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In Kooperation mit ProTec Ingredia // Über vier Jahre lang habe ich jeden Monat hinter die Kulissen der Kosmetikbranche geblickt: Nun ist die 50. Folge meiner Beauty-Fortsetzungsgeschichte online – wenn das mal kein Grund zum Feiern ist! Die Kooperation zwischen einer Bloggerin und einem Distributeur für Rohstoffe ist nicht nur neu und einzigartig, sondern möchte eine transparentere Kommunikation über die Kosmetikindustrie fördern. Welche Aha-Momente ich hatte, weshalb mir Algen und Moose besonders ans Herz gewachsen sind und wie es weitergeht, das gibt es in dieser Jubiläumsfolge der Beauty-Fortsetzungsgeschichte zu lesen.
Wie alles begonnen hat
Vor über fünf Jahren stieß Geschäftsführerin Birgit Haemel von ProTec Ingredia bei einer Recherche auf meinen Blog: Sie hätte mich nicht finden können, wenn ich mich nicht 2010 dazu entschlossen hätte, mein gesamtes Leben umzukrempeln und einen Beauty-Blog zu eröffnen. Kosmetik fasziniert mich schon seit meiner Teenager-Zeit, auch die Hintergründe fand ich immer spannend. Je mehr ich für meine Blogbeiträge recherchierte, umso interessanter wurde die Kosmetikbranche für mich. Mit der 2019 gestarteten Kooperation mit ProTec Ingredia hatte ich dann die Möglichkeit, noch tiefer in die Welt der Kosmetik einzutauchen.
Wie Wirkstoffe entwickelt werden
Gleich zu Beginn der Beauty-Fortsetzungsgeschichte konnte ich erfahren, wie Wirkstoffe entstehen: Beim renommierten Schweizer Hersteller für kosmetische Wirkstoffe Mibelle Biochemistry durfte ich das Moospflänzchen näher kennenlernen. Als eine der ersten Landpflanzen ist Moos mit Superkräften ausgestattet, die man sich auch auf der Haut nur wünschen kann. Da ein Anbau von Moos nicht möglich war, entwickelte Mibelle Biochemistry ein “grünes” biotechnologisches Verfahren, um den Wirkstoff MossCellTec™ ressourcenschonend im Labor zu gewinnen.
Auch in diesem Jahr wandelte ich auf den Spuren eines pflanzlichen Wirkstoffs. Aus der Bretagne stammt der Wirkstoff Regetaste, den der Hersteller von marinen Wirkstoffen Codif aus einer speziellen alten Apfelsorte produziert. Verwendet wird dafür der übrig gebliebene Trester aus der französischen Cidre-Produktion. Das wertvolle Beauty-Upcycling ist also regional in der Bretagne verwurzelt. Zugleich waren internationale neue Forschungen über Bitterstoffrezeptoren der Haut die Inspiration für diesen Wirkstoff.
The Beauty of Science
Vor der Zusammenarbeit mit ProTec Ingredia ging ich davon aus, dass kosmetische Wirkstoffe am Reißbrett nach Marketing-Grundsätzen entworfen werden. In den vergangenen vier Jahren habe ich dann mitbekommen, dass es ganz anders läuft: Ausgangspunkt für Wirkstoffe sind neue wissenschaftliche Forschungserkenntnisse aus der Medizin oder der Dermatologie. Ein Beispiel dafür sind die eben bereits erwähnten neu entdeckten Bitterstoffrezeptoren der Haut.
Entscheidend bei der Entwicklung von pflanzlichen Wirkstoffen ist die genaue Kenntnis der Natur. Ich konnte den Forschergeist und die Neugierde auf die Pflanzenwelt bei allen Mitarbeiter:innen spüren, die ich kennengelernt habe. Wie wichtig wissenschaftlicher Fortschritt ist, zeigt sich auch am Einsatz von modernsten Hautmodellen oder der Analyse der DNA von Pflanzen, um wirksame und sichere Wirkstoffe herzustellen.
Einblicke in Berufsbilder
Viel zu wenig bekannt sind in meinen Augen die vielfältigen Berufsbilder in der Kosmetikbranche. Hätte man mir früher gesagt, welche naturwissenschaftlichen Jobs es in der Kosmetikbranche gibt, dann hätte ich in der Schule die Fächer Chemie oder Biologie interessanter gefunden. In einem Interview sprach ich mit Research & Study Managerin Franziska Wandrey, außerdem konnte ich mich in der Abteilung Regulatory & Compliance umblicken und erfuhr mehr über den Beruf der Anwendungstechnik.
Seit der Pandemie sind Lieferketten stärker in den Blickpunkt der Öffentlichkeit geraten. Bis ein fertiges Kosmetikprodukt in den Regalen steht, sind sehr viele kleine und größere Schritte notwendig: Die Entwicklung, aber auch die Produktion und der Vertrieb von Rohstoffen stehen am Anfang jeden Produkts. Viele Menschen sind mit ihrem jeweiligen Know-how an der Herstellung von Kosmetikprodukten beteiligt, wie man z.B. auch in meinen Gespräch mit einem Lohnproduzenten nachlesen kann.
Unterwegs auf Messen
Eine meiner liebsten beruflichen Tätigkeiten ist es, auf Messen unterwegs zu sein. Während ich früher meist nur auf Messen unterwegs war, auf denen fertige Kosmetikprodukte gezeigt wurden, finde ich nun Rohstoffmessen wie die In-Cosmetics besonders spannend. Auf diesen Messen zeichnen sich Trends früh ab, die sich zu einem späteren Zeitpunkt dann in Kosmetikprodukten wiederfinden. Insbesondere die flexibler aufgestellten Indie Brands wagen sich oft an neue Wirkstoffe, um sich von anderen Marken abzusetzen.
Für Innovationen müssen Wissenschaft und menschliche Kreativität in Einklang kommen. Erst dann können sich beispielsweise neue Arten von Sonnenpflege etablieren oder aber Wirkstoffe entstehen, die nicht nur auf die Haut, sondern auch neurokosmetisch bzw. auf das emotionale Wohlbefinden wirken.
360º Nachhaltigkeit
Seit der Eröffnung meines Blogs konnte ich mitverfolgen, wie sich das Themenfeld der Naturkosmetik ständig erweitert hat. In den letzten Jahren wandten sich auch konventionelle Firmen immer stärker dem Bereich der Nachhaltigkeit zu. Ein Grund dafür ist die veränderte Erwartungshaltung von Kund:innen, die sich mehr Transparenz hinsichtlich der Lieferketten ihrer Produkte wünschen.
An Rohstoffe werden deswegen ebenfalls andere Anforderungen als früher gestellt: Wirkstoffe müssen vom Anbau bzw. dem Sourcing über die ressourcenschonende Herstellung bis hin zum Verbrauch nachhaltig konzipiert werden und einem umfassenden 360º-Check standhalten. Bei zukünftigen nachhaltigen Entwicklungen wird die Biotechnologie eine immer wichtigere Rolle spielen. Die “blaue Biotechnologie” von Codif nutzt bereits Mechanismen aus der Natur, um die Wirkstoff-Gruppe der ExoPolySaccharide (EPS) umweltfreundlich zu produzieren.
Biodiversität und Kunst
Eines der Kapitel der Beauty-Fortsetzungsgeschichte führte mich zur Schweizer Stiftung ProSpecieRara, die von Mibelle Biochemistry gefördert wird. Diese setzt sich für gefährdete Kulturpflanzen und Nutztiere ein, die vom Aussterben bedroht sind. Um die Biodiversität zu bewahren, hat ProSpecieRara bislang über 1.400 Garten- und Ackerpflanzen, 500 Beerensorten, 1.900 Obstsorten, 800 Zierpflanzensorten und 32 Nutztierrassen in die Obhut genommen.
Wie die Kunst Korallen, Wissenschaft und kosmetische Wirkstoffe miteinander verbindet, brachte mir das faszinierende und von Codif unterstützte Projekt Corail Artefact nahe. Das vom bildenden Künstler Jérémy Gobé gegründete Projekt hat sich dem Schutz der Korallenriffe verschrieben. Die mit natürlichen Algenextrakten versehenen Skulpturen aus geklöppelter Spitze helfen im Meer, das Korallenwachstum gezielt zu fördern.
Der Transformationsprozess geht weiter
Nach dieser 50. Folge der Beauty-Fortsetzungsgeschichte beginnt für mich ein neues berufliches Kapitel. Ich vergleiche es ein bisschen mit der Evolution der Pflanzen 😉 : Algen haben sich vor Millionen von Jahren aus dem Wasser hin zum Land entwickelt und so einen neuen Lebensraum erobert. Genau das werde ich im nächsten Jahr auch tun und zugleich selbstverständlich meiner Beauty-Leidenschaft treu bleiben.
Mein riesiger Dank geht an ProTec Ingredia, ohne die es nicht möglich gewesen wäre, so viele Blicke hinter die Kulissen der Kosmetikbranche zu werfen und meine Leser:innen an meinen neu gewonnen Einsichten hier teilhaben lassen zu können. Alle bisherigen Kapitel finden sich auf dieser Übersichtsseite der Beauty-Fortsetzungsgeschichte. Auf die kommende Staffel der Beauty-Soap bin auch ich selbst schon sehr gespannt, denn fest steht bisher nur: Sie wird in einer anderen Form stattfinden. Bis bald!