und stellt Designs, Trachten oder Geschichten aus Taiwan in den Mittelpunkt. Mittlerweile gibt es bei Maskingdom nicht mehr nur Masken (die meist naturnah sind), sondern z.B. auch die hübschen Döschen, die ihr oben auf dem Foto sehen könnt. Darin befinden sich hauchdünne Seifenblättchen, die man für die Gesichtsreinigung verwendet: Einfach mit etwas Wasser aufschäumen – da die Tenside sehr mild sind, wird die Haut nicht ausgetrocknet. Und das beste für mich: Die Inhaltsstoffe dieser Cleansing Flakes dürften naturkosmetischen Kriterien genügen! Dass ich da ein bisschen ausgeflippt bin und mir nun wünsche, dass diese Marke nach Europa kommt, kann man sich wahrscheinlich denken 😉 .
So ist das heutzutage: Mir war vor einigen Monaten die koreanische Marke Femmue auf Instagram aufgefallen. Als ich entdeckte, dass sie unter den Ausstellern auf der Cosmoprof Asia gelistet war, machte ich mich sofort auf, den Stand zu besuchen! Die 2015 gegründete Marke hat sich der “Flower Therapy” verschrieben, leider konnte ich keine vollständigen INCI erhalten – die Produkte stehen meiner Einschätzung nach zwischen Naturkosmetik und naturnaher Kosmetik. Einer der Schwerpunkte im bisher noch übersichtlichen Sortiment sind Gesichtsöle, meist auf der Basis von Kameliensamenöl. Toll ist auch eine gelige Maske, in der Rosenblüten schwimmen. Bei Femmue setzt man auf Öle, Masken und Seren für die Gesichtspflege, eine klassische Creme gibt es bisher nicht. Hier geht es zur Homepage von Femmue.
Am Donnerstag Nachmittag fand dann das Natural&Organic Symposium statt, das von Amarjit Sahota organisiert und moderiert wurde (er hat das Londoner Marktforschungsunternehmen Ecovia Intelligence gegründet).
Zuerst ging es um eine globale Bestandsaufnahme des Naturkosmetikmarkts: Nur etwa 2% beträgt der Anteil von Naturkosmetik am weltweiten Kosmetikmarkt, wovon wiederum 90% in den USA und Europa konsumiert werden. Amarjit Sahota beschreibt den Naturkosmetikmarkt deswegen weiter nur als einen Nischenmarkt. Für Robin Brown, Gründer der kalifornischen Marke Erbaviva, ist Naturkosmetik jedoch längst im Mainstream angekommen – was er auch daraus ableitet, dass viele große amerikanische Retailer wie CVS oder Sephora mittlerweile eine Naturkosmetik-Abteilung eingerichtet haben. Jorge Larranaga, der in Japan bei Number Three Cosmetics arbeitet, stellt einen großen Bedarf an Naturkosmetik in Asien fest, vor allem in Indonesien und Indien ist die Nachfrage stark. In Japan ist der “organic lifestyle” gerade in der Zielgruppe von jungen Frauen von 20 bis 40 Jahren sehr angesagt.
In der zweiten Session präsentierten drei Naturkosmetik-Firmen, wie sie in Asien erfolgreich ihren Vertrieb aufgebaut haben: Angela Burglass, CEO von Trilogy, schilderte, wie sich die Marke von Neuseeland über Australien in die Welt aufmachte. Trilogy arbeitet dabei eng mit Distributoren vor Ort zusammen, die den lokalen Markt besser kennen. Dafür mussten z.B. auch manche der Produkte umformuliert werden, wenn dies z.B. wegen anderer klimatischen Bedingungen erforderlich war. Claire Frelin von der Groupe Léa Nature (zu der Marken wie So’Bio oder Eau Thermale Jonzac gehören) erklärte, dass der Weg in Asien meist mit einer Online-Strategie startet, um dann mit ausgewählten Partnern auf den Markt zu gehen. Um eine Marke neu zu positionieren, musste das Marketing, aber durchaus auch mal die Verpackungsgröße von Produkten angepasst werden. Auch Jürgen Neumeier von Kneipp bestätigte, wie wichtig eine digitale Strategie für den Erfolg einer Marke in Asien ist – aber auch eigene Shops, in denen man Kneipp als Marke umfänglich erleben kann.
Über den grünen Konsumenten berichteten dann in der abschließenden Session Professor Jonathan Wong vom Hong Konger Organic Resource Center und Michael Lee vom Marktforschungsunternehmen Nielsen. Insgesamt: Eine tolle Veranstaltung!
Im Eingangsbereich der Cosmoprof Asia wurden die Preisträger des Beauty Circle Awards präsentiert. Hersteller konnten für diesen Wettbewerb ihre Neuheiten aus sechs unterschiedlichen Kategorien einreichen. Hier gab es auch einen Natural&Organic Award, yay! Die Cleansing Flakes von Maskingdom haben zwar leider nicht gewonnen, waren aber immerhin nominiert und damit in der engeren Auswahl.
Eine gute Idee ist auch die Boutique auf der Cosmoprof Asia: 14 Hersteller bieten hier Travel Sizes ihrer Produkte zum Kauf an, die Erlöse gehen komplett an die Hong Kong Breast Cancer Foundation. So kann man auf der Fachmesse auch ein kleines Mitbringsel erstehen.
So, das war mein virtueller Rundgang auf der Cosmoprof Asia – nach vielen Eindrücken habe ich mich dann schon darauf gefreut, abends wieder über den Stelzengang zurück nach Wan Chai zu laufen. Ein echtes Hong Kong-Gefühl 🙂 .
Wer noch mehr über die Cosmoprof Asia lesen möchte, kann dies bei Annika von Trend Traveller tun. Ihre ausführlichen Show Reports sind ja geradezu legendär, würde ich sagen! Für mich war es eine spannende Messe, das Natural&Organic Symposium war mein persönliches Highlight auf der Cosmoprof Asia – natürlich neben der Cushion Foundation von Whamisa und den Cleansing Flakes von Maskingdom!