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In Kooperation mit ProTec Ingredia // Nachhaltigkeit fängt nicht erst beim Hersteller von Kosmetikprodukten an, sondern bereits bei den Rohstoffen. So richtig klar wurde mir das, als ich mit Gabrielle Moro, Biochemikerin und Leiterin des Marketings vom Rohstoff-Hersteller Codif gesprochen habe. Bei meinem Besuch vor Ort in der Bretagne – oben seht ihr das Headquarter in Saint-Malo – berichtete sie mir ausführlich von den Nachhaltigkeits-Strategien von Codif.
In der DNA von Codif ist seit Anbeginn nicht nur die Pflanzenwelt des Meeres fest verankert, sondern auch der Umweltschutz. Entdeckt mit mir zusammen, welche Aspekte dabei eine große Rolle spielen und welche Maßnahmen Codif bereits ergriffen hat. Dabei entsteht ein Kreislauf, der vom Sourcing über den Herstellungsprozess bis hin zum Abwasser- und Abfallmanagement reicht.
Sourcing
Starten wir im Kreislauf ganz vorne beim Anbau der Pflanzen. Nicht jeder kosmetischer Rohstoff pflanzlichen Ursprungs muss per se nachhaltig sein. Wer beispielsweise auf die Wildsammlung einer (evtl. sogar seltenen) Pflanze verzichten möchte, muss sie selbst anbauen. Doch hierfür ist jede Menge Wissen gefragt. Welche Pflanzensorten eignen sich überhaupt für einen Anbau? Welches Ökosystem ist zum Beispiel für Algen ideal? Und wie kann man den Anbau möglichst ressourcenschonend gestalten? Codif forscht hierfür oft über Jahre, um auch den Standards für Bio-Anbau zu entsprechen. In der ersten Folge unserer Beauty-Soap habe ich bereits die Kultivierung von Algen im Meer gezeigt. Andere Pflanzen werden bei Codif in Gewächshäusern angebaut, die mit gesammeltem Regenwasser bewässert werden.
Neben dem Anbau draußen werden bei Codif außerdem Mikroalgen wie die Jania Rubens in Bioreaktoren kultiviert. Ich habe sie bereits bei meinem Rundgang durch die Forschung & Entwicklung bei Codif gezeigt – die dunkelroten Puschelchen, ihr erinnert euch? Durch die kontrollierten Bedingungen der Kultivierung entstehen besonders reine und hochwertige Rohstoffe.
Herstellungsprozess
Damit eine geerntete Pflanze zu einem kosmetischen Wirkstoff wird, sind weitere Verarbeitungsschritte nötig. Bei Codif kommen ausschließlich “grüne” Lösungsmittel nach Ecocert-Standard oder CO2-Extraktionen zum Einsatz. Jeder Schritt im Herstellungsprozess wird bei Codif hinsichtlich des Verbrauchs an Wasser und Energie (aus 100% erneuerbaren Ressourcen) oder der Menge des entstehenden Abfalls überprüft.
Codif ist gerade dabei, den CO2-Ausstoß für die gesamte Produktion zu identifizieren und zu messen. Das gilt auch für die Bindung von CO2 durch den Pflanzenanbau, denn insbesondere Algen haben die Fähigkeit, große Mengen an CO2 zu verwerten. Für jeden einzelnen Wirkstoff kann auf diese Weise eine Art Ökobilanz ermittelt werden.
Filtering Gardens
Beim Herstellungsprozess der Wirkstoffe entsteht natürlich auch Abwasser. Vor Ort hatte ich die Gelegenheit, die firmeneigenen “Filtering Gardens” gleich neben der Produktionsstätte von Codif in der Nähe des berühmten Mont-Saint-Michel anzusehen. Seit über zehn Jahren werden hier die die Abwässer aus der Produktion biologisch gereinigt: In drei Schritten übernehmen verschiedene regionale Pflanzen die Reinigung des Abwassers; synthetische Mittel sind dafür nicht erforderlich. Nach einer obligatorischen Kontrolle darf das gereinigte Wasser dann wieder in die Umwelt entlassen werden.
Abfall-Management und biologische Abbaubarkeit
Neben Abwasser fallen im Herstellungsprozess auch Abfälle an. Fast die Hälfte der Produktionsabfälle werden momentan bei Codif vor Ort recycelt oder wiederverwendet: Pflanzenreste werden kompostiert, als Mulch oder aber als natürlicher Dünger für den Pflanzenanbau in den Gewächshäusern verwendet.
Ein tolles Beispiel dafür ist der Wirkstoff Hydrasalinol von Codif, der aus dem Queller (auch Meeresfenchel genannt) hergestellt wird. Nach der Extraktion bleiben Pflanzenreste zurück, die keine Wirkstoffe mehr, jedoch noch mineralischen Salze enthalten. Streut man die Reste des Quellers auf den Boden in den Gewächshäusern, bilden sie einen dichten Mulch, der das Wachstum von Unkraut verhindert. Gleichzeitig liefern die Pflanzenreste wichtige Mineralien für die Entwicklung der dort angebauten Pflanzen – es entsteht ein Kreislauf nach dem Vorbild der Natur.
Codif hat es sich zum Ziel gesetzt, in diesem Jahr für jeden einzelnen Wirkstoff die Menge an Abfall zu ermitteln, die bei der Produktion entsteht. Auch das “Nachleben” der hergestellten Wirkstoffe hat Codif im Blick: Jährlich investiert Codif eine sechsstellige Summe, um die biologische Abbaubarkeit zu bestimmen und zu erforschen.
Nachhaltige Pläne für die Zukunft
Seit einigen Jahren lässt sich Codif nach internationalen Standards von der Ratingagentur für Nachhaltigkeit EcoVadis bewerten. Überprüft werden dabei Einflüsse des Unternehmens auf die Umwelt und das Klima (wie z.B. CO2-Emissionen) sowie ethische und nachhaltige Standards entlang der gesamten Herstellungskette. Seit 2018 wird Codif mit ‘Gold’ ausgezeichnet, nur 9% der Unternehmen in der Kosmetikindustrie erreichen dies.
Neben der Optimierung der bisherigen Maßnahmen steht auch die Suche nach neuen und intelligenten Nachhaltigkeits-Lösungen bei Codif im Vordergrund. Mit dem Unternehmen möchte Codif für mehr Biodiversität auf unserem Planeten sorgen. Gabrielle denkt dabei in Kreisläufen: Das ausgeklügelte marine Ökosystem soll sich in jedem kosmetischen Wirkstoff von der Produktion bis hin zur Anwendung auf der Haut widerspiegeln – ein sehr guter Plan!
In der nächsten Folge ziehe ich einen Schutzkittel, ein Häubchen und die obligatorischen Schuhüberzieher an…