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In Kooperation mit ProTec Ingredia // Das Telefon von Antje Düring, Formulation and Study Manager beim Wirkstoffhersteller Mibelle Biochemistry, klingelt. Am Apparat ist die Forschung & Entwicklung eines Kosmetikproduzenten und möchte wissen, wie man den Wirkstoff Vin-UpLift am besten in einer Creme verarbeitet. Die Textur der ersten Test-Formulierung einer Creme sei damit etwas ‘quarkig’ geworden, woran das liegen könnte?
Einen Wirkstoff in ein neues Kosmetikprodukt einzuarbeiten ist nicht so einfach, wie man sich vielleicht erst denken könnte. Viele Aspekte spielen dabei eine Rolle, denn eine Emulsion ist ein komplexes Gebilde. Mibelle Biochemistry entwickelt deswegen für jeden Wirkstoff eigene Richtlinien, die als Formulation Guidelines bezeichnet werden. Zuständig dafür ist der Bereich der Anwendungstechnik, der eine wichtige Schnittstelle zwischen dem Rohstoffhersteller und den Herstellern von Kosmetikprodukten bildet. Gleich erfahre ich mehr darüber!
In der Anwendungstechnik
Antje Düring, die ganz oben auf dem Foto zu sehen ist, arbeitet im Bereich der Anwendungstechnik bei Mibelle Biochemistry. Bei unserem Treffen in der Schweiz frage ich sie nach ihrem beruflichen Weg: Als Chemielaborantin wollte sie gerne in der Kosmetikindustrie arbeiten und hat deswegen bei der Deutschen Gesellschaft für Kosmetik eine weitere Ausbildung zur zertifizierten Kosmetikexpertin absolviert.
Zu ihren Aufgaben bei Mibelle Biochemistry gehört die Entwicklung von Studien- und Rahmenformulierungen. In enger Zusammenarbeit mit Dr. Franziska Wandrey, die ich euch bereits in einer vorigen Folge der Beauty-Fortsetzungsgeschichte vorgestellt habe, erstellt Antje Cremes oder auch Shampoos, in denen Wirkstoffe beispielsweise in verschiedenen Konzentrationen getestet werden können.
Bei der Entwicklung von neuen Wirkstoffen ist Antje ebenfalls beteiligt. Insbesondere wenn ein Extrakt sehr aktiv ist, stellt das die Stabilität einer Formulierung oft vor Herausforderungen. Sie prüft deswegen den neuen Wirkstoff in zahlreichen Kombinationen mit unterschiedlichen Gelbildnern oder Emulgatoren.
Formulation Guidelines
Damit sind wir bei den Formulation Guidelines angekommen: Die Richtlinien für die Verarbeitung von Wirkstoffen in kosmetischen Formulierungen sind eine praktische Hilfe für Kosmetikhersteller. Darin befinden sich Dosierungsempfehlungen für den Wirkstoff, aber auch Hinweise für die Reihenfolge oder die Temperatur bei der Einarbeitung in die Rezeptur. Da steht dann zum Beispiel, dass man den Wirkstoff Helioguard™ 365 nur bei unter 50°C in die Emulsion einrühren sollte.
Mibelle Biochemistry unterstützt die Kosmetikhersteller auch mit Beispielformulierungen aus der Gesichts-, Körper- oder Haarpflege. Antje macht es übrigens besonders großen Spaß, kundenspezifische Formulierungen für Kosmetikprodukte zu entwickeln – eine ihrer liebsten Tätigkeiten.
Technischer Kundensupport
Ein weiterer wichtiger Teil der Arbeit im Bereich der Anwendungstechnik ist der technische Kundensupport. Wirkstoffe verhalten sich manchmal anders als erwartet, wenn sie mit anderen Inhaltsstoffen kombiniert werden und können die Sensorik oder die Stabilität einer Formulierung beeinflussen. Mit ihrer Erfahrung und ihrem detaillierten Wissen rund um die Wirkstoffe kümmert sich Antje um die Probleme oder Nachfragen von Kosmetikherstellern hinsichtlich der Einarbeitung eines neuen Wirkstoffs in eine Rezeptur.
Vin-upLift von Mibelle Biochemistry
Sehen wir uns doch den Wirkstoff Vin-upLift von Mibelle Biochemistry näher an, um den es im anfangs erwähnten Telefonat ging: Vin-upLift wird aus Schweizer Eiswein hergestellt. Dafür werden die gefrorenen Trauben partiell fermentiert und weisen dadurch eine hohe Konzentration an Polyphenolen auf. Der von Cosmos zertifizierte Wirkstoff bietet dazu einen straffenden Soforteffekt.
Woran kann es liegen, dass Vin-upLift die Textur der Test-Creme des Kosmetikherstellers verändert hat? Im ersten Schritt prüft Antje alle Inhaltstoffe der Formulierung und hat dann meist schon eine Idee, wo das Problem liegen könnte. Wirkstoffe können beispielsweise empfindlich auf Veränderungen des pH-Werts während des Herstellungsprozesses reagieren. Oder aber die unterschiedliche physikalische Ladung von Wirkstoffen führt zur Instabilität einer Formulierung.
Bei Vin-upLift hat die Veränderung der Textur der Test-Creme eine andere Ursache: Als Trägerstoff des aktiven Wirkstoffs in Vin-upLift dient ein feuchtigkeitsbindendes Gerüst aus Polysacchariden von der Tara-Pflanze Caesalpinia Spinosa. Tarakernmehl hat jedoch auch verdickende Eigenschaften und kann dadurch die Konsistenz eines Kosmetikprodukts verändern. Deswegen rät Antje dem betroffenen Kosmetikproduzenten, die anderen in der Formulierung enthaltenen Verdickungsmittel zu reduzieren, um die gewünschte Textur zu erzielen. Und voilà, nun passt die Viskosität der Creme wieder!
Solche Beispiele zeigen, wie sehr die Effektivität von Kosmetik nicht nur von den einzelnen Wirkstoffen, sondern auch von den passenden Formulierungen abhängt, in die sie eingearbeitet werden. Zum Schluss möchte ich Antje zitieren, die einen eindrücklichen Vergleich zieht: “Wirkstoffe sind wie der Motor eines Bugatti. Ohne das richtige Fahrwerk kann keine optimale Leistung erzielt werden.”
© Copyright Fotos: Mit Ausnahme des Fotos in der Mitte liegen die Rechte bei Mibelle Biochemistry.
Neugierig auf neue kosmetische Wirkstoffe? In der nächsten Folge der Beauty-Fortsetzungsgeschichte dreht sich alles um die Verbindung von Wirkstoffen und Beauty-Trends.