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In Kooperation mit ProTec Ingredia // Kosmetik wird oft als ein typisch weibliches Thema angesehen. Für Männer sind lediglich Nischen wie z.B. die Rasur reserviert. Meist sind diese Produkte dann in Schwarz oder in metallischen Tönen verpackt. Darf ich zugeben, wie langweilig ich solche Stereotype finde?
Glücklicherweise bewegt sich in unserer Gesellschaft in den letzten Jahren einiges: Binäre Strukturen lösen sich zunehmend auf. Neben „weiblich“ und „männlich“ gibt es seit 2018 auch „divers“ als dritte rechtliche Geschlechtsoption. Damit können sich Personen identifizieren, die sich als intergeschlechtlich oder als nichtbinär betrachten. Ähnliche Entwicklungen spiegeln sich in der Kosmetikindustrie wider – und genau darum dreht sich dieses neue Kapitel meiner Beauty-Fortsetzungsgeschichte.
Traditionelle Beauty-Normen aufbrechen
Dass geschlechtliche Zuordnungen von Gegenständen, Produkten oder Farben meist nur ein soziales Konstrukt sind, wird deutlich, wenn man in andere Kulturen oder aber in die eigene Geschichte blickt: So war die Farbe Rosa längst nicht immer eine mädchenhafte Farbe, noch Anfang des 20. Jahrhundert war sie in Europa sogar den Jungen vorbehalten.
Bei der Entwicklung der eigenen geschlechtlichen Identität spielen neben biologischen Unterschieden vor allem gesellschaftliche Rollenzuweisungen und die Erziehung eine bedeutende Rolle. Dies schlägt sich auch in den traditionellen Beauty-Normen nieder, die meist strikt zwischen Kosmetik für Frauen und Kosmetik für Männer trennen: In Drogeriemärkten gibt es separate Regale für Männer, die man oft bereits an der dunklen Farbgebung erkennen kann.
Doch diese traditionellen Normen werden schrittweise aufgebrochen: Als in den 90er Jahren Unisex als Konzept aufkam, wurden Parfüms wie Calvin Klein’s CK One für Männer und für Frauen zugleich beworben. Nun wird Unisex weiterentwickelt, mit genderneutraler Kosmetik werden auch die unter “divers” zusammengefassten zwischengeschlechtlichen oder non-binären Menschen mitgedacht. Insbesondere junge Menschen der Gen Z, die ja durchaus bedeutende Anteile am Konsum haben, halten nicht mehr an starren Geschlechteridentifikationen fest.
Das ist nicht nur in Europa oder den USA der Fall: So greifen junge Männer in Korea seit Jahren zur BB Cream, um ihren Teint auszugleichen. In China verkaufen männliche Influencer wie Li Jiaqi höchst erfolgreich Lippenstifte, die sie vorführen und tragen. Und auch in der Welt der Nischendüfte, die dem Mainstream immer etwas voraus ist, wird schon länger nicht mehr explizit zwischen männlichen und weiblichen Düften unterschieden.
Genderless Beauty
Bei genderneutraler Kosmetik geht es nicht um Geschlechternormen, sondern ausschließlich um die Bedürfnisse von Haut und Haar. Und diese unterscheiden sich zwischen den Geschlechtern oft gar nicht so sehr, auch wenn Männerhaut bis zu 25% dicker als weibliche Haut und oft eher ölig ist. Kosmetikmarken, die genderneutrale Produkte anbieten, setzen deshalb auf Wirkaussagen: Unabhängig vom Geschlecht bieten sie Gesichtspflege für trockene Hautzustände, für Mischhaut oder unreine Haut und ölige Haut an. Die Wirkung der Produkte zählt, nicht die weibliche oder männliche Zuordnung.
Auch im Bereich des Marketings gibt es selbstverständlich Themen, die alle Geschlechter gleich ansprechen. Das können z.B. Trends wie Minimalismus oder der große Bereich der Nachhaltigkeit sein. Im Mittelpunkt des genderneutralen Marketings stehen oft auch die Wirkstoffe selbst, wie es bei funktionalen Kosmetikmarken der Fall ist (die bei Skinfluencern sehr beliebt sind). Thematisch passen Naturerlebnisse wie z.B. Spaziergänge im Wald oder ein Tag am Meer gut zum Marketing von Körperpflege für alle Menschen. Schlichte Verpackungen der Produkte und Düfte, die jedes Geschlecht ansprechen, unterstreichen den genderneutralen Ansatz. Besonders praktisch und nachhaltig dazu: Die Kosmetikprodukte können im Bad unkompliziert geteilt werden.
Wirkstoffe für genderneutrale Kosmetik
Ich habe das Team von ProTec Ingredia befragt, welche Wirkstoffe sich für eine genderneutrale Kosmetiklinie besonders gut eignen würden. Sie empfehlen diese vier genderless Wirkstoffe:
Mehr Energie: Müdigkeit wie Augenringe, Schwellungen, Fältchen oder abgespannte Gesichtszüge – wer wünscht sich nicht manchmal mehr Energie in den Zellen? Das Geschlecht ist dabei absolut gleichgültig. Der Wirkstoff Early Boost von Codif enthält pflanzliches Taurin, das aus der kalzifizierten Alge Jania rubens gewonnen wird. Es belebt die Hautzellen und fördert die Bildung des Energiemoleküls ATP (Adenosintriphosphat). Dieses wiederum unterstützt z.B. die Fibroblasten im Bindegewebe bei der Bildung von Kollagen und Elastin, die für eine feste Haut sorgen. Das zusätzlich in Early Boost enthaltene marine Carrageen bietet einen Soforteffekt: Der hauchzarte Film bewahrt die Feuchtigkeit in der Haut und schützt sie zugleich vor Luftverschmutzungen.
Beruhigendes Zirbenholz: Die Zirbelkiefer fühlt sich in den Alpen auf der Höhe von 1500 bis 2500m besonders wohl. Aus den übriggebliebenen Holz-Chips eines Sägewerks wird der Wirkstoff Pinolumin™ von Mibelle Biochemistry hergestellt. Der konzentrierte Extrakt enthält entzündungshemmendes Pinosylvin. Pinolumin™ ist deswegen insbesondere für empfindliche Haut geeignet, der Wirkstoff reduziert Hautrötungen und mindert Hautirritationen – die alle Geschlechter haben können.
Weniger Grau im Haar: Graues Haar ist kein rein weibliches Thema: Im Test Panel für den Wirkstoff MelanoGray™ von Mibelle Biochemistry waren sogar mehr Männer vertreten. Für ergrauendes Haar sind sowohl genetische Einflüsse und der normale Alterungsprozess als auch der Lebensstil verantwortlich. Emotionaler Stress löst die Ausschüttung des Hormons Noradrenalin aus, das die Haare schneller grau werden lässt. MelanoGray™ reduziert die negativen Auswirkungen von Stress und erhöht die Melaninproduktion. Dadurch wird das Verhältnis nicht ergrauter Haare zu ergrauten Haaren um 21,6% verbessert. Gewonnen wird der Wirkstoff aus einer lokalen Mandarine von der Insel Chios. Eingesetzt werden kann er in Lotionen zur Pflege der Kopfhaut, in speziellen Treatments zur Vorbeugung von ergrautem Haar, aber auch in anderen Haarpflegeprodukten.
Resiliente Hautbarriere: Eine strapazierte Haut kennen alle Geschlechter. Sei es durch trockene Heizungsluft, klirrende Kälte oder auch die Rasur – der dadurch verursachte Stress schädigt die Proteine der Zellen. Die Mikroalge Emiliania huxleyi aus der Bretagne weiß, wie sie sich am besten gegen Umwelteinwirkungen verteidigt. Aus ihr wird der Wirkstoff Idaskin von Codif hergestellt, der die Hautbarriere dabei unterstützt, sich nach äußerem Stress wie z.B. UV-Strahlung schneller zu regenerieren. Idaskin wurde übrigens auch an Männern getestet.
Ideen für eine genderneutrale Gesichtspflege
Ich muss zugeben, dass ich beim Schreiben Lust auf die Kreation einer genderneutralen Kosmetiklinie bekommen habe:
- Für das Gesicht würde ich mir ein pulvriges Reinigungsprodukt wünschen, das man mit nassen Händen einfach und unkompliziert aufschäumt. Zum Rasieren könnte man das Produkt ebenfalls einsetzen.
- Ein beruhigendes Gesichtswasser bietet jeder Haut Feuchtigkeit und Wirkstoffe, die Rötungen mindern. Es kann auch als After Shave verwendet werden.
- Ebenfalls für alle geeignet: Ein Serum für reine Haut wirkt entzündungshemmend, ohne die Haut auszutrocknen.
- Die intensive Wirkung einer Augencreme auch für das Gesicht bietet eine koreanisch inspirierte Eye Cream for Face: Ein all-in-one Produkt mit Power-Wirkstoffen für eine gesund aussehende Haut.
- Ein Balm für trockene Haut rundet die genderneutrale Kosmetiklinie ab, er ist auch als Kälteschutz im Winter oder beim Skifahren als Cold Cream einzusetzen.
© Foto 2: Die Fotos für die Collage wurden mir von Mibelle Biochemistry und Codif für diesen Blogpost zur Verfügung gestellt.
Die Wirkstoffe von Mibelle Biochemistry und Codif sind für Firmenkunden beim deutschen Distributor ProTec Ingredia erhältlich.
In der nächsten Folge der Beauty-Fortsetzungsgeschichte widme ich mich den Haaren. Stay tuned!