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An Weihnachten und zwischen den Jahren habe ich die Zeit genutzt, das Jahr 2018 Revue passieren zu lassen – aus naturkosmetischer, aber auch aus meiner persönlichen Sicht. Wie mein Jahr beruflich verlaufen ist, konntet ihr bereits im Post zu meinem achtjährigen Blogjubiläum nachlesen.
Da ich den Jahresrückblick hier auf dem Blog eigentlich in jedem Jahr anders gestalte, habe ich mich dieses Mal dazu entschlossen, einen Mix an diversen Facetten meines Jahres mit euch zu teilen. Viel Spaß beim Lesen meines Naturkosmetik-Potpourris aus dem Jahr 2018!
Bella Italia
Gleich zu Anfang des Jahres 2018 ging es für mich nach Bari, endlich mal wieder Italien! In der apulischen Großstadt gab es nicht nur einen Bio-Supermarkt, sondern auch ein Fachgeschäft für Naturkosmetik. Dort wurde mir so richtig klar, wie sehr sich die Naturkosmetik in Italien in den letzten Jahren verändert hat: Aus der oft nur naturnahen, altmodischen Kosmetik haben sich moderne Naturkosmetik-Produkte entwickelt, die viele aktuelle Trends aufnehmen. Da gibt es Mizellenshampoos, Gesichtspflege mit Fruchtsäuren oder Tuchmasken, um nur mal drei Beispiele zu nennen (ich schrieb hier oder hier darüber). Und auch optisch können sich die Verpackungen sehen lassen! Ein Markt, den ich im Auge behalten werde.
Neue Wege im Verkauf
In 2018 veränderte sich auch im Verkauf von Naturkosmetik einiges. So konnte ich entdecken, wie das Reformhaus aus seinem Dornröschenschlaf erwacht und sich als Anlaufstelle für Naturkosmetik neu etabliert. Neue Verbindungen und eine nachhaltige Einkaufswelt zwischen Eco Fashion und Naturkosmetik schafft der im Oktober eröffnete Concept Store Werte Freunde in Hamburg. Online gab es ebenfalls Entwicklungen: Ecco Verde (Nice Shops) übertraf bei einem Crowdfunding alle Erwartungen und wird somit das Online-Business weiter ausbauen können. najoba ging ganz neue Wege und wird nun zu einer grünen Einkaufsgemeinschaft (hier mein Post dazu), um auf diese Weise günstigere Preise bieten zu können.
Innovative Rohstoffe
Nur wenn es neue natürliche Rohstoffe gibt, kann sich auch die Naturkosmetik weiter entwickeln. Aus diesem Grund besuche ich regelmäßig Rohstoff-Messen, wie z.B. die In-Cosmetics Global in Amsterdam: Was ich auf diesen Messen sehe, kann ich vielleicht bald darauf in neuen Produkten wiederfinden.
Immer mehr kosmetische Rohstoffe werden aus natürlichen Ressourcen hergestellt, so gibt es z.B. Pentylenglycol mittlerweile in naturkosmetischer Qualität. Auch die biologische Abbaubarkeit von Rohstoffen steht zunehmend im Fokus, Stichwort Mikroplastik. So wurde auf der In-Cosmetics biologisch abbaubarer Glitter oder auch Kunststoff vorgestellt.
Viele Gedanken habe ich mir in diesem Jahr über natürliche Rohstoffe gemacht, die im Labor hergestellt werden. Sie sind im Grunde umweltschonender als klassische Wildsammlungen von Pflanzen, aber entsprechen sie noch dem ursprünglichen Gedanken von Naturkosmetik? Vielleicht ja.
Großes Thema waren in diesem Jahr auch Inhaltsstoffe, die das Mikrobiom der Haut fördern sollen. Mit den Gründern der weißrussischen Marke Sativa habe ich schon auf der Vivaness darüber gesprochen, wie Kosmetikprodukte die vielfältigen Mikroorganismen auf der Haut stärken können.
Ebenfalls spannend: Neue Pflanzenextrakte wie gemmotherapeutische Wirkstoffe (z.B. bei Grüne Erde) oder Wirkstoffe, die gegen Blue Light wirken (z.B. bereits in den Produkten von Annemarie Börlind oder i+m).
Auch bei den Pigmenten gibt es Fortschritte. Mir wurde z.B. beim Verwenden der neuen Dr. Hauschka Regeneration Tagescreme Balance klar, wie entscheidend sich die Auswahl der Pigmente auf der Haut auswirkt.
Als Speakerin unterwegs
Jetzt mal was Berufliches von mir: In diesem Jahr war ich häufig “in echt” zu erleben! So hielt ich Key Notes bei einigen fachlichen Veranstaltungen (z.B. beim NaturkosmetikCamp oder einem Kosmetikverband), nahm an einer Podiumsdiskussion auf dem Naturkosmetik Branchenkongress teil oder gestaltete zusammen mit der Marke Plaine eine Roadshow bei Händlern. Diese Events haben mir großen Spaß gemacht, da kann ich mir in 2019 noch viel mehr vorstellen … 🙂
Wasserfeste Naturkosmetik-Mascara
Wenn das mal nicht eine Revolution ist: Ich habe in diesem Jahr gleich zwei Produkte ausprobiert, die die Haltbarkeit von Naturkosmetik neu definieren. Einmal ist da die Le Mascara Waterproof von der französischen Marke Avril. Die zertifizierte Wimperntusche hat sich bei meinem harten Test in der Dusche gut geschlagen und mich an Sommertagen am See begleitet. Endlich gibt es eine (fast) wasserfeste Naturkosmetik-Mascara! – Auf den Lippen überstand der Beetroot Cheek & Lip Tint von Ere Perez ein mehrgängiges Menü, meine ausführliche Review dieses speziellen Produkts des australischen Herstellers findet ihr ebenfalls auf dem Blog.
Thematisch zwar etwas anders gelagert, aber ich muss hier unbedingt noch einen kleinen Hinweis auf die Mascara von Absolution hinein packen: Die Wimperntusche ist ein bemerkenswerter Neuzugang in meiner Schminktruhe, was Volumen und Länge auf den Wimpern angeht. Und auch der Highlighter von Baims mit seinem brasilianischen Glow hat mir 2018 viel Freude gemacht.
Neue Beauty-Treatments
Wenn Kosmetikmarken auch Behandlungskonzepte anbieten, dann schätze ich das sehr. Wenn es sich dazu um ein ganz neuartiges Konzept handelt, um so mehr! Im Sommer durfte ich die Kosmetikbehandlung von Amo como soy kennenlernen, die ein klassisches Beauty-Treatment mit Elementen aus der craniosacralen Körpertherapie verbindet. Ich bin davon noch immer beeindruckt und hoffe, dass im nächsten Jahr weitere Kosmetkerinnen mit Amo como soy arbeiten.
Support your local planet
Ein Trend, der sich in meinen Augen weiter verstärkt hat, ist der Trend zum Lokalen. Gerade in abgelegenen Gegenden wie den Cevennen in Frankreich konnte ich gleich mehrere Naturkosmetik-Marken entdecken, die sich ganz bewusst auf ihre örtlichen Wurzeln besinnen. Ein gutes Beispiel dafür ist die Marke Belesa, in den Produkten kommen z.B. Maronen oder Honig aus der Region zum Einsatz (hier geht es zu meinem Blogpost über Naturkosmetik in den Cevennen). Auf der Verpackung wird zusätzlich der Anteil der lokalen Inhaltsstoffe ausgewiesen. In Paris habe ich neu die Naturkosmetik-Marke Oden entdeckt, deren Sortiment Gesichtsöle aus unterschiedlichen französischen Regionen umfasst (z.B. Mirabellenöl aus Lothringen).
Auch ich selbst hatte mir für 2018 vorgenommen, mehr die örtlichen Händler oder Hersteller hier in Nürnberg zu unterstützen. So freute ich mich sehr, die beiden Gründer von Haused Wolf kennenzulernen – ich habe euch die junge Marke in diesem Post vorgestellt.
Eine Marke mit vielen Innovationen
Wenn ich nur eine einzige Marke nennen dürfte, die es in 2018 geschafft hat, gleich mehrere trendy und innovative Beauty-Produkte zu lancieren, dann wäre das wohl Mádara aus Lettland. Auf der Vivaness wurden nicht nur neue und gute Sonnenschutz-Produkte wie die Sonnencreme für den Körper oder die City CC Cream gezeigt, sondern auch drei unterschiedliche Ampullen (eine davon mit purem Erdbeersamenöl!) oder die festigende Re:Gene Volume Rebuild Lifting Mask. Wow, das hat Mádara richtig gut gemacht und ich bin schon gespannt, wie sich die Marke zukünftig entwickelt.
Die Naturkosmetik-Branche in Bewegung
Die Naturkosmetikbranche war 2018 gut in Bewegung: Gleich mehrere Pioniere konnten ihre runden Firmenjubiläen feiern, z.B. Santaverde, i+m, Cattier, Luvos oder Speick. Herzlichen Glückwunsch nochmals an dieser Stelle an die Vorreiter der Naturkosmetik!
Für viel Aufmerksamkeit sorgte der Verkauf der Logocos-Gruppe an L’Oréal, die Marken Logona, Sante, Fitne und Heliotrop wurden im Herbst 2018 vom Großkonzern L’Oréal übernommen. Gleichzeitig versucht sich L’Oréal an der Lancierung einer neuen zertifizierten Naturkosmetik-Marke, in Frankreich konnte ich “La Provençale” in mehreren Supermärkten und Kaufhäusern entdecken. Im Mittelpunkt der Marke steht Olivenöl aus der Provence, daher auch der Markenname.
Richtig gelungen finde ich den Relaunch der Naturkosmetik-Marke Farfalla aus der Schweiz, der zeitgleich mit der Übergabe des Unternehmens an die nächste Generation geschah. Ich bin mir sicher, es bleibt auch 2019 spannend in der Naturkosmetik-Branche!
Lip Masks
In Korea und den USA sind Lip Masks seit einiger Zeit der letzte Schrei. Da Lippenpflege ein besonderes Spezialgebiet meiner Beautyjagd ist (meine Lippen sind leider nicht gerade pflegeleicht), wurde ich in Seoul auf das im Herbst 2018 auf den Markt gebrachte Overnight Intensive Lip Treatment von Burt’s Bees aufmerksam, ich berichtete hier bereits über den Trend. Übrigens hat auch Lavera in diesem Jahr mit dem SOS Help Lippenbalsam eine richtig gut pflegende Lippenpflege herausgebracht.
Viele Start-Ups am Start
Es ist großartig, dass immer mehr Start-ups im Bereich Naturkosmetik entstehen und die Szene erfrischen! Gleichzeitig ist es nicht mehr so einfach, als neu gegründete Marke auf dem Markt Aufmerksamkeit zu erreichen. Entsprechend muss man das Marketing und selbstverständlich auch die Produkte genauer positionieren, um Erfolg zu haben. Zwei Beispiele aus 2018 gefällig? Die Luxuspflege von Inari Arctic Beauty konzentriert sich auf Inhaltsstoffe aus nordischen Gefilden (ich habe Inari hier ausführlich vorgestellt, das Foto oben zeigt die beiden Gründerinnen); Anakena verbindet hingegen deutsche Naturkosmetik mit tropischem Flair von der Osterinsel (habe ich auf der Vivaness kennengelernt). Auch in Asien habe ich neue Naturkosmetik-Marken entdecken können, z.B. Urang Natural aus Korea.
Spannend finde ich, dass immer mehr internationale Marken auf den europäischen Markt kommen. Umgekehrt ist das ebenso der Fall: So haben z.B. die französischen Naturkosmetik-Nischenmarken wie Buly oder Huygens in Seoul oder Tokio ihre eigenen Geschäfte eröffnet.
Im Fokus: Verpackungen
Verpackungen sind neben den Rohstoffen eines der wichtigsten Themen der Naturkosmetikbranche, in gleich mehrerlei Hinsicht: Einerseits werden die Verpackungen von Naturkosmetik insgesamt optisch ansprechender gestaltet – das Aussehen von Produkten kann gerade im Bereich Beauty durchaus entscheidend für den Erfolg einer Marke sein. Spontan kommt mir dabei z.B. die wunderschöne Verpackung der Limited Edition Purple Light von Dr. Hauschka in den Sinn, die zusammen mit der Künstlerin Emma Lindström designt wurde.
Andererseits geht es im Bereich Verpackungen noch viel mehr als früher um den Umweltschutz: Firmen setzen z.B. auf Tuben aus Kunststoff, der aus natürlichen Ressourcen gewonnen wird. Auch die Kompostierbarkeit von Verpackungen (z.B. Plaine Pulverwunder) spielt eine Rolle. Mein Blogpost über die französische Marke CoZie fand unter euch große Resonanz, die Produkte werden in Glasflaschen im Pfandsystem angeboten. Noch besser ist es natürlich, ganz wenig Verpackung zu benötigen. Nachdem Nischenmarken wie Lamazuna es bereits vorgemacht haben, zog Alverde in diesem Jahr mit einem festen Shampoo im Pappkarton nach.
Neues für die Haare
Ein bisschen länger musste ich über Neuheiten im Bereich der Haarpflege innerhalb der Naturkosmetik nachdenken. 2018 ist immerhin das Jahr, in dem selbst L’Oréal auf Pflanzenhaarfarben setzte. Abgesehen davon muss ich hier unbedingt die Innovation von Melvita erwähnen: In den neuen farbschützenden Color-Produkten der Expert-Haarpflegelinie (die für viele zu den besten Haarpflegen im Bereich der Naturkosmetik gehört) kommt Indigo zum Einsatz. Dieser Extrakt wird das durch einen speziellen Herstellungsprozess gewonnen, der zum Patent angemeldet ist. Das Haar wird mit dem Shampoo, dem Haaröl und dem Conditioner der Color-Linie gepflegt, geschützt und erhält Glanz (meine Entdeckung habe ich hier auf dem Blog vorgestellt). Und toll sieht das rosa Öl noch dazu aus!
Das weite Feld der Emulsionen
Ich habe mich 2018 verstärkt mit dem Thema Emulsionen auseinandergesetzt: Auf welche Weise Wasser und Öl in einer Creme verbunden werden, kann zu ganz unterschiedlichen Resultaten auf der Haut führen. Aufgefallen ist mir das z.B. bei der Crème Douceur Hydro-Biotique von Novexpert, die meiner Haut nachhaltiger Feuchtigkeit spendet als viele andere Cremes. Die Textur würde ich als “juicy” bezeichnen. Beeindruckt hat mich in dieser Hinsicht auch die Sensitive Cream Mask von Annemarie Börlind, die sich ebenfalls durch eine geschickt aufgebaute Emulsion auszeichnet: Sie lässt die Feuchtigkeit kontrolliert schrittweise ziehen und sorgt für langanhaltende kühlende und beruhigende Wirkung auf der Haut (ideal bei Rötungen).
Und 2019?
Für 2019 wünsche ich mir, dass die Naturkosmetik noch offener wird, ohne ihre Wurzeln zu verlieren. Das Engagement für Umwelt und menschliche Werte darf dabei gern noch stärker herausgestellt werden. Ich glaube zutiefst an die Kraft der Vielfalt, weshalb ich mich auf der Biofach 2018 bei einer Veranstaltung für mehr Diversität in der Naturkosmetikbranche (sowohl bei den Machern als auch den Kunden) eingesetzt habe – damit die Naturkosmetikbranche zukunftsfähig bleibt! Und selbstverständlich freue ich mich als leidenschaftliche Beauty-Freundin auf viele spannende und neue Konzepte in 2019, über die ich dann selbstverständlich auf dem Blog berichten werde 🙂